Sternenfaust - 080 - Alarmstufe Rot! (2 of 2)
Bruder. Aber ich habe ihn sehr geliebt. Das, was ich in den vergangenen Tagen getan habe …«
»Sie standen unter dem Einfluss des Virus«, meinte Dana schnell.
»Sie wissen, Captain, nicht jeder hat darauf gleich reagiert. Ich gebe mir einen Teil der Schuld, schließlich gehören meine Aggressionen therapiert. Ich hab mir nur eingeredet, damit klarzukommen.«
Dana schwieg. Wenn sie ehrlich war, hätte sie zugeben müssen, selbst ein Problem mit ihren Aggressionen während des Fiebers gehabt zu haben. Es hieß, das Virus verstärke nur die Gefühle, die man sonst unter Kontrolle hatte. Aber sie wollte vor Sixton nicht ehrlich sein. Über das, was sie hier getan hatte, wollte sie mit Shesha’a reden, und mit niemandem sonst.
»Sie werden Ihren Weg finden«, meinte sie zuversichtlich.
Sixton nickte. »Also … Danke. Sie haben mich vor Schlimmerem bewahrt. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder.«
»Vielleicht.« Dana schaffte es zu lächeln. Sixton wirkte überhaupt nicht mehr bedrohlich.
Der kräftige Mann sah zu Emmi Summer hinüber. »Essen Sie nicht zu viel, Summer! Denken Sie an Ihre Figur!«
»Ja, Sir!« Emmi salutierte mit schokoladenverklebten Fingern.
Das Lächeln um Sixtons Lippen war wehmütig. »Leben Sie wohl.«
Als er ging, spürte Dana tiefes Mitgefühl. Es überraschte sie. Auf der einen Seite hatte Sixton viel Schlechtes getan in den letzten Tagen. Auf der anderen hatte er ihr Leben gerettet. Sie überlegte sich, wie sie sich fühlen würde, wenn Sixton durch ihren Wutausbruch im Aufenthaltsraum zu Tode gekommen wäre. Allein der Gedanke verursachte ihr Übelkeit.
Emmi sprang aus dem Bett. »Das Beste hast du noch gar nicht gesehen!« Sie zerrte einen Karton unter dem Tisch hervor. Ein Schachspiel aus Blaubeerschokolade kam zum Vorschein. »Da hat man doch gleich eine ganz andere Motivation!«
Dana musterte Emmi, mit ihren zurecht gezupften Haaren und den rot schimmernden Wangen. Auch wenn sie es nie gedacht hätte: Sie würde Emmi Summer vermissen.
*
Zentralwelt des J’ebeemschen Imperiums
Siron Talas betrat gemessenen Schrittes und mit ausdruckslosem Gesicht das Regierungsgebäude des Triumvirats auf Ebeem. Man hatte ihn mit äußerster Dringlichkeit von Shupra zurückbeordert. Früher hätte Siron sich darüber gewundert und wäre vielleicht sogar beunruhigt gewesen. Schließlich hatten die drei Triumvirn ihm in der Vergangenheit mehr als einmal einen Auftrag erteilt, der ihm zum Nachteil gereicht hatte – oder zumindest hatte reichen sollen.
Und jedes Mal war dem eine persönliche Instruktion durch einen der Triumvirn oder alle drei vorausgegangen. Doch seit Tailas Tod war ihm selbst das egal. Sollten sie ihn doch in den tiefsten Schlund der Feuerdrachen stoßen, wenn sie wollten. Es war ihm gleich.
Taila war nicht mehr, und nichts war ihm noch wichtig. Nicht einmal seine kleine Tochter Tanera, deren Anblick er ohnehin nicht ertragen konnte. Obwohl erst gut ein Jahr alt, war sie doch schon ganz Tailas Ebenbild. Da war es besser, sie blieb in der Obhut ihrer Großeltern, Tanten und Onkeln und damit möglichst weit weg von ihm.
Siron betrat das Allerheiligste, den Audienzraum der Triumvirn, in dem jeder hinter einem Arbeitstisch aus feinstem Asmaton-Stein saß, dem wertvollsten Ziergestein im ganzen Reich. Jeder Tisch war ausgestattet mit den modernsten Arbeitsstationen. Doch die gesamte Anordnung wirkte eher wie drei Throne, die ihre Besitzer weit über alle anderen J’ebeem stellten, als der Arbeitsplatz, der sie sein sollten. Es hatte Zeiten gegeben, in denen diese Anordnung Siron eine gewisse Ehrfurcht eingeflößt hatte, doch das war schon lange vor Tailas Tod vorbei gewesen.
Er absolvierte die angemessene Begrüßung, zu der auch ein Kniefall und eine tiefe Verbeugung gehörten und wartete mit steinerner Miene darauf, was die drei mächtigsten Männer des Reiches diesmal von ihm wollten.
»Kommandant Talas«, ergriff schließlich Dagis Rendoy das Wort, »Ihren Berichten nach haben Sie Ihr Lehen im Shupra-System in kürzester Zeit wahrhaft perfekt organisiert. Eine wirklich beeindruckende Leistung.«
Siron machte eine knappe Geste des Dankes, blieb aber stumm.
»Natürlich ist uns bewusst, dass Sie gern dort bleiben, es ausbauen und verwalten würden.«
»Mein Bestreben ist es, Ebeem zu dienen an jedem Ort, an dem meine Fähigkeiten gebraucht werden«, antwortete Siron schlicht.
»Und Sie haben in der Vergangenheit bereits mehr als einmal unter
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