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Sternenfaust - 093 - Auge des Feindes

Sternenfaust - 093 - Auge des Feindes

Titel: Sternenfaust - 093 - Auge des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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eine gesonderte, verborgene Datei. Es speicherte die fünfte Löschung, danach die zweite, danach die elfte, danach erneut die zweite, die sechste, die dritte und so weiter. Es war ein aus einer unregelmäßiger Zahlenfolge bestehender Code, der sich erst nach der 27. Speicherung wiederholte. Abenaike musste also die Worte in seinem Bericht genau nach diesem Code timen und die 27 Zahlen ständig im Kopf haben. Und natürlich änderte er den Code nach jeder erstellten Nachricht.
    Sobald die Speicherung abgeschlossen war, übertrug sich die Datei selbstständig und unbemerkt an einen Server, sobald sich dort eine bestimmte Person mit ihrer ID-Karte einloggte, bei der es sich selbstverständlich auch nicht immer um dieselbe Person handelte. Anschließend überschrieb sich die Ursprungsdatei mehrfach selbst, bevor sie sich aus dem System löschte.
    Joris Abenaike kannte die ID-Codes jedes Mitarbeiters und konnte dadurch jedem von ihnen das Erstellen der Datei unterschieben.
    Durch weitere ebenso ausgeklügelte Programme wurde die Datei über ein beinahe unübersichtliches Netz von Stationen schließlich an ein Funkrelais auf dem Mars übertragen und von dort durch andere, von Abenaike eingeschleuste Virusprogramme – die wiederum in anderen Programmen versteckt waren – an einen beliebigen ausgehenden Bergstromfunkspruch gehängt, der nur diesen Anhang unbemerkt zu einem ganz anderen Empfänger abstrahlte. Von dort aus ging er wiederum über mehrere andere Stationen zu einer geheimen Relaisstation, die ihn an den eigentlichen Empfänger weiterleitete. Sollte jemals eine dieser Sendungen von unautorisierten Personen abgefangen werden, so würde man nur feststellen können, dass sie offenbar auf dem Mars erstellt und abgesandt worden war. Und es hätte schon eines erheblich größeren Computergenies als Abenaike bedurft, um auch nur die geringste Spur zu finden, die eventuell in seine Richtung wies.
    Das Problem für die Menschen war nur, dass sie kein solches Genie in ihren Reihen hatten, denn Abenaikes Gehirn war von Genetics optimiert. Die waren allerdings nicht seine eigentlichen Dienstherren.
    Joris Abenaike war ein J’ebeem.
    Er gehörte zu der neuen Generation der j’ebeemischen Infiltrationsagenten, die kein noch so ausgeklügeltes biologisches Suchprogramm oder DNA-Test als solche entlarven konnten, denn er und seine Kollegen waren biologisch zu hundert Prozent Menschen.
    Das Programm, aus dem Abenaike stammte, war bereits vor über zwanzig Jahren ins Leben gerufen worden. Von Anfang an war dem Temuran klar gewesen, dass zu Menschen umoperierte J’ebeem ein Risiko darstellten, weil die Gefahr der Entdeckung mannigfaltig war. Die Praxis hatte das bewiesen, denn nahezu ein Drittel der Agenten war im Laufe der Zeit enttarnt worden, weil man sie biologisch als J’ebeem identifiziert hatte. Schließlich war es trotz allen technischen Fortschritts nicht gerade leicht, menschliches Blut für Bluttests in künstlichen implantierten Venen bereitzuhalten. Und die sprichwörtlichen »Reflexe wie ein J’ebeem« hatten auch so manchen verraten.
    Nicht minder riskant war es, Menschen als Agenten anzuwerben, denn die spionierten nie aus Überzeugung, sondern nur wegen der ausnehmend guten Bezahlung, die sie von Ebeem erhielten. Und ganz gleich, wie gut diese Zahlungen getarnt und durch wie viele Kanäle sie zur Verschleierung geflossen waren, die Enttarnungsrate unter ihnen lag bei 87%, weshalb diese Methode der Informationsgewinnung als Fehlschlag wieder eingestellt worden war.
    Deshalb hatte der Temuran eines Tages eine Reihe von Wissenschaftlern der Genetics entführt und die Sache so aussehen lassen, als seien sie alle tödlichen Unfällen zum Opfer gefallen, sodass niemand nach ihnen suchte. Einmal auf Ebeem, hatte man sie mit Gehirnwäsche, Bestechung oder Drogen gefügig gemacht. Mit ihrer Hilfe und dem durch andere Agenten besorgten menschlichen Genmaterial hatten diese Wissenschaftler echte menschliche Embryonen hergestellt, die mit Hilfe von Wachstumsbeschleunigern innerhalb von acht Jahren voll ausgewachsen waren. Danach hatte man sie trainiert, um als Menschen unter Menschen zu leben, aber mit einer bestimmten Genmanipulation sichergestellt, dass ihre Loyalität ausschließlich Ebeem und dem Triumvirat galt.
    Sie waren biologisch Menschen, aber ihre Seelen waren die von linientreuen J’ebeem. Bessere Agenten gab es nicht, und bis heute war kein einziger von ihnen enttarnt worden oder auch nur in Verdacht

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