Sternenfaust - 102 - An vielen Fronten
wir uns denken. Ich würde wirklich sagen, wir lassen uns überraschen, was Taglieri und seine fähigen Leute vor Ort so alles herausfinden. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass es die Menschheit wieder einen großen Schritt vorwärts bringt.«
*
Solare Welten, Alpha Canis Maioris III, St.-Garran-Krater
Schwarzer Stein
Beim leuchtenden Mond wird er Gold. Sirius.
Meister William Beaufort saß im Steingarten des Christophorer-Klosters auf Sirius III und war in den Anblick des fein geharkten Sandes vor ihm versunken.
Gold.
Der Sand funkelte wirklich golden im Licht des doppelten Mondes, der sich im See des rund 30 Kilometer tiefen Kraters auf dem dritten Planeten des Alpha Canis Maioris-Systems widerspiegelte. Der Ordensbruder dachte an den Mondschein der Erde, der auf dem Heimatplaneten der Menschen immer ein bläulich-silbernes Licht verbreitete.
Ich ziehe dieses blassgoldene Licht der Nächte auf Sirius III vor , dachte Meister William und ließ seine Gedanken noch ein wenig bei dem Gedicht weilen, dass gerade in ihm aufgestiegen war. Auch wenn das Licht der Doppelsonne von Sirius A und Sirius B keine wirkliche Nacht zulässt. Selbst hier im Krater nicht. Dazu waren die beiden Monde von Sirius III zu groß und ihrem Planeten zu nahe. Sie strahlten wesentlich mehr Licht ab als der kleine Erdenmond.
»Meister William …?«
Die Stimme klang vorsichtig und sehr jung. Meister William seufzte unhörbar und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ja, was ist denn, Mauritio?«
»Meister, ich kann mich in diesem hellen Licht nicht konzentrieren …!«
William schlug die Augen auf und sah in die Runde. Sein Schüler Mauritio war offenbar nicht der Einzige, der Schwierigkeiten mit der Fokussierung hatte. Die zehn jungen Leute, die er hier im Meditieren unterrichtete, rutschten alle unruhig im Lotussitz hin und her.
Trotzdem fragte Meister William jetzt nach. Er wollte wissen, ob einer seiner Schüler schon wenigstens die Ansätze eines Gedichts hatte. »Wer von euch hat wenigstens schon ein paar Worte?«
Betretenes Schweigen breitete sich aus. »Meister, ich glaube, ich kann das einfach nicht in dieser unwirklichen Umgebung. Ich habe immer das Gefühl, da ist etwas hinter mir, das ich nicht sehen kann …«
Meister William lächelte. »Glaub mir, Mauritio, da ist nichts. Ihr seid alle nicht von hier – übrigens seid ihr die erste Klasse, die ich in Meditation unterrichte, in der niemand vom Sirius dabei ist. Gebt euch ein wenig Zeit, wir haben erst vor zwei Wochen angefangen. Meditation muss geübt werden.«
Er sah in ratlose Gesichter. Die jungen Menschen, die hier vor ihm saßen, waren im Gegensatz zu seinen Studenten der regelmäßigen Psychologie-Vorlesungen an der Brüderschule junge Mönche, die das Meditieren lernen sollten. Für einen Christophorer war wichtig, dass Wissenschaft ganzheitlich mit dem Universum und der eigenen geistigen Entwicklung verbunden blieb – die eigentliche Religion derjenigen, die in den Orden eintraten, war unwichtig. Vor ihm saßen islamisch-evangelikale, buddhistische und auch animistische Gläubige. Dem Orden konnte jeder beitreten – und seit einem Jahr war Meister William Beaufort ebenfalls dazu befugt, diejenigen mit auszuwählen, die dann letztendlich als Novizen in den Orden aufgenommen wurden.
Die Plätze waren begehrt, doch lange nicht jedem Aufnahmegesuch wurde stattgegeben. Und doch waren es Jahr für Jahr nur rund 50 bis 60 junge Leute, die den Status eines Novizen bekamen.
Meister William sah in die Kunde der zehn Neulinge, die er in der Meditation unterweisen sollte. Zwei oder drei hatten die Augen noch geschlossen und bemühten sich offenbar redlich, seinen Anweisungen, die Außenwelt auszuschließen und sich auf den goldenen Sand zu ihren Füßen zu konzentrieren, Folge zu leisten.
Sogar eine junge Frau war darunter. Meister William staunte immer noch darüber, das war im Orden seit über 25 Jahren nicht mehr vorgekommen. Die Voraussetzungen, die einer Aufnahme in den Orden zugrunde lagen, konnten aufgrund genetischer Bedingungen fast nur von Männern erfüllt werden. Natürlich war nicht ausgeschlossen, dass auch Frauen diese Bedingungen erfüllten. Aber es war sehr selten, dass das vorkam – und dann auch noch von den Ordensbrüdern entdeckt wurde. So gab es innerhalb des Ordens meist nur die Schwestern, die lange mit einem der Brüder verheiratet waren.
Nicht so Frida. Sie stammte von Luytens Stern, einer Sonne von der Größe
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