Sternenfaust - 110 - Die Fünfte Kolonne
Mitchell zu. »Deshalb haben Sie völlig recht mit Ihrer Befürchtung, dass Abenaikes Kumpane wirklich überall sitzen könnten. Und wir haben gegenwärtig keine Anhaltspunkte, nach denen wir ein Raster erstellen könnten, durch das wir zumindest ein paar Verdächtige bekämen.« Er machte eine weit ausholende Handbewegung. »Welche Kriterien sollten wir dafür ansetzen? Sollen wir sämtliche Waisen überprüfen? Alle Leute, die ein zurückgezogenes Leben führen? Alleinstehende oder gerade solche, die mindestens drei Kinder haben wie Abenaike?« Er schüttelte den Kopf. »Fakt ist, dass wir nichts Greifbares haben.«
»Tolle Aussichten!«, knurrte Gernet.
»Viel wichtiger ist doch die Frage«, warf Mitchell ein, »ob die J’ebeem durch diese neue Art von nicht oder nur durch dumme Zufälle zu entlarvende Agenten die geheime Herrschaft über die Solaren Welten erlangen wollen. Man muss sich das nur mal vorstellen: Da gibt es J’ebeem, die als perfekt getarnte Menschen in den höchsten Stellen von Regierung und Wirtschaft sitzen und alles in ihrem Sinne beeinflussen können, was ihnen gerade gefällt. Uns manipulieren , wie es ihnen passt.« Er schüttelte den Kopf und sah Laurie durchdringend an. »Ich nehme an, dass Sie etwas dagegen unternehmen wollen, Agent Laurie?«
»Das werde ich. Ich werde herausfinden, wie viele dieser J’eberde es tatsächlich gibt und vor allem wer sie sind«, antwortete der GalAb-Leiter ruhig.
»Aber Sie sagten doch gerade, dass das nicht möglich wäre«, wandte Gernet ein.
»Ich sagte, dass es keine Möglichkeit gibt, sie anhand ihrer Lebensläufe zu identifizieren, die offenbar alle wahrhaft perfekt sind. Doch es gibt jemanden, der sie alle kennt: der Temuran auf Ebeem.«
In Mitchells Augen funkelte es belustigt auf. »Jetzt bin ich neugierig. Wie wollen Sie dem Temuran diese Information entlocken?«
Doch der Agent lächelte hintergründig. »Nun, Sir, Sie vergessen, dass nicht nur der Temuran bei uns, sondern auch wir bei den J’ebeem unsere Spione haben. Und einer von ihnen hat Zugang zum Temuran …«
*
Kaneshar, Erste Sprecherin des Arashlan der Starr, las den jüngsten Bericht des Geheimdienstes und zischte missmutig. In letzter Zeit gab es aber auch nicht die geringste positive Meldung. Die Wissenschaftler kamen mit den Forschungen am Transmittersystem nicht voran, und der Wiederaufbau des Arashlan nach dem verheerenden Angriff der Dronte, der das Volk der Starr von einer Population von mehreren Milliarden Individuen zu einem kümmerlichen Häufchen von gerade mal wenigen Millionen reduziert hatte, verlief derart schleppend, dass er nicht der Rede wert war.
Die Solaren Welten hatten sich durch die Daten, die sie auf seltsame Weise vor fünfzehn ihrer Jahre in Transalpha erhalten hatten und die offensichtlich von dem Volk stammten, das sie die Toten Götter nannten, eine Vormachtstellung unter den raumfahrenden Nationen von Cisalpha erobern können. Als ob es nicht schon schlimm genug war dass sie sich mit diesem Wissen eine nahezu unerschöpfliche Energiequelle hatten erschließen können, hatten sie obendrein auch noch ein Schiff damit gebaut, das es ihnen ermöglichte, ausgedehnte Erkundungsflüge in Transalpha durchzuführen.
Diese Überlegenheit war den Starr aus mehr als einem Grund eine Kralle in der Leber, die beständig schmerzte. Seit ihrer Beinahe-Vernichtung durch die Dronte fürchteten die Starr nichts mehr, als dass irgendeins der ihnen nun zahlenmäßig weit überlegenen Völker die Gelegenheit nutzen könnte, um den mickrigen Rest der Sauroiden endgültig zu vernichten und sich deren technische Errungenschaften einzuverleiben. Besonders den Konsensdom auf Namban, der ebenfalls ein Relikt der Toten Götter war und Geheimnisse barg, die man nicht nur noch immer nicht entschlüsselt hatte, sondern garantiert auch noch welche, die man noch gar nicht entdeckt hatte.
Und nun erfuhr Kaneshar, dass die Solaren Welten begonnen hatten, ein zweites Schiff wie ihre STERNENFAUST III zu bauen, dem mit absoluter Gewissheit noch weitere folgen würden. Die Erste Sprecherin wagte nicht sich auszumalen, welche Auswirkung es auf die fragile politische Situation in Cisalpha haben würde, wenn die Solaren Welten erst einmal über eine ganze Flotte solcher Schiffe verfügten, die sie zweifellos zu bauen planten. Von Anfang an, seit sie entdeckt hatten, was es mit dem Konsensdom auf sich hatte, waren sie überaus daran interessiert gewesen, seine Geheimnisse zu
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