Sternenfaust - 125 - Die fremde Dimension (2 of 2)
müssen.
Komm her. Lass mich meine Erinnerungen mit dir teilen. Du wirst sehen, sie sind freundliche Wesen. Und da ist noch etwas, das Leilanii beim Lesen der Säulen des Heiligtums herausgefunden hat. Wo ist sie? Wenn sie hier ist, dann kann sie es dir selbst sagen, damit du weißt, dass ich dich nicht hintergehe oder manipuliere. Ich spüre, dass sie den Beschuss deiner Schiffe überlebt hat, aber ich kann sie nicht erreichen. Es scheint, als sei sie sehr krank.
Yonar stieß Turanor geistig von sich fort. Oh Turanor! Das ist doch alles Unsinn. Leilanii kann gar nichts wissen. Sie könnte die Säulen von Eranaar ohne einen Anderen gar nicht lesen, selbst wenn sie wollte. Und die Anderen sind vor langer Zeit gegangen, das weißt du sehr gut.
Turanor seufzte und sah Yonar an, der den Blick herausfordernd erwiderte. In ihm wuchs noch einmal die Wut. Ich habe recht, meinte er schließlich. Er straffte seine Gestalt. Noch war er der Älteste und Weiseste der Alendei – und nicht Yonar. Er war der mit den größten Fähigkeiten. Und dank der Basrul waren seine geistigen Möglichkeiten noch einmal massiv erweitert worden. Turanor wusste genau, dass sie das nicht getan hätten, wenn es dafür keinen Grund gab. Und sie hatten ihm diese Gaben verliehen – nicht Yonar.
Es war an der Zeit, Yonar daran zu erinnern.
Meine Fähigkeiten sind größer als deine, Yonar, vergiss das nicht. Nicht du bist der Älteste der Alendei. Das bin ich. Und meine Gaben sind größer als die jedes anderen unseres Volkes. Ich befehle dir, eine Verbindung mit mir einzugehen.
Er sah, wie Yonar blass wurde. Es war in der Geschichte der Alendei selten vorgekommen, dass solche Befehle ergingen, aber Turanor gab nicht nach. Er streckte seine geistigen Finger aus und begann, Yonars Willen unter den seinen zu zwingen.
Doch Yonar wehrte sich. Der Kampf war anstrengend und kostete Turanor viel Kraft, die er lieber für die Überwindung der Agonie aufgewendet hätte, die er immer noch spürte. Und Yonar war stark, er wehrte sich gegen den Zwang, den Turanor jetzt unerbittlich ausübte. Doch Yonar musste einsehen, dass er jetzt genau den Weg der Vernichtung eingeschlagen hatte, den er bei den Gaianii so vehement verurteilte. Das konnte so nicht weitergehen. Wer verurteilte, musste selbst besser handeln, das war eines der ersten Dinge, die die Alendei als Kinder lernten, und Yonar schien das vergessen zu haben.
Turanor drang weiter in die Gedanken seines Freundes ein und achtete sorgsam darauf, dass er Yonars Schutzschilde nur senkte, nicht aber vernichtete: Das hätte seinen Freund zerstört, das durfte nicht geschehen. Er musste begreifen, nicht sterben. Turanor würde keinen Rückfall in die Zeiten erlauben, in denen ein gesunder Geist vom Körper getrennt wurde oder Teile des Gedächtnisses gewaltsam gelöscht wurden.
Es kostete Kraft. Viel Kraft, mehr, als ihn die Verbindung mit dem Gaianii im grauen Gewand vor 16 Jahren gekostet hatte. William war kein Gegner gewesen, doch Yonar war ein geübter Adept. Er wusste genau, wie man sich vor einer ungewollten Verbindung zu schützen hatte, und der Älteste der Alendei musste sein ganzes Können aufwenden, um auch nur ein winziges Stück weiterzukommen.
Für einen Moment hielt Turanor erschöpft inne. Er wollte seinen Freund nicht strafen oder ihm Leid zufügen. Er musste nur sehen, was Turanor im Geist der Gaianii gesehen hatte. Nur, würde er das erreichen können, ohne Yonar zu verletzen?
Er musste es weiter versuchen.
Schließlich hatte er es erreicht. Yonar gab mit einem Mal nach. Seine Schilde senkten sich, und erleichtert begann Turanor die Verbindung aufzubauen und zu stabilisieren.
Beide Alendei standen sich jetzt schweigend gegenüber. Turanors Gesicht entspannte sich, drei Finger seiner rechten Hand lagen direkt über Yonars Nasenwurzel auf der Stirn. Die andere Hand lag auf der Wange des Freundes und berührte diese nur schwach.
Sieh, was ich gesehen habe. Fühle, was ich gefühlt habe. Erlebe, was ich erlebt habe. Komm. Meine Gedanken seien deine.
Wir sind eins.
*
Solare Welten, Erde, New York
Das kalte Wasser des East River schlug über ihm zusammen.
Gondrel Harath hatte kaum noch Zeit gehabt, nach Luft zu schnappen, bevor er ins Wasser eingetaucht war. Für einen Moment war er vom Aufprall benommen, sein Umhang, der seinem Rang als Triumvir des Unteren Triumvirats von Ebeem entsprach, sog sich sofort mit Wasser voll und zog ihn nach unten. Harath wurde schwarz vor
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