Sternenfaust - 130 - Inferno auf Hegel III
sich weiter ausgebreitet.«
Dana Frost nickte.
»Ehrlich gesagt«, sagte Ash schließlich. »Ich weiß nicht mehr weiter.«
»Allein um das aus Ihrem Mund zu hören, hat sich die Krankheit fast gelohnt.« Dana Frost holte tief Luft.
Nun lächelte Ash tatsächlich, aber so freudlos, dass Dana nur noch ernster wurde. Ash entdeckte etwas in ihren Augen, das er dort selten gesehen hatte: Angst.
»Und nun?«, wollte Dana wissen. Ihre Stimme war leise und zögernd.
Ash nickte und überlegte. »Ich werde Ihnen ein hirndrucksenkendes Mittel verabreichen. Dann werden wir einen oder sogar mehrere Analgetik-Chips gegen die Schmerzen implantieren. Spüren werden Sie nichts. Gegen die anderen Symptome können wir wohl erst etwas unternehmen, wenn sie auftauchen.«
»Und die wären?«
»Neurologische Ausfälle wie Lähmungen, Wahrnehmungsstörungen, Sinnestäuschungen, epileptische Anfälle, Depressionen, Bewusstseinsstörungen, Sehstörungen …«
Dana Frost schloss erschöpft die Augen. Sie war stets recht blass, doch nun wirkte sie fast grau.
»Ehrlich gesagt«, fuhr Ash fort, »ist das medizinische Labor der STERNENFAUST, so modern es auch sein mag, nicht mehr der passende Ort für die weitere Behandlung. Ich würde inzwischen sogar einen Besuch auf den Genetics-Welten in Betracht ziehen.«
Erst beim letzten Satz schien Dana Frost zu erkennen, wie ernst es um sie stand.
»Sie übertreiben, Ash«, flüsterte sie.
Ash antwortete nicht, sondern schüttelte nur leicht den Kopf. »Es gibt einige Behandlungsmethoden. Methoden, wie sie vor fast einhundert Jahren zum Einsatz kamen. Diese Methoden in Kombination mit der heutigen Technik könnten durchaus Erfolge hervorbringen. Wir wissen nicht, welche Heilungschancen die damaligen Therapien heutzutage aufweisen würden, doch wir können vermuten, dass sie um ein Vielfaches höher liegen. Allerdings begeben wir uns dabei in den Bereich der experimentellen Behandlung. Dazu müssen Sie sich in jedem Fall in die Hände von Experten begeben.«
Dana Frost saß nun stocksteif da. »Wenn wir nichts tun«, meinte sie schließlich, »wie lange dauert es dann noch?«
Sie war mutig. Das musste jeder zugeben. Selbst diejenigen, die sie nicht mochten und die in Dana Frost nur das »Eisbiest« sahen, würden sich das zähneknirschend eingestehen. Mit ihrer Frage stellte sie sich voll und ganz der Gefahr. Denn sie wollte nichts anderes wissen als: Wie lange habe ich noch zu leben?
»Schwer zu sagen«, antwortete Ash, so wie es Ärzte immer tun. Selbst wenn Dana den Schiffsarzt nicht schon so lange gekannt hätte, hätte sie erkannt, dass er log. Ash wusste über die Wachstumsrate der Geschwulst Bescheid, und er hatte sicher schon so manche Computersimulation laufen lassen. Dana musste daher auch gar nichts weiter sagen, bis Ash von selbst zugab. »Sieben bis acht Monate.«
»Bei pessimistischer Schätzung?«, wollte Dana Frost wissen.
»Bei realistischer Berechnung«, erwiderte Ash nur.
Dana Frost nickte, starrte auf ihre Füße und erhob sich langsam.
»Dana«, meinte Ash schließlich. »Ich … ich werde Admiral Taglieri informieren müssen.«
Der Captain der STERNENFAUST machte eine zustimmende Geste. »Ich möchte es ihm selbst sagen.«
Eigentlich hätte Ash sie umgehend dienstunfähig schreiben müssen. Das stand unmissverständlich in den Vorschriften des Star Corps. »Ein Offizier, bei dem eine tödliche Krankheit diagnostiziert wurde, gilt als dienstuntauglich, selbst wenn es noch zu keinen körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen gekommen ist. Er ist mit sofortiger Wirkung vom behandelnden Schiffsarzt zu suspendieren.«
»In Ordnung«, erwiderte Ash dennoch. Dann wollte er ihr noch sagen, dass es ihm leid tat, doch diese furchtbar banalen Worte kamen ihm nicht über die Lippen. Natürlich war es so, doch was nützte dies einem Sterbenden? Zu was war er als Arzt überhaupt nutze? Er konnte sie nicht heilen, und er konnte ihr keinen Trost spenden. Da stand er nun. Ein Nobelpreisträger! Er, Ash Tregarde, der sich so wahnsinnig viel auf seinen hohen Intelligenzquotienten einbildete.
Ja, er war gebildet, schlau und belesen. Gegen Ash Tregarde einen Disput zu gewinnen, war so gut wie unmöglich. Doch jetzt, in einer solchen Situation, wollte ihm nichts Kluges einfallen. Egal, welche Sätze er in Gedanken formulierte, sie kamen ihm selbstgerecht, belehrend oder einfach nur unglaublich banal vor. Hätte er sie laut ausgesprochen, hätten sie wahrscheinlich sogar noch
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