Sternenfaust - 130 - Inferno auf Hegel III
bei Personen, die eine natürliche Veranlagung für Empathie mitbrachten. Und nicht alle vertrugen es. In der Vergangenheit war es bei einem Experiment mit CC-4400 sogar schon zu einem tragischen Todesfall gekommen. Emma Kalani, eine Jäger-Pilotin der STERNENFAUST, war bei einem Experiment mit dem damals noch unerprobten Stoff ums Leben gekommen. Über Langzeitschäden wusste man noch gar nichts, und Ash Tregarde war nicht begeistert davon, dass sich der junge Mann täglich eine verantwortungslos hohe Dosis in den Körper pumpte.
Izanagis Auftrag lautete, jedes Verdachtsmoment, das er mit seinen mentalen Möglichkeiten zu erkennen glaube – und sei es auch noch so weit hergeholt –, augenblicklich zu melden. Doch Izanagi war nicht dumm. Er hatte sicher längst durchschaut, dass man ihn um nichts Geringeres bat als zu spionieren. Aber es schien ihm nichts auszumachen. Kein Wunder, denn Izanagi hatte noch ein Hühnchen mit den Hypno-Telepathen zu rupfen. Er wusste nur zu gut, wie unfair sie vorgingen.
Izanagi war selbst vor einiger Zeit von den Hypno-Telepathen manipuliert worden. Oberflächlich gesehen schien das, was man ihm angetan hatte, nicht so schlimm wie das, was Nickie Berger auf der gesamten STERNENFAUST angerichtet hatte. Izanagis Leben war nie in Gefahr gewesen. Er hatte nicht auf einem unwirtlichen Planeten ums nackte Überleben kämpfen müssen. Man hatte ihn »nur« dazu gebracht, seinen geliebten Christophorer-Orden zu verlassen, um zum Großkonzern Far Horizon auf den Mars zu wechseln.
Einen Teil der STERNENFAUST-Crew hatte man dazu gebracht, etwas gegen ihren Willen zu tun – und viele hatten deswegen noch immer Schuldgefühle. Doch Izanagi hatte man dazu gebracht, etwas gegen seine religiöse Überzeugung zu tun.
Seit der Highschool hatte Izanagi in der Bruderschaft auf Sirius III gelebt. Er war überzeugter und leidenschaftlicher Christophorer-Mönch gewesen. Er hatte sein Leben diesem Orden widmen wollen.
Doch nun stellte er sich und seinen Glauben infrage. Obwohl diese Nickie Berger es mit ihren hypnotischen Fähigkeiten sogar geschafft hatte, dass Offiziere des Star Corps gegen ihren Willen auf die eigenen Leute feuerten, hatte selbst Meister William den armen Izanagi nicht davon überzeugen können, dass er für sein Handeln nicht verantwortlich war.
Statt der grauen Kutte trug Izanagi nun ein hautenges Synthetik-Oberteil, das ein wenig der Mode der Alendei ähnelte, die Izanagi so sehr bewunderte. Und jede freie Minute nutzte Izanagi für sein Aikido-Training. Nicht selten trainierte er bis zur absoluten Erschöpfung.
Der ehemalige Mönch wollte nicht einmal mehr mit Bruder Izanagi angesprochen werden, obwohl er laut Meister William noch immer offiziell als Mitglied der Christophorer geführt wurde.
Nichts geändert hatte sich an Izanagis seltsamer Punkfrisur mit den acht Stacheln, die allmählich eine absurde Höhe erreichten. Es grenzte regelrecht an ein Wunder, dass Admiral Taglieri noch nie eine Bemerkung über diese lachhafte Frisur gemacht hatte. Letztlich aber war der Admiral dem jungen Mann wohl unendlich dankbar. Ohne Izanagis Einsatz wäre die STERNENFAUST vernichtet worden, und mit ihr die auf ihr verbliebenen Besatzungsmitglieder. Und nicht nur das: Man hätte ohne Izanagi niemals rechtzeitig die Koordinaten des Planeten erfahren, auf dem ein Großteil der STERNENFAUST-Besatzung ausgesetzt worden war.
Izanagi hatte dadurch eine Menge Leben gerettet.
Dana holte tief Luft und meinte: »Dann gehen wir besser.«
Der ehemalige Christophorer-Mönch nickte.
Das war es doch, was du wolltest , sprach Dana Frost gedanklich mit sich selbst. Erst einmal so tun, als wäre alles normal. Die Frage ist nur: Wem willst du etwas vormachen? Den anderen? Oder vor allem dir selbst? Geht es dir nur darum die Wahrheit noch eine Zeit lang zu verdrängen? Damit du dich noch ein wenig vor der alles entscheidenden Frage drücken kannst? Der Frage: Wenn du nur noch ein halbes Jahr zu leben hast, was willst du dann mit dieser verbleibenden Zeit anstellen?
Schweigend gingen die beiden den Korridor hinunter. Sie waren auf dem Weg zum Lift, denn der Konferenzraum lag sechs Decks höher.
Mit einem sanften Zischlaut öffnete sich die Lifttür. Izanagi betrat nach Dana Frost die Kabine und drehte sich in Blickrichtung des Korridors, aus dem sie gerade kamen.
Izanagi Narada überragte Dana nur um fünf Zentimeter, doch dank seiner Stachelfrisur wirkte er viel größer. Obwohl Dana ihren Rücken
Weitere Kostenlose Bücher