Sternenfaust - 130 - Inferno auf Hegel III
dümmer geklungen.
Manchmal war es das Klügste, einfach nichts zu sagen. Und Ash entschloss sich, wenigstens so klug zu sein.
Schweigend ging Dana durch die automatische Schiebetür. Sie drehte sich nicht noch einmal um, und da es Ash peinlich war, ihr nachzustarren, blickte er schließlich stumpf auf den Boden.
Die Tür schloss nahezu geräuschlos. Nun war Ash allein. Er fühlte sich so einsam wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er hätte dringend einen Freund zum Reden gebraucht. Doch der einzige Freund, den er für einen solchen Fall hätte benennen können, war Dana Frost.
*
Dana Frost ging langsam auf den Korridor hinaus. Sie spürte, dass ihr Blick glasig war, doch das änderte nichts daran, dass sie das Gefühl hatte, die Umgebung noch nie so klar gesehen zu haben.
Alles schien sich verändert zu haben. Die Farben, die Gerüche, die Konturen. Die Wirklichkeit prasselte nun so intensiv auf sie ein, als wäre sie ein Alien aus einer anderen Dimension. So, als gehöre sie bereits nicht mehr hierher, als habe das Wissen um ihr baldiges Ende sie bereits in eine Art Zwischenwelt versetzt, eine Welt zwischen dem Diesseits und dem Tod.
So viel hatte Dana Frost schon erlebt. Dabei war sie erst 52 Jahre alt.
Sie hatte ein halbes Jahr in der Gefangenschaft der Morax verbracht. Sie hatte ihre große Liebe Yngvar MacShane verloren. Sie hatte hilflos miterleben müssen, wie der STERNENFAUST-Zwischenfall einen Großteil der Besatzung der STERNENFAUST II tötete. Und noch vor keinen vier Monaten war sie Opfer des sogenannten »Berger-Anschlags« geworden.
Ein Crewmitglied, Nickie Berger, hatte sich als Psycho-Telepathin herausgestellt und einen Teil der Besatzung zu willenlosen Marionetten gemacht. Admiral Taglieri, Dana Frost und ein Großteil der Crew waren auf einem heißen Wüstenplaneten ausgesetzt worden. Viele hatten dies nicht überlebt, und der Rest von ihnen war nur knapp dem Tod entkommen.
Doch all diese Ereignisse und die Erinnerungen daran waren nichts im Vergleich zu der Hilflosigkeit, die sie jetzt fühlte. Damals hatte sie noch hoffen können. Sie konnte etwas tun. Sie konnte kämpfen. Die Folter der Morax beispielsweise, das waren körperliche Schmerzen gewesen, die von den seelischen ablenken konnten.
Doch nun hatte sie nichts dergleichen, an das sie sich klammern konnte. Nur diese seltsame, rätselhafte Krankheit, die in ihrem Kopf war und vor der nun sogar Ash Tregarde kapituliert hatte.
Für einen kurzen Moment wurde ihr schwindelig und sie klammerte sich an einer der neuen Sicherheits-Check-Konsolen auf dem Gang fest. Diesen Konsolen waren nach dem »Berger-Anschlag« überall im Schiff angebracht worden. Dreimal täglich mussten sie und Admiral Taglieri einen Autorisierungscode eingeben. Es war eine von mehreren Schutzmaßnahmen, die in den letzten Monaten entwickelt worden waren, damit sich so etwas wie der »Berger-Anschlag« nicht mehr wiederholte.
»Captain Frost«, hörte Dana plötzlich hinter sich.
Sie zuckte zusammen, was ausgesprochen unüblich für sie war.
Es war Izanagi Narada, der ehemalige Christophorer-Mönch, der sie angesprochen hatte. Ausgerechnet er , dachte Dana. Nicht, weil sie ihn nicht mochte, im Gegenteil, sie mochte ihn sogar sehr. Aber es war sehr schwer, vor dem empathischen – um nicht zu sagen telepathisch begabten – jungen Mann etwas zu verbergen.
»Und ich dachte, nur ich wäre spät dran«, meinte Izanagi.
Dana wusste für einen Moment nicht, was Izanagi meinte und schüttelte mit gerunzelter Stirn den Kopf.
»Na, die Einsatzbesprechung um 1400«, sagte Izanagi. Dann hielt er einen Moment inne und meinte: »Alles in Ordnung?«
»Private Probleme«, versuchte Dana Frost, ihn abzuwimmeln. Er wäre sinnlos gewesen, Izanagi vorzulügen, dass alles in Ordnung war. Er hätte sofort erkannt, dass sie log. Im Moment hätte das wahrscheinlich jeder, der sie in diesem Zustand sah – Telepath oder nicht.
Izanagi Narada war vor einem Monat als Berater an Bord gekommen. Er sollte vor allem bei Kontakten zu den Alendei assistieren.
Doch er hatte noch eine weitere Aufgabe: Er sollte mit seinen empathischen Fähigkeiten andere Hypno-Telepathen aufspüren. Er verabreichte sich täglich eine ziemlich hohe Dosis des Medikament CC-4400. Dies verstärkte nicht nur seine telepathischen Möglichkeiten. Vor vielen Monaten hatte ihm eine besonders starke Dosis des CC-4400 geholfen, sich selbst aus einem Hypno-Bann zu befreien.
Das Medikament CC-4400 wirkte nur
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