Sternenfaust - 131 - Tod und vergessen
Forschungsschiffes beobachtete er einige Minuten die Arbeiten der Ingenieure, bevor er zur Brücke zurückkehrte.
»Nun, Izanagi? Irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt?«
Commander Jake Austen sah den ehemaligen Christophorer erwartungsvoll an. Für einen Moment war Izanagi versucht, von seinen Gefühlen des Alleinseins zu erzählen. Doch dann entschied er sich dagegen.
»Nein, leider nicht. Wie geht es dem Captain der DIRAC?«
Eine Ärztin und ein Paramedic der STERNENFAUST standen neben dem Stuhl des Captains. Als das Einsatzteam auf die Brücke des Forschungsschiffes gekommen war, hatte der Mann auf seinem Stuhl gekauert und leise vor sich hingemurmelt. Man hatte ihn angesprochen, berührt, sogar geschüttelt, doch nichts hatte diese merkwürdige Art geistiger Abwesenheit auflösen können.
Beständig sprach der Mann, den Blick in eine unbestimmte Ferne gerichtet, im immer gleichen Tonfall vor sich hin. »Er stellt immer die gleichen Fragen, reagiert aber auf keine äußeren Reize«, antwortete Austen.
»Wohin? Wer hat euch geholt?«, leierte der Captain der DIRAC. Es wirkte mittlerweile wie eine Art Mantra auf Izanagi, als er erneut die Worte aus dem Mund des verwirrten Captains vernahm, und erhöhte nur das Unverständnis über die Ereignisse an Bord der DIRAC, die zum spurlosen Verschwinden von dreiundachtzig Besatzungsmitgliedern geführt hatten.
Sie sind einfach so weg! , dachte der einstige Christophorer. Und nur ein einzelner Mann bleibt zurück. Wie lange war er hier allein? Allein …
»Commander al Khaled?«
Izanagis Gedankenfluss wurde durch den Funkruf Austens unterbrochen. Er fragte sich, ob der erste Offizier der STERNENFAUST seine neue Rolle akzeptiert hatte. Bei der Einsatzbesprechung hatte es einen kurzen Disput zwischen Admiral Taglieri und Commander al Khaled gegeben, der förmlich gegen die Ernennung Commander Austens als Leiter des Außenteams protestiert hatte.
»Bei allem Respekt, Sir. Als Erster Offizier der STERNENFAUST sollte ich das Außenteam anführen.« Die Stimme von al Khaled hatte ruhig, aber verärgert geklungen. Izanagi hatte das Aufflackern von Unmut beim Admiral gespürt, der äußerlich gelassen den Einwand mit vernünftigen Argumenten entkräftet hatte.
»Solange die STERNENFAUST keinen neuen Captain hat, sind Sie der verantwortliche Offizier für die Schiffsführung. Daher können Sie zurzeit solche Außenmissionen nicht übernehmen. Commander Austen leitet also den Einsatz.«
Als Commander al Khaled sich jetzt auf den Funkruf von Jake Austen meldete, konnte Izanagi keinen Unterton heraushören. Da war keine Verärgerung oder Enttäuschung in der Stimme des Commanders, nur nüchterne Sachlichkeit.
»Was haben Sie entdeckt, Mister Austen?«
»Außer einem nicht ansprechbaren Captain befindet sich kein Crewmitglied mehr an Bord der DIRAC, Commander«, begann Austen seinen vorläufigen Bericht. »Lieutenant Brooks hat alle Kommunikationseinrichtungen überprüft, ohne eine technische Fehlfunktion zu entdecken. Die DIRAC ist quasi einsatzbereit, das Einzige, was dazu fehlt, ist nur eine ausreichende Besatzung.« Bei dem Wort »nur« hatte er selbst vor Ironie die Augenbrauen hochziehen müssen.
»Übermitteln Sie die Eintragungen des Logbuches an die STERNENFAUST. Am besten auch gleich sämtliche Telemetriedaten und Funklogbücher. Aber vielleicht bringen uns die Aufzeichnungen des Captains ja schon weiter.«
Commander Austen gab einem der Techniker ein Zeichen, der sich daraufhin um die Übermittlung kümmerte.
»Übertragung eingeleitet, Commander. Die Paramedic des Außenteams schlägt vor, dass wir den Captain der DIRAC auf eine Isolierstation der STERNENFAUST bringen. Einverstanden, Commander?«
Die Antwort von al Khaled kam leicht verzögert. Vermutlich hatte er sich mit Admiral Taglieri abgestimmt. Izanagi konnte sich bildhaft vorstellen, wie die beiden Offiziere auf der Kommandobrücke nebeneinanderstanden und der Admiral seine Zustimmung signalisiert hatte.
»Einverstanden, Commander Austen. Bringen Sie den Captain mit auf die STERNENFAUST. Andere Vorschläge für das weitere Vorgehen?«
Izanagi musste schmunzeln. Die Frage von Commander al Khaled klang ungewohnt gestelzt, was vermutlich auf die Einmischung des Admirals zurückging. Vielleicht lag es aber auch nur an der Unerfahrenheit des Ersten Offiziers, Außenmissionen von der Brücke aus zu delegieren und nicht vor Ort das Sagen zu haben.
»Ein paar Ingenieure und einige Marines unter Corporal
Weitere Kostenlose Bücher