Sternenfaust - 135 - Großangriff der Solaren Welten (1 of 2)
Diese Flotte war der Materie gewordene Wille der Vernichtung. Diese Flotte trug Harmagedon nach Kridania.
*
Einen Gravitationsschock gab es nur in den ersten drei Sekunden des Übergangs. Vincent sah, wie sich die Angehörigen der Brücken-Crew scheinbar in die Länge zogen, bis sie dürr wie Striche geworden waren. Dann schnappten ihre Leiber zurück, als ob sie aus Gummi bestünden, streckten sich noch einmal ein Stück und nahmen schließlich wieder ihre gewohnte Form an.
Der Hauptschirm des Star Cruisers zeigte ein Bild, das keiner der Anwesenden je zuvor gesehen hatte. Das glühende Orange war einem milchigen Kontinuum gewichen, das dünne Streifen in einem blassen Rotton aufwies. Doch das geradezu Atemberaubende waren schwarze, in die Länge gezogene Punkte, die mit deutlich wahrnehmbarer Geschwindigkeit rechts und links, oben und unten durch das Blickfeld glitten. Bei diesen schwarzen, eiförmigen Gebilden handelte es sich um Sterne, und aus ihrer scheinbaren Bewegung ließ sich die unglaubliche Geschwindigkeit ablesen, mit der die STERNENFAUST und die Star Corps-Flotte durch den Fixstrom schoss. Der computergenerierte Anblick eines HD-Fluges ließ die Sterne lediglich kriechen, während der Flug durch einen Fixstrom schwindelig machen konnte, wenn man daran dachte, welche gigantischen Distanzen im Bruchteil einer Sekunde zurückgelegt wurden. Nach den Berechnungen von Schlichtens sollte die Passage nach Kridania kaum länger als fünf Minuten dauern.
»Perfekter Kurs, Lieutenant Sobritzky«, lobte Jake Austen, der permanent Abstandsmessungen zu den Nachbarschiffen der STERNENFAUST vornahm. Die entsprechenden Programme waren von Professor von Schlichten erstellt und in das Ortungssystem eingespeist worden. Eine konventionelle Ortung hätte im Fixstrom versagt und nur zu völlig unbrauchbaren Ergebnissen geführt.
»Austritt in circa drei Minuten«, fügte Austen mit Blick auf einen seiner Monitore hinzu. Ob diese Aussage der Wirklichkeit entsprach, würde sich erst zeigen müssen.
»Ich bitte um Waffenstatus, Commander Alyawarry«, sagte Captain Mulcahy.
»Energielevel sämtlicher Strahlengeschütze Grün, Status sämtlicher Abstrahlkonverter Grün, Status sämtlicher Torpedoabschuss-Module Grün, Status sämtlicher Torpedonachlade-Einheiten Grün, Status der rechnergestützten Zielerfassung Grün.«
»Danke, Commander.«
»Austritt in zwei Minuten«, meldete Commander Austen.
»Egal, was kommt – keinen Ausweichkurs, Lieutenant Sobritzky!« Vincents sonore Stimme hallte über die Brücke.
»Aye, Sir. Ich habe alles im Griff«, ließ sich die hübsche Navigatorin vernehmen.
Jeder auf gleicher Höhe fliegende Schiffsverband würde bei Austritt aus dem Fixstrom sternförmig auseinanderdriften. Dieses Manöver musste unter allen Umständen durchgeführt werden, selbst wenn eines der Schiffe auf ein unerwartetes Hindernis prallen würde. Denn ein Ausweichmanöver in diesem engen Schiffsverband würde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Kollision mit dem Nachbarschiff führen, was nichts anderes bedeutete, als zwei Schiffe anstatt eines zu verlieren.
»Austritt in 60 Sekunden.«
Der Angriffs-Verband war mit einer Geschwindigkeit von lediglich 800.000 Stundenkilometern in den Fixstrom geflogen und würde mit eben dieser Geschwindigkeit auch wieder austreten. Somit betrug die Flugzeit bis Kridania unter Idealumständen circa sieben Minuten. Allerdings rechnete Vince damit, direkt beim Austritt auf Feindschiffe zu treffen, da die Kridan den Fixstrom seit etwa fünf Minuten anmessen konnten. Wichtig war es, die Jäger sofort auszuschleusen, damit sie die mögliche Vernichtung ihres jeweiligen Trägerschiffs überstanden. Sie würden stark beschleunigen und somit Kridania und die ersten Abwehrforts deutlich früher erreichen: Ihre geringe Masseträgheit und hohe Abbremsleistung machte dieses Manöver möglich.
»Austritt in 20 Sekunden.«
Das vom Hauptschirm wiedergegebene Farbspiel des Fixstroms veränderte sich um keinen Deut. Was, wenn wir auf ewig in diesem Strom gefangen sind? , dachte Vincent in einem Anflug von Irrationalität, den er aber sogleich auf seine Anspannung zurückführte. Angespannt bis zum Zerreißen – das war jeder auf dem Schiff.
»Zehn – neun – acht …«
Vincent hatte das Gefühl, dass seine Knochen in die Länge gezogen wurden. Er sah, wie sich der Hinterkopf Joelle Sobritzkys nach oben streckte. Die langen braunen Haare der Navigatorin wuchsen in die
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