Sternenfaust - 150 - Das Auge des Universums
abgeschirmt.«
William nickte. »Das stimmt. Auch ich kann nur vage Gedankengänge erahnen. Was hat das zu bedeuten?« Er wandte sich an die Entität. »Lebt in diesem Band etwas, das uns helfen kann und Antworten kennt?«
Die Entität schwieg einen Moment. Dana merkte verblüfft, dass das Wesen verunsichert wirkte.
»Es sind Gedanken und Bilder vorhanden. Sie verwirren. Sie müssen erst geordnet werden, da sie neu sind. Genaues kann noch nicht verstanden werden, aber da ist ein starker Eindruck von …« Die Entität schien nach dem richtigen Wort zu suchen.
»Heimkehr«, beendete William den Satz bedächtig.
Die Entität blickte starr auf das Band und sagte nichts mehr. Sie schien nicht antworten zu können. Ihre Blicke glitten nach links und rechts, als sei sie überfordert und suche nach Halt oder Rettung.
Dana fröstelte. Auf was hatte sie sich eingelassen? Wenn nicht einmal die Entität verstand, was an diesem Ort vor sich ging, und wusste, wie sie Hilfe finden konnte, wie sollte die BEHRING es mit ihren beschränkten Mitteln erfahren? Sie atmete tief durch. Diese Gedanken waren nicht hilfreich.
Seit wann bin ich ängstlich und habe Selbstzweifel?
Sie presste die Lippen aufeinander. Dieser Ort machte das mit ihr. Er ängstigte sie. Es lag an der unheimlichen Schwärze, die das Schiff zu umgeben schien. Aber sie musste das nicht hinnehmen und konnte sich dagegen wehren. Sie stand auf und trat näher an den Schirm.
Meister William und Daniel hatten von endlos vielen Wesen gesprochen. Da draußen war nichts zu sehen, und doch glaubte Dana, die Blicke von Augen zu fühlen, die auf ihr lagen. Sie wurde gesehen. Sie wurde gewogen und vielleicht für zu leicht befunden.
Sie wies auf einen kleineren Ausläufer des türkisblauen Bandes in relativer Nähe zum Schiff. »Sheldon, analysieren Sie dieses Stück des Bandes und schicken Sie die Ergebnisse den Wissenschaftlern in Sektor B. Wir brauchen mehr Daten.«
»Verstanden.«
»Martin, wenn keine Warnmeldung vorliegt, bringen Sie uns näher heran.«
Das Schiff nahm einen neuen Kurs und schwenkte auf das türkisblaue Nebelband zu. Dana konnte sich nicht vorstellen, aus welchem Material dieses Band geformt war. Es wirkte wie Nebel, bestand aber ganz sicher nicht aus Wasserdampf. War es Plasma oder eine bestimmte Form von Licht?
»Ob sich darin ein Planet verbirgt?«, überlegte William.
»Wir können keinen Planeten anmessen«, sagte Sheldon von der Ortung. »Es gibt da draußen nichts außer dem Band und das Zentrum der Galaxis dahinter. Sonderbarerweise stellt es keine gravitatorische Bedrohung für die BEHRING dar. Auch die Hawking-Strahlwerte sind wesentlich geringer, als sie angesichts der Position, in der wir uns befinden, sein müssten. Es widerspricht allen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die bislang über das Zentrum der Galaxis gewonnen wurden. Denken sie nur an den Stern S2, dessen hohe Bahngeschwindigkeit nur durch die Existenz eines supermassiven schwarzen Lochs erklärt werden kann.«
Dana nickte nachdenklich. Die BEHRING musste sich in einem räumlich begrenzten Neutralisierungsfeld befinden. Und es gab für sie keinen Zweifel, dass dieses Feld von dem Band erzeugt wurde.
Sie sah die Entität herausfordernd an. »Es wird Zeit, dass du uns ein paar Antworten gibst.«
Die Entität stand auf. Ihre Stimme war leise und klang emotionaler als sonst. In ihr lag Furcht. »Die Signatur Dana Frost ist ungeduldig. Vielleicht kommen diese Antworten schneller, als gut sein kann.«
*
Daniel saß auf seinem Konturensessel und wäre gern wie Dana aufgesprungen, um das Phänomen aus größerer Nähe zu sehen. Aber er wollte die Stützfelder seines Gürtels nicht wieder neu justieren müssen. Er starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Bildschirm. Er spürte, dass dort draußen etwas war, das ihn erwartete. Furcht stieg in ihm auf und mischte sich mit grenzenloser Faszination. Was war das da draußen? Fest stand, dass es einmalig war. Niemals hatte er ein solches Bild gesehen.
Allein das war es wert gewesen, sich an Bord der BEHRING zu begeben und sich dank seiner Gabe einen festen Platz an Bord zu sichern.
Daniel konnte einzelne Individuen nicht nur in Gedanken spüren, ohne sie sehen zu müssen, er konnte ihnen auch bedingt seinen Willen aufzwingen. Je entspannter und sorgloser sie waren, desto einfacher konnte er ihnen über ihre eigenen Spiegelneuronen das Gefühl geben, unbedingt das zu tun, was er tun wollte, und diese Macht wusste er
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