Sternenfaust - 168 - Die Sphären der Kad'Chie (1 of 2)
wurde zur ersten Liebe Izanagis. Der ehemalige Mönch flog durch die Seele Turanors und fühlte in aller Deutlichkeit die Last der Verantwortung, als Turanor – und damit auch er selbst – zum Ältesten der Alendei erhoben wurde. Umgekehrt fühlte Izanagi, wie Turanor die Entscheidung durchlebte, aus dem Orden der Christophorer auszutreten. Es war ein Flug zweier Seelen, die sich langsam und behutsam umeinander wanden. Izanagi wurde in das Exil auf Inyaan verschlagen und lernte seine zweite Liebe – Kangaara – kennen { ** } . Er stand die furchtbare Haanta’yo mit Yonar durch und brachte es nicht über sich, den Kontrahenten zu töten. Turanors Leben schlüpfte in Izanagis Seele, und dessen Leben wurde Teil von Turanors Dasein.
Die Hakaamya upo vollzog sich – Schritt um Schritt.
Doch hin und wieder gab es Störimpulse, die sich für Izanagi anfühlten, als ob man ihm Elektroden an die Schläfen gelegt hätte und einen leichten Strom durch sein Hirn fließen ließ. Dann tauchten Dr. Tregardes Augen und Mund auf – nur seine Augen und sein Mund, und Izanagi musste an die Grinsekatze aus Alice im Wunderland denken. Und Dr. Tregardes Mahnungen hallten bruchstückhaft durch Izanagis Geist: nicht zu verantworten … ein Wagnis, das ich nicht … niemals zuvor … Sie sind kein Alendei, Izanagi! … diese Verantwortung werde ich nicht … nur abraten! Sie müssen diese Einverständniserklärung …
Dann wieder schien alles in Ordnung zu sein. Der mentale Zweierkreis baute sich auf, Izanagis und Turanors Seele verschmolzen zunehmend. Doch das Britzeln störte immer wieder den Prozess – ein elektrisches Britzeln, das wieder und wieder mit Tregardes verzerrtem Gesicht einherging. Dessen Augen zerflossen, die Lippen verlängerten sich schlängelnd ins Unendliche und immer wieder die hallenden Fetzen seiner Warnrede: So stur anstellen, Izanagi! … keinen Begriff davon, welcher Gefahr Sie sich …
*
Dana hetzte den Zentralgang hinunter in Richtung Krankenstation. Commander Austen hatte verfolgen können, wie die schwache HD-Resonanz eines der Kristallschiffe der Basiru-Aluun plötzlich ausgeblieben war. Das konnte nichts anderes bedeuten, als dass es den Kad’Chie gelungen war, ein weiteres Kristallschiff abzuschießen. Daraufhin hatte sich die Geschwindigkeit der Sphäre im Einsteinraum noch mal verringert.
Die Basiru-Aluun schaffen es nicht , war Dana überzeugt. Und damit können sie ihren Teil des Abkommens nicht einlösen! Und das heißt nichts anderes, als dass auch Yonar seinen Teil nicht erfüllen muss! Wenn Turanor nicht mehr von der Geist-Sphäre der Alendei separiert werden muss, so bedarf es auch keiner Hakaamya upo mit Izanagi!
Dana erreichte die Krankenstation an, betätigte die Sensortaste und die Tür zischte in die Wandung.
»Ash!«, rief sie bereits, als sie noch dreißig Meter von den Flexi-Wänden entfernt war, die um die Medo-Liegen der beiden Patienten errichtet worden waren.
»Ash!«
Dana betrat das Flexi-Abteil. Der Mediziner saß vor den Überwachungsmonitoren, hatte seinen Kopf gedreht und sah Dana fragend an.
»Ash! Können wir die Hakaamya upo noch abbrechen?« Sie trat auf den Doktor zu.
»Was?«
»Die Hakaamya upo! Können wir sie abbrechen?«
Ash erhob sich und fuhr sich durch die dunklen Locken. »Was ist passiert?«
»Die Basiru-Aluun werden die Sphäre aller Wahrscheinlichkeit nach nicht fortschaffen können. Der Deal ist geplatzt, Ash! Izanagi braucht also das Risiko nicht einzugehen!«
»Ich verstehe. Izanagi befindet sich in einem tranceartigen Zustand mit verstärkter Gehirnwellenaktivität im Bereich von acht bis elf Hertz, und …«
»Ash! Ich benötige keine Facherläuterungen! Was können wir tun? Wäre es möglich, ihn einfach – sagen wir – wachzurütteln? «
»Ich weiß es nicht, Dana! Ein Satz, den ich wahrlich nicht gerne äußere, der aber leider zutrifft. Was ich dagegen sicher weiß, ist, dass sich Izanagi – und auch Turanor – in einem Prozess der neuronalen Umbildung befinden. Es werden ständig – und in fast angsterregender Geschwindigkeit – neue Synapsen gebildet. Der Prozess, den die Alendei Hakaamya upo nennen, ist für unsere Medizin etwas völlig Unbekanntes …«
»Können wir es riskieren, Ash?«
Der Chefmediziner der STERNENFAUST starrte auf die Wand. Dann blickte er Dana ins Gesicht. »Ich kann den Abbruch nicht empfehlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu neuronalen Schäden kommt, schätze ich relativ hoch
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