Sternenfaust - 180 - Wer ist Nummer Eins¿
kleinen Sternhaufen im Hintergrund war nichts zu sehen.
»Okay, aber ich kann nichts Besonderes erkennen.«
»Das dachte ich zuerst auch«, sagte Ishikawa. Er drehte seinen Arm so, dass ich wieder sein Gesicht sehen konnte. »Aber die paar Sterne, die Sie sehen, sind alles, was Ortung und Bugteleskop liefern. Wir sehen vier, fünf Lichtjahre weit, und dann ist Schluss.«
»Sind Sie sicher?«, fragte ich wider besseres Wissen. Auf meine Offiziere war normalerweise Verlass.
»Absolut, Sir. Ich habe die Angaben zweimal überprüft. Es sieht so aus, als ob wir in einer Dunkelwolke gelandet sind. Diese Stern-Konstellation ist in unseren Karten jedenfalls nicht enthalten.«
Auch das noch! Der defekte Bergstrom-Antrieb hatte nicht nur dafür gesorgt, dass wir keine Ahnung hatten, wie weit wir vom Sol-System entfernt waren, er hatte uns auch an einer Stelle in den Normalraum ausgespuckt, den wir nicht einmal kannten. Und unser Sauerstoffvorrat reichte gerade noch bis …
»Ist der Planet bewohnbar?«, fragte ich wieder zu laut, sodass Dupont zusammenzuckte.
Am wackelnden Bild erkannte ich, dass Ishikawa die Anfrage in seine Konsole eingab.
»Ja, sieht gut aus. Etwas feucht vielleicht, aber von den Temperaturen her durchaus annehmbar.«
»Wie sieht es mit dem Ruder aus?«, fragte ich Dupont in einer bösen Vorahnung. »Kann Sawinul die PLUTO von der Zentrale aus steuern?«
Verdammt! Konnte der LI etwas Vernünftigeres tun, als den Kopf zu schütteln?
»Er wird herunterkommen müssen«, sagte Dupont und zeigte auf seinen Leitstand. »Von hier aus kann er das Ionentriebwerk bedienen.«
»Gut«, sagte ich seufzend. »Lieutenant Ishikawa, Sie haben es gehört: Schicken Sie uns Lieutenant Sawinul herunter!«
»Aye, Sir! Noch etwas, Sir?«
»Nein. Van Deyk, Ende.«
Geistesabwesend schaltete ich die Verbindung ab. Die Liste der Schadensmeldungen würde lang werden.
*
Speicherkristall { 124C41-28U}
Commander Stephan van Deyk
Logbuch des Captains
Vor wenigen Minuten hat der neunte Tag unserer Reise begonnen, und wie es aussieht, wird es auch für einige Zeit der letzte sein. Die PLUTO befindet sich in einem unbekannten Teil des Kosmos innerhalb einer Dunkelwolke, die keine Ortung und keine Funksignale nach draußen zulässt. Laut Lieutenant Dupont soll es sich um eine Anomalie im Bergstrom-Raum handeln, die wie ein starkes Störfeld wirkt.
Die PLUTO wurde beim Austritt von einem heftigen Elektromagnetischen Puls getroffen, der alle Funktionen des Schiffes lahmlegte. Lieutenant Dupont sprach von einem Gammablitz, bei dem es sich um eine Wechselwirkung zwischen der PLUTO und dem Bergstromkontinuum handelte. Der kurzzeitige hochenergetische Impuls hatte wie bei einer atmosphärischen Entladung zu Überspannungen und in weiterer Folge zu Stoßionisationen und damit zu Sekundärelektronen geführt. Dupont vermutete, dass entweder unsere Antennen oder das Bergstrom-Aggregat als Einfallstor für die induktive Einkopplung infrage kamen, sodass es trotz des Faradayschen Käfigs, den die PLUTO darstellte, zu den prekären Folgeerscheinungen kam. Der Leitende Ingenieur konnte sich zwar nicht vorstellen, dass eine Abweichung bei der Kalibrierung des Überlichttriebwerks dafür verantwortlich war, aber ganz ausschließen wollte er dies nicht.
Inzwischen konnten die wichtigsten Funktionen, unter anderem der konventionelle Antrieb, wiederhergestellt werden. Glücklicherweise wurden die Landefähren nicht beschädigt. Das Bremsmanöver in dem unbekannten Sonnensystem ist abgeschlossen und die PLUTO schwenkt soeben auf einen geostationären Orbit ein.
Ich habe die Sonne auf den Namen EMP-1 und den Planeten Solo getauft, obwohl die Besatzung lieber den Namen »Van Deyks Rast« gehabt hätte. Der Stern ähnelt unserer Sonne, wobei keiner der Wissenschaftler ausschließen wollte, dass er für unser Problem verantwortlich war. Sein Spektraltyp ist G2 V, die Masse beträgt 1,05 Sonnenmassen und die Oberflächentemperatur beläuft sich auf 5780 Kelvin.
Solo ist annähernd erdähnlich. Seine Masse ist mit 1,0102 Erdmassen nur geringfügig höher als die der Erde, ebenso die Schwerkraft. Der Planet verfügt neben einem Planeten umspannenden Ozean über zwei Kontinente, die etwa vierzig Prozent seiner Oberfläche ausmachen. Lieutenant Ishikawa hat eine Stelle nördlich des Äquators ausfindig gemacht, die optimale Bedingungen für ein Lager aufweist. Sie ist nicht allzu weit vom Ozean entfernt, im Norden durch eine
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