Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung
Möglichkeit: Sie musste schneller sein.
Mit dem Plasma-Taser im Anschlag sprang sie über die Frau hinweg. Ein süßlicher Geruch drang in ihre Nase, der jedoch sofort verflog. Glas knirschte unter ihren Sohlen, aber sie lief weiter, bis das Ende der Hausmauer keine zwei Meter von ihr entfernt war.
Keine Sekunde zu früh!
Die zweite Polizistin bog um die Ecke.
Unvermittelt starrte sie in die Mündung von Romana Hel’garas Waffe. Ihre Augenbänder weiteten sich, ihre Emo-Kristalle blinkten in einem unsteten Rhythmus.
Ehe sie auch nur den kleinen Finger krümmen konnte, löste Romana Hel’gara die Waffe aus. Wieder hüllte eine Gaswolke den Kopf ihrer Gegnerin ein, bevor ein elektrischer Überschlagsblitz deren Muskulatur lähmte. Romana Hel’gara konnte nur hoffen, dass sich die Polizistin beim Fallen nicht allzu schwer verletzte.
Sie hetzte herum und lief den Weg zum Versteck ihres Blazers zurück. Diesmal klappte die Verwandlung in Celene um einiges schneller. Ihre Zellen schienen sich daran zu erinnern, dass sie vor etwa dreißig Stunden schon einmal dieses Aussehen angenommen hatte. Trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass während der Umformung ihr Gesicht von einem leuchtenden Schein umgeben war.
Vor dem Portal bückte sich Romana Hel’gara nach der Maschinenpistole der Polizistin, die sie als Erste ausgeschaltet hatte. Der Atem der Frau ging regelmäßig, sie musste sich also keine Sorgen machen, dass der Plasma-Taser sie umgebracht hatte. Viel wahrscheinlicher war, dass das Gas eine lähmende Komponente besaß, die den Gegner über den Stromschock hinaus betäubte.
Mit der MP im Anschlag marschierte Romana Hel’gara auf das Portal zu. Wenn es sich nicht öffnen ließ, musste sie sich den Zugang eben freischießen.
Romana Hel’gara zielte auf die Mitte der Glastür, aber zu ihrem Erstaunen glitten die beiden Hälften von selbst zur Seite. Offenbar hatten die Sensoren sie als Celene identifiziert.
Hinter Romana Hel’gara erklangen gedämpfte Befehle. Mitten im Portal stehend fuhr sie herum.
Die Stimme drang aus dem Helmlautsprecher der auf dem Boden liegenden Polizistin! Bald würde es von Sicherheitsleuten nur so wimmeln.
Romana Hel’gara aktivierte das Funkgerät in ihrem Ohrring und rief das Shuttle im Orbit.
»Lieutenant«, sagte sie, als Gerard Rodin sich meldete. »Es wäre schön, wenn Sie mich abholen könnten.«
»Soll ich Sie an der Landestelle der Rettungskapsel abholen?«, fragte er.
»Ich fürchte, so viel Zeit habe ich nicht mehr. Ich brauche Sie – jetzt.«
»Wir befinden uns im Moment auf der anderen Seite des Planeten«, sagte Gerard Rodin. »In zwanzig Minuten sind wir so weit.«
Romana Hel’gara schluckte. Zwanzig Minuten waren eine lange Zeit.
*
Wie erwartet ließ sie der DNA-Scanner anstandslos passieren.
Diesmal machte sie sich nicht die Mühe, Celenes Gang nachzuahmen.
Das rote Licht im Korridor reichte aus, dass sie nicht über ein Hindernis stolperte, und den Weg ins Heiligste des Museums kannte sie mittlerweile im Schlaf.
Die Rolltreppe hinauf, über die Lasersperre springen, vorbei an dem ausgestopften Tiban-Mann, weiter zur Empore, und hinunter zum Podest mit der Glaskuppel.
Dort lag das Akoluthorum. Es hatte nicht viel mit den Akoluthoren gemein, die Romana Hel’gara bereits auf der STERNENFAUST gesehen hatte. Dieses hier war ein vierzackiger, stark glänzender silberner Stern, in dessen Mitte ein blauer Kristall frei schwebte. Den Untergrund des Amuletts bildete eine stilisierte Galaxie mit ihren Spiralarmen und einer Vielzahl von Sternhaufen.
Romana Hel’gara war am Ziel.
Sie musste nur noch das Steuergerät aus dem Fach neben der blauen LED holen.
Vorsichtig legte sie den Finger auf das Sensorfeld mit der winzigen Nadel. Die verborgene Klappe ging auf – und Romana Hel’gara erstarrte.
Der Hohlraum dahinter war leer!
Stattdessen klickte es im Inneren des Sockels. Rund um die Glaskuppel und das Podest flackerten rote Lichtsäulen, die sich zu einem Vorhang aus tödlich surrenden Hochenergie-Lasern stabilisierten.
*
Trotzig schüttelte Anjuli den Kopf. Warum hatte sie nur nicht besser aufgepasst, als sie den Anruf entgegengenommen hatte. Dann wäre Romana Hel’gara jetzt noch immer bei ihr und sie wäre jetzt nicht in dieser misslichen Lage.
Nun blieb ihr nur die Möglichkeit, Romana Hel’gara zu folgen. Von Weitem hatte sie Romana Hel’gara noch an der Kreuzung gesehen und sich gefragt, was sie um diese Zeit noch im
Weitere Kostenlose Bücher