Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung
wandte sich wütend ab.
»Ich weiß. Das genau macht es so schwierig.«
Romana Hel’gara stand auf, drehte sich um und ging ins Schlafzimmer, wo ihre Kleidung auf der Kommode lag.
Kurz darauf verließ sie das Haus.
*
Romana Hel’gara lief die Straße hinunter.
Sie fragte sich, ob es falsch war, Anjuli zu verlassen. Mit ihrer Hilfe hätte sie wahrscheinlich leichter an das Akoluthorum herankommen können.
Doch sie konnte die Anwesenheit von Anjuli nicht länger ertragen, auch wenn sich Romana Hel’gara dafür selbst keine Erklärung geben konnte.
Zu beiden Seiten ragten Wohnhäuser auf, die ihr den Blick auf markante Gebäude der Stadt verwehrten.
An der nächsten Straßenkreuzung blieb sie stehen und blickte sich um. Zwischen den Häusern leuchtete am Himmel ein breiter Streifen in allen Schattierungen von gelb bis weiß. Das musste der Gesteinsring um Tana sein, der den Planeten wie die Ringe des Saturn umgab. Wenn man bedachte, dass sich Tanit auf der Nordhalbkugel des Planeten befand, musste die Querstraße Richtung Süden führen. Ein erster Anhaltspunkt.
Romana Hel’gara drehte sich um. Im Schein des Rings leuchtete in etwa einem halben Kilometer die erhabene Struktur des Regierungsturms golden auf. Jetzt wusste sie, welchen Weg sie einschlagen musste.
Auf dem Vorplatz des Alt-Tanitischen Museums, von dessen Glasdach abgesehen vom Stahlgerippe nicht mehr viel übrig war, drückte sie sich in den Schatten einer zerzausten Palmengruppe.
Zwischen den Stämmen lagen Eisklumpen und Glassplitter. Keiner hatte es der Mühe wert befunden, sie nach dem gestrigen Sturm zu entsorgen.
Vor dem Portal des Museums patrouillierten zwei Polizistinnen; ihr Fahrzeug stand ein wenig abseits neben einem Seiteneingang.
Romana Hel’gara beobachtete das Verhalten der beiden Frauen. Während die eine, den Befehlen nach zu urteilen die Kommandantin, vor dem Portal auf und ab ging, umrundete die andere die vier Gebäude, die zusammen das Museum bildeten.
Romana Hel’gara ließ die Lücken zwischen den Gebäuden nicht aus den Augen, da die zweite Polizistin dort immer wieder auftauchte.
Langsam schlich sie näher. Dann hieß es warten, bis die Polizistin auf ihrer Patrouille hinter dem äußerst rechten Gebäude verschwand.
Romana Hel’gara lief lautlos die wenigen Meter bis zum Portal, aber die Glastüren, die am Vortag noch automatisch aufgeschwungen waren, rührten sich nicht.
Ehe Romana Hel’gara darüber nachdenken konnte, wie sie in das Gebäude gelangen konnte, drehte sich eine der Frauen zu ihr um.
»Was tun Sie hier?«, rief die Polizistin.
»Ich …«, begann Romana Hel’gara. »Vielleicht können Sie mir helfen. Ich kenne mich in Tanit nicht so aus, aber ich suche die nächste Elektrobushaltestelle.«
Während sie sprach, scannte sie ihr Gegenüber. Die Polizistin trug eine schwarze gepanzerte Kampfmontur, die den Körper bis zum Hals schützte. Vom Helm führte ein Spiralkabel zu einem Gerät am Gürtel, das vermutlich ein Funkgerät darstellte. Daneben hing eine klobige Waffe im Holster, die Romana Hel’gara an eine Elektroschockwaffe erinnerte. Eine Maschinenpistole, die an einem Gurt schussbereit von der Schulter hing, komplettierte ihr Outfit.
»Die nächste Station ist …« Die Frau hob die Hand und deutete an Romana Hel’gara vorbei Richtung Regierungsturm.
Weiter kam sie nicht.
Romana Hel’garas Hand schnellte nach vorn. Sie riss der Fremden die Waffe aus dem Holster. Ein ungläubiger Ausdruck flackerte ihr aus den Kristallen entgegen, aber ehe die Polizistin reagieren konnte, hatte Romana Hel’gara den Schocker auf den ungeschützten Hals der Frau gerichtet.
Sie betätigte den Abzug. Eine Wolke schwarzen Gases verließ die Mündung der Waffe und hüllte den Kopf der Polizistin ein. Ein blauer Blitz schoss aus der Waffe, zuckte durch die dunkle Gaswolke, überbrückte die wenigen Zentimeter – und schlug genau an der Stelle in den Hals der Frau, auf die sie gezielt hatte.
Ein Zucken erschütterte ihren Körper. Willenlos sackte sie zusammen und schlug der Länge nach auf dem Boden auf. Mit einem dumpfen Laut fiel ihr Kopf auf den Asphalt.
Romana Hel’gara fühlte den Puls der Frau. Mehr Zeit hatte sie nicht, sich um den Zustand der Polizistin zu kümmern.
Die Kollegin der Frau musste jeden Moment um die Ecke kommen. Wenn sie Romana Hel’gara über ihrer Kommandantin entdeckte, würde sie bestimmt keine Fragen stellen, sondern zuerst schießen.
Es gab nur eine
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