Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern
vernehmen. »Sämtliche Elektronik ist ausgefallen! Das AG { * } -Notsystem reagiert ebenfalls nicht!«
»Versuchen Sie es weiter!«, sagte Dr. Scott und hustete.
»Natürlich!«
Durch den Rauch hindurch sah Missie wie in Trance, dass sich der Ausblick durch die gegenüberliegende Sichtluke rapide änderte. Das Blau des Himmels wich braungrünen Landmassen, die mit weißen Wolkenklecksen bemalt waren.
Und schon schob sich das Blau des Himmels am unteren Lukenrand wieder ins Bild, nur um zwei Sekunden später erneut den Landmassen zu weichen. Die Fähre war außer Kontrolle geraten und befand sich in einem Spiralflug.
Die dumpfen Flüche der Marines, der beißende Rauch, das immer noch flackernde Feuer, der Fahrtwind und die starken Vibrationen – Missie krallte die Hände ins Polster und wusste nicht, was sie tun sollte. Gab es überhaupt noch irgendetwas zu tun?
War dies das Ende?
Das Ende in einer fernen und fremden Galaxie?
*
»Ein elektromagnetischer Puls von unglaublicher Stärke!«, rief Commander Austen. »Wurde mit ziemlicher Sicherheit nicht durch eine hypothetisch anzunehmende Wechselwirkung von Magnetfeld und ionisierten Gasmassen in der Mondatmosphäre verursacht. Ich würde darauf wetten, dass er künstlich erzeugt wurde. Seine Auswirkungen dürften auch die STERNENFAUST …«
»Maschinenraum an Brücke!«, unterbrach Commander Black Fox. Das Bild der indianischstämmigen Chefingenieurin erschien im unteren rechten Bereich des Hauptdisplays und schwebte scheinbar eine Handbreit über der schirmfüllenden Wiedergabe des Backbordteleskops. Und genau diese Wiedergabe offenbarte eine Katastrophe: Die winzige SF-8, die soeben die Wolkendecke des Mondes durchstoßen hatte, zog einen Schweif aus Feuer und dunkelgrauem Rauch hinter sich her. Das Shuttle verschwand kurzzeitig unter den Wolken und wurde dann in der angrenzenden Lücke wieder sichtbar. Es war, als ob es einen schwarzen Tintenstrich über die Mondoberfläche zeichnete, der rasch zerfloss.
»Der EMP hat einige Subsysteme der STERNENFAUST in Mitleidenschaft gezogen«, meldete die Chefingenieurin. »Das Temperaturkontrollsystem wurde beschädigt, ebenso Teile des Lebenserhaltungssystems, aber ich habe bereits auf entsprechende Redundanzmodule umgeschaltet. Alles in allem sind die Schäden nicht groß und können binnen vierundzwanzig Stunden behoben werden.«
»Danke, Commander.« Dana nickte ihrer Dritten Offizierin zu, deren Konterfei im nächsten Augenblick wieder vom Hauptschirm verschwand.
Einige Momente war es vollkommen still auf der Brücke. Sämtliche Blicke hafteten am Zentraldisplay, das nach wie vor den Absturz der SF-8 zeigte.
»Commander Brooks!«, wandte sich Dana erneut an den Kommunikationsoffizier. »Wie ist der Status?«
»Nichts, Ma’am. Ich erhalte keine Funkverbindung zur SF-8.«
»Dies kann uns auch nicht gelingen«, sagte Captain Mulcahy leise. »Ein EMP solchen Ausmaßes hat ganz unweigerlich sämtliche Elektronik des Shuttles zerstört.«
»Es ist mir unbegreiflich, wie dieser EMP zustande kommen konnte«, ließ sich Commodore Taglieri vernehmen. »Sie können natürliche Ursachen definitiv ausschließen, Commander Austen?«
»Mit ziemlicher Sicherheit«, antwortete der Zweite Offizier des Star Cruisers. »Die auf Blue Jewel tobenden Gewitter können keinesfalls so gigantische Entladungen hervorbringen. Planetare Umweltbedingungen, die derartige EMPs auslösen können, sind uns unbekannt. Ein Asteroideneinschlag hat ebenfalls nicht stattgefunden, ebenso wenig eine Atombombenexplosion. Meine Vermutung geht dahin, dass es sich um eine hocheffiziente, bodengebundene EMP-Waffe handelt.«
»Möglicherweise haben uns also die optischen und sensorischen Daten getäuscht, was die technischen Fähigkeiten der Bewohner von Blue Jewel anbelangt«, schloss Taglieri.
»Ich weiß nicht recht«, erwiderte Dana. »Glauben Sie wirklich, dass die Bewohner für den Fall einer Beobachtung gezielt den Eindruck erwecken, über keine fortschrittliche Technik zu verfügen, um diese dann dennoch einzusetzen?«
»Der Ursprung des EMP ist jedenfalls Blue Jewel«, urteilte Jake Austen. »Daran gibt es keinen Zweifel. Wenn es sich um einen künstlich generierten EMP handelt – wonach es aussieht –, müssen wir die energetische Abschirmung der entsprechenden Generatoren als perfekt einstufen.«
»Ich bin nicht überzeugt davon, dass die Mondbewohner nichts mit dem EMP zu tun haben«, brummte Commodore Taglieri.
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