Sternenfaust - HC01 - Die erste Mission
einer der Besten Ihres Jahrgangs abgeschlossen.«
Ramirez nickte. »Das stimmt, Sir.«
»Ich hoffe, Sie hatten bereits Gelegenheit, sich mit den Systemen der STERNENFAUST vertraut zu machen. Wir werden nämlich in Kürze aufbrechen.«
»Ich hatte leider keine Gelegenheit dazu. Die Daten des neuen Prototyps sind so geheim, dass es nicht einmal ein Programm zum Training am Simulator gibt.«
»Das ist schlecht.«
»Ich denke, dass ich mich trotzdem schnell an die neuen Gegebenheiten anpassen werde«, versicherte Ramirez.
»Für jemanden, der drei Jahre als zweiter Rudergänger eines Zerstörers geflogen ist und darüber hinaus Ihre Begabung hat, dürfte das zu schaffen sein«, war Captain Leslie zuversichtlich. Man kann es mit der Geheimhaltung auch übertreiben! , ging es ihm gleichzeitig durch den Kopf.
Der nächste Offizier, der Leslie durch Soldo vorgestellt wurde, war Lieutenant Jessica Wu, zuständig für Ortung und Kommunikation. Sie hatte damit zweifellos eine Schlüsselstellung an Bord der STERNENFAUST inne. Es war schon in der Vergangenheit des Öfteren darüber nachgedacht worden, die Bereiche Ortung und Kommunikation jeweils einem eigenen Offizier zuzuordnen. Aber da die Signalverarbeitung und die Verarbeitung der Sensorendaten ohnehin über dasselbe Teilsystem des Bordrechners vorgenommen wurden und auf der Brücke eines Kriegsschiffs wie der STERNENFAUST chronische Enge herrschte, hatte man sich dagegen entschieden.
Die asiatischen Vorfahren konnte Jessica Wu nicht leugnen. Sie war in Neu-Hongkong geboren, das auf einer künstlichen, der südchinesischen Küste vorgelagerten Plattform errichtet worden war und in Architektur und Design an das 2150 n. Chr. durch eine Reaktorkatastrophe zerstörte Alt-Hongkong erinnerte.
Das blauschwarze Haar hatte Lieutenant Wu zu einer streng wirkenden Knotenfrisur im Nacken zusammengebunden. Ihr Gesicht wirkte regungslos, die Begrüßung ihres neuen Captains recht zurückhaltend. Da will eine offenbar erst mal abwarten, mit wem sie es zu tun hat! , überlegte Captain Leslie. Eine Haltung, gegen die sich nichts einwenden lässt …
Lieutenant Chip Barus war der Waffenoffizier der STERNENFAUST. Äußerlich war das Auffälligste an ihm der feuerrote Haarschopf. Er hatte ein hageres Gesicht mit hervorstehenden Wangenknochen und tief liegenden dunkelgrünen Augen.
Aus den Akten wusste Captain Leslie, dass Chip Barus ein ausgezeichneter Informatiker und Mathematiker war, der an der Sedna-Akademie einen akademischen Grad erworben hatte, bevor er zum Star Corps gegangen war.
Die Motivation dafür war Leslie auch aus den vorliegenden Unterlagen nicht ganz klar geworden. Sie schienen wohl mehr im persönlichen Umfeld zu liegen als in der Ablehnung des wissenschaftlichen Universitätsbetriebs, in dem Barus mit Sicherheit auch Karriere hätte machen können.
Er hatte zuvor als Waffenoffizier auf einem Schweren Kreuzer gedient. Dass er jetzt auf eine kleinere Einheit versetzt worden war, konnte er durchaus als eine Degradierung missverstehen.
Bei Gelegenheit werde ich mal mit ihm darüber reden müssen, um in Erfahrung zu bringen, wie Admiral Rudenko ihn dazu überredet hat, diese personalpolitische Maßnahme zu akzeptieren, ohne dass er sich dagegen in irgendeiner formellen Weise zur Wehr setzte!
Rudenkos Gründe für Barus' Verpflichtung lagen auf der Hand. Er schien für jede auf der STERNENFAUST zu vergebende Position schlicht den besten zur Verfügung stehenden Kandidaten ausgewählt zu haben.
Zweifellos hatte sich der Admiral persönlich sehr stark für das Projekt der Leichten Kreuzer neuen Typs eingesetzt und in gewisser Weise sogar sein persönliches Renommee in die Waagschale geworfen.
Für Leslie ergaben sich daraus zwei Schlussfolgerungen:
Erstens bedeutete dies, dass er von Rudenko vermutlich jede nur erdenkliche Rückendeckung erwarten konnte, was auf keinen Fall schlecht sein konnte – gerade dann, wenn etwas einmal nicht hundertprozentig so lief, wie man es eigentlich erwarten konnte.
Die zweite Schlussfolgerung war, dass die Erwartungen an die Crew der STERNENFAUST und insbesondere ihren Captain unglaublich hoch waren.
Jetzt ist es wohl ein bisschen zu spät, um sich die Sache noch mal zu überlegen! , meldete sich ein stocknüchterner Kommentator in seinem Hinterkopf, dessen trockenes Statement dafür sorgte, dass Richard Leslie von einer Sekunde zur anderen, mental gesehen, wieder fest auf dem Boden der Tatsachen stand. Für euphorische Gefühle
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