Sternenfohlen 08 - Sturmwinds Geheimnis
Einhorn mit der Stoppelmähne hinüber und sah ihm in die Augen. „Ich weiß, dass du das getan hast. Ich habe dich nämlich gehört.“
Silas begann zu stottern, als sich Sturmwind an das Trihorn wandte. „Ich habe außerdem gehört, wie sie über den goldenen Schwan gesprochen haben. Sie redeten darüber, ihm Federn auszureißen.“
In der Menge entstand ein Tumult.
„Wir waren das nicht!“, rief Marwin.
„Woher willst du das überhaupt wissen?“, fragte Silas.
„Ganz einfach“, erwiderte Sturmwind. „Ich habe euch belauscht, als ich unsichtbar war.“
Der Tumult wurde stärker.
„Unsichtbar!“ Wolke erinnerte sich daran, wie Sturmwind damals in der Stunde verblasst war. Aber zwischen Verblassen und Unsichtbarwerden war doch noch ein großer Unterschied.
Marwin wurde blass. „Du lügst!“, rief er. „Du bist ja erst ein Zweitklässler. Sogar für Sechstklässler ist es schwierig, unsichtbar zu werden.“
„Beweise es“, forderte Silas.
Sturmwind lächelte. Dann verschwand er völlig. Alle hielten die Luft an.
„Klasse!“, lobte Mondstrahl.
Dann war Sturmwind wieder sichtbar. Die Einhörner trampelten begeistert mit den Hufen.
„Jetzt verstehe ich!“, rief Wolke. „Deswegen warst du dauernd weg. Du warst tatsächlich unsichtbar!“
Sturmwind nickte. „Ich merkte, dass ich es konnte, als Marwin und Silas heute früh auf uns zukamen“, erzählte er.
Wolke musste daran denken, wie Damaris einmal gesagt hatte, dass man unsichtbar wurde, wenn man sich in Gefahr befand oder Probleme hatte. Sturmwind hatte sich von Anfang an vor den beiden gefürchtet. Vielleicht war es gar nicht so verwunderlich, dass er unsichtbar geworden war.
Stella und Saphira sahen Sturmwind bewundernd an. Nur Mondstrahl wirkte aufgebracht.
„Warum hast du mir nicht erzählt, dass du dich unsichtbar machen kannst?“, fragte er Sturmwind. „Und warum hast du nicht schon eher etwas von Marwin, Silas und dem Schwan gesagt?“
„Tut mir leid“, meinte Sturmwind. „Ich hatte keine Zeit. Marwin und Silas machten sich daran, dem Schwan die Federn auszureißen, gleich nachdem ihr weg wart.“
„Da haben wir dich gesucht“, bemerkte Wolke.
Sturmwind sah sie entschuldigend an. „Ich war gar nicht weg. Ich war immer noch bei euch“, erklärte er. „So konnte ich das Ganze beobachten. Dann flog ich zurück ins Lager, um einem der Lehrer davon zu erzählen.“ Plötzlich wirkte Sturmwind nervös. Er warf dem Trihorn einen Blick zu. „Aber als ich versucht habe, am Strand zu landen, bin ich aus Versehen in die Statuegekracht, sodass sie kaputtging. Ich hatte zuviel Angst, mein Missgeschick mit der Statue zu gestehen. Und so habe ich niemandem davon erzählt, was ich gesehen hatte. Es tut mir so leid.“
Das Trihorn runzelte die Stirn. „Du hättest dich umgehend melden sollen“, sagte es streng.
Sturmwind ließ den Kopf hängen. „Ich weiß“, sagte er leise.
„Dafür musst du an drei Tagen nachsitzen, wenn wir wieder zurück in der Schule sind“, entschied das Trihorn.
Sturmwind nickte gehorsam.
„Und du wirst dich während unseres Aufenthalts hier nicht noch einmal unsichtbar machen!“, fuhr das Trihorn fort. Dann lächelte er plötzlich. „Das ist das erste Mal, dass ich das zu einem Zweitklässler sagen muss. Du hast wirklich Talent, Sturmwind!“
„Und jetzt zu euch beiden“, fuhr er ernst fort. „Ihr seid eine Schande für die Schule. Ihr habt nicht nur den Schwan, sondern auch eure Mitschüler Donna und Sturmwind äußerst grausam behandelt. Ich werde gleich morgen eure Eltern benachrichtigen.“
Marwin sah verängstigt aus, und auch Silas schien in sich zusammenzusacken. Wolke starrte die beiden verächtlich an. Sie hoffte, dass sie nie mehr an die Einhornschule zurückkehren würden.
Ein Lehrer führte sie über den mondbeschienenen Strand zurück zum Lager. Wolke lief neben ihren Freunden her.
„Ich habe echt ein schlechtes Gewissen, dass ich euch nicht erzählt habe, dass ich mich unsichtbar machen kann“, gestand Sturmwind. „Aber auf einmal war alles so kompliziert. Wahrscheinlich hatte ich einfach Angst.“
Wolke beschloss ihren Freunden endlich zu beichten, dass sie wasserscheu war. „Ich habe Angst vor tiefem Wasser“, gestand sie. „Deswegen bin ich nie mit zum Schwimmen gegangen. Tut mir sehr leid, dass ich euch das nicht schon früher gesagt habe.“
„Aber du warst im See, um Donna zu helfen“, rief Stella überrascht.
Mondstrahl stieß einen Pfiff aus.
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