Sternenfohlen 08 - Sturmwinds Geheimnis
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„Ui! Ist das aufregend! Wir machen morgen einen Ausflug zum Traumsee!“, rief Saphira atemlos. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen! Schon als kleines Einhornkind habe ich die ganzen Geschichten darüber gehört: über den Zauber, der dort herrscht, und die wilden Tier, die dort leben, und – einfach alles!“
Wolke, die neben ihrer besten Freundin trabte, warf die Stirnlocke zurück und lächelte ihr zu. Auch sie war mit den Geschichten über den Traumsee aufgewachsen. So wie jedes Einhornkind in Arkadia.
„Ich habe gehört, dass der See bei Sonnenuntergang rosafarben schimmert“, ergänzte sie.
„Und es gibt Schwärme von goldenen Schwänen“, seufzte Saphira entzückt. „Es klingt wie der allerschönste Ort in ganz Arkadia.“
„Abgesehen vom Palast natürlich“, meinte Sturmwind scherzhaft, der auf der anderen Seite von Wolke lief.
Mondstrahl, das muskulöse Einhorn, das vor Wolke und Saphira trabte, drehte seinen edlen Kopf zu ihnen herum.
„Ich werde es meinen Eltern ausrichten, Sturmwind“, rief er. „Vielleicht machen wir ja dann den nächsten Schulausflug zu uns in den Palast.“ Mondstrahls Eltern waren nämlich König und Königin von Arkadia, dem Land, in dem die Einhörner lebten.
„Echt?“, fragte Saphira aufgeregt.
Mondstrahl schüttelte seine Mähne undgrinste das hübsche Einhorn mit den großen dunklen Augen an. „Saphira, dir kann man wirklich alles weismachen!“
Saphira machte einen Schmollmund, aber Wolke wusste, dass ihre Freundin viel zu aufgeregt war, um lange beleidigt zu sein. Und tatsächlich fingen Saphiras Augen schon wieder an zu glänzen.
„Glaubt ihr, dass die Blumen am Ufer des Sees wirklich singen?“, fragte sie gespannt. „Und wie stellt ihr euch die Trauminsel vor? Sie soll ja der magischste Ort in ganz Arkadia sein, verborgen hinter einem Nebelschleier mitten im See!“
„Na, das werden wir ja dann morgen alles sehen“, meinte Sturmwind. „Ich werde mich jedenfalls bemühen, auf keine Blumen zu treten – egal ob sie singen oder nicht.“
Sturmwind war in Wolkes Klasse an der Einhornschule das größte Einhorn. Wolkewusste, dass er immer wieder darunter litt, auffallend groß und manchmal etwas ungeschickt zu sein. Darum machte er Witze darüber, um sich selber besser zu fühlen. Sie stupste ihn liebevoll an.
„Du zertrittst bestimmt nichts“, beruhigte sie ihn. „Da bin ich mir ganz sicher.“
Inzwischen waren sie beim Zauberfeld angekommen. Alle Einhörner in Arkadia besuchten sechs Jahre lang die Einhornschule. Dort lernten sie Fliegen, Heilen und Zaubern mit dem Rosenquarz. Wolke besuchte mit ihren Freunden die zweite Klasse und liebte die Einhornschule mit ihren Türmen, den Wolkenställen und den saftigen Wiesen. Aber am meisten genoss sie es, mit ihren Freunden zusammen zu sein.
„Hierher!“, rief ein rosig schimmerndes Einhorn auf dem Zauberfeld, als es Wolke und die anderen kommen sah. „Ich habe euch Plätze freigehalten!“
„Danke, Stella“, rief Wolke ihr zu und trabte zu ihr hinüber. Stella war neu an der Einhornschule. Wolke hatte sie zuerst nicht besonders gemocht, aber jetzt gehörte Stella fest zu ihrem Kreis und lachte und scherzte mit ihren Freunden.
„Ruhe jetzt!“, rief Damaris, ein geflecktes, graues Einhorn, das vor den aufgeregt plappernden Zweitklässlern stand. „Heute haben wir viel Stoff durchzunehmen.“
Wolke verstummte und sah ihre Zauberlehrerin gespannt an.
„Wir werden heute etwas Neues versuchen“, fuhr Damaris fort, als die Schüler endlich leise waren. Sie fegte mit ihrem langen Schwanz über den Boden. „Es gibt Sechstklässler, die damit immer noch ihre Probleme haben, also müsst ihr euch nichts dabei denken, wenn ihr es am Anfang schwierig findet. Es dauert viele Jahre und braucht ausdauernde Übung, bis man es wirklich gelernt hat. Darum wollen wir heute damit anfangen.“
„Was könnte das wohl sein?“, flüsterte Saphira Wolke gespannt zu.
„Kopfstand“, antwortete Mondstrahl. „Den wollte ich schon immer lernen.“
„Das glaube ich nicht“, meinte Wolke voller Überzeugung, und Sturmwind lachte. „Es ist bestimmt irgendein Flugkunststück.“
„Ruhe, bitte!“, mahnte Damaris noch einmal, nachdem alle wieder angefangen hatten, durcheinanderzureden. Sie wurden still und warteten gespannt. Was würde ihnen Damaris heute wohl beibringen?
„Ich möchte euch nicht länger auf die Folter spannen“, meinte Damaris mit einem Lächeln. „Heute geht es um die
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