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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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lebenden Organismus sonst noch anstellen?
    Ihn austrocknen. Ihn bei lebendigem Leibe fressen. Nein, bloß nicht, dann müsste ich mich mit Verdauungsbeschwerden herumschlagen. Denn was hatte ich meinem kleinen Nachbarn gesagt? Außerirdische organische Stoffe sind giftig …
    Galis schaffte es allmählich, sich hochzurappeln, da ich ihn nicht länger am Boden halten konnte. Sein Gesicht verwandelte sich abermals, sein Mund wurde breiter, aus ihm ragten jetzt schiefe Fangzähne heraus, die Augen schützte eine harte, transparente Kruste …
    Leute kamen auf uns zugerannt. Die Piloten sprangen aus den gelandeten Deltas, anscheinend besaßen sie keine eigenen Waffen – trotzdem würden sie mich in Stücke reißen, einfach aufgrund der Überzahl.
    Galis schaffte es, sich auf mich zu wälzen und mich zu Boden zu pressen. Sein monsterhaftes Maul – mein Gott, er musste den Film über den Alien gesehen haben! – schob sich an mich heran. Ein Realität gewordener Albtraum, der Inbegriff des Todes …
    Wenn du das Feuer bezwingen willst, musst du selbst zum Feuer werden. Wenn du den Tod bezwingen willst, musst du selbst zum Tod werden.
    Die Meister der Kampfkunst hatten damit zwar etwas anderes im Sinn. Trotzdem war das eine Chance.
    Ich machte es Galis nicht nach und verzichtete auf eine Transformation.
    Ich versuche es … . seufzte mein Symbiont müde.
    Galis’ Maul schnappte zu, und er riss mir ein Stück meines Gesichts heraus. Weh tat das nicht. Danke, Cualcua.
    Wahrscheinlich hatten Galis und ich denselben Gedanken gehabt, denn er schluckte den herausgebissenen Teil meines Körpers hinunter. Wenn dein Gegner seinen Körper transformieren kann, dann ist es logisch, seine Masse zu verringern und die eigene zu erhöhen …
    Mit verzweifelter Anstrengung schob ich Galis von mir runter und stieß ihn weg. Über meine zerfetzte Wange floss Blut, der Cualcua hatte es nicht geschafft, alle Gefäße zu schützen.
    Dennoch lächelte ich. Bei meinem massakrierten Gesicht geriet mir das zu einem Teufelslachen.
    Galis erstarrte.
    »Ich …« Die Worte gluckerten, erstarben noch in meinem Mund, trotzdem versuchte ich zu sprechen. »G  … G … Gift … du Schwachkopf … Hauptmann …«
    Er schrie auf, krümmte sich und versuchte, das heruntergeschluckte Fleisch wieder auszuspucken.
    Ich stand einfach da und sah zu, wie er starb.
    Womit hatte der Cualcua mein Fleisch getränkt, das ich Galis so freundlich angeboten hatte?
    Zyankali. Es war die einfachste Lösung.
    Schubweise wuchs die Haut in meinem Gesicht nach. Die Blutung war bereits gestoppt. Ich drehte mich zu den heranstürmenden Piloten um und bleckte die Zähne. Sie blieben stehen.
    Anscheinend war Hauptmann Galis hier der einzige Metamorph …
    Beweg dich nicht! Ich muss unbedingt das Gift neutralisieren. Es sind viele Kapillaren betroffen.
    Was für ein seltsames Gefühl … alles zerfließt, und ich bekomme einfach keine Luft mehr. Warum ringe ich nach Atem? Schließlich atme ich doch mit voller Brust ein …
    Mit watteweichen Beinen torkelte ich zum Zaun. Hinter mir eilten die Piloten zu dem reglosen Galis.
    Aber ich habe dich gerächt, Schnee … dich, der du nicht zu meinem Freund geworden bist …
    Ihr habt eure Gesetze, ich meine.
    Ich schaffe es nicht!, jammerte der Cualcua. Pjotr, ich schaffe es nicht, das Gift zu neutralisieren!
    Ja und? Das war eben der Preis, den ich zahlen musste. Wenn ich fremdes Leben nahm, musste ich auch bereit sein, das eigene zu geben.
    Ich humpelte noch immer weiter, obwohl es mir schon schwarz vor den Augen wurde und mein Bewusstsein sich vernebelte. Jedes Kind könnte mich jetzt umhauen, ein leichter Stupser würde genügen – und ich würde nicht mehr aufstehen.
    Verzeih mir …
    Na so was. Worte wie von einem Menschen.
    Die Welt ging in einem weißen Leuchten auf. In meinen Ohren rauschte es. Nein, ich würde es nicht mehr bis zu diesem Zaun schaffen, ich würde hier hinfallen, mitten im Tor …
    Pjotr!
    Ich verlor das Bewusstsein.
    Pjotr!
    Pjotr!
    Pjotr!
    Weshalb wiederholte er ständig meinen Namen?
    Wusste der Cualcua etwa nicht, dass man in Ruhe sterben muss. Vor allem jetzt, wo ich nicht mehr unter Atemnot litt und nicht eingeengt war, sondern in warmen Wellen davonzuschwimmen schien und glaubte, alles sei gut …
    Nur mein Kopf schmerzte. Es hämmerte in den Schläfen.
    Diesen Schmerz kannte ich schon.
    Pjotr, komm zu dir! Hörst du mich? Antworte! Lebst du noch? Antworte!
    Ob ich lebte? Anzunehmen. Denn selbst wenn es

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