Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
schlingernd und aufgerissene Grasstreifen hinterlassend.
    »Aber wir haben nun einmal großes Interesse an deinem Bericht. Vor allem daran, warum die Cualcua ihren Gleichmut aufgegeben haben. Warum helfen sie dir?«
    Mehr wollte er nicht wissen?
    Was für eine kinderleichte Frage.
    »Ich muss weit ausholen, um diese Frage zu beantworten, weiser Daenlo, Beauftragter für die Menschheit, denn ich kenne die Antwort nicht. Aber vielleicht findet ihr sie.«
    »Wir haben Zeit, Mensch Pjotr Chrumow. Also sprich! Wenn Präzisierungen nötig sind, werde ich nachfragen. Sprich!«
    Die Daenlo waren in gewisser Weise genauso behäbig wie die Nashörner bei uns auf der Erde, deren Karikatur sie abgaben. Sie konnten jedoch auch genauso wütend werden.
    »Alles hat auf Hyxi-43 begonnen, Daenlo. Ich befand mich auf dem Rückflug von einem Auftrag. Nachdem ich den ersten Jump hinter mir hatte, hörte ich im Cockpit ein Geräusch. Wie sich herausstellte, stammte es von einem Zähler …«
    »Ein Zähler hat den Jump überstanden?«
    Das ließ ihn nicht gleichgültig!
    »Ja, Daenlo. Er hat den Jump überstanden und ist nicht wahnsinnig geworden. Aber ich erzähle lieber alles der Reihe nach.«
    »Sprich!«
    »Der Zähler hat mir gesagt, dass er Andrej Chrumow treffen muss … meinen Großvater …«
    Die Fangarme holten aus. »Andrej Chrumow ist der Mensch, der dem Konklave unnötige Grausamkeit vorwirft?«
    »Ja.«
    Wie schade, dass mein Großvater nicht hier war. Es hätte ihn gefreut zu hören, welcher Ruf ihm vorauseilte.
    Ich hatte ja gewusst, dass mir eine lange Nacht bevorstand – aber ich hatte nicht angenommen, dass sie so lang werden würde …
    »Wir wollten mit den Geometern kein Bündnis eingehen.«
    »Warum nicht? Diese Rasse ist identisch mit eurer. Damit ist sie euer natürlicher Verbündeter.«
    »Ihre Moral ist nicht weniger grausam als die des Konklaves.«
    »Glaubst du also auch, dass wir grausam sind?«
    Ich schaute in die flachen Augen.
    »Ja, Daenlo, Beauftragter für die Menschheit.«
    Die Nacht verstrich, und über der Zitadelle ging die Sonne auf. Ein trüber, ferner roter Stern. Neben dem strahlenden Koloss des Torpp nahm er sich wie ein Irrtum aus.
    »Der Kommandant der Alari hat mich in den Rang eines Offiziers erhoben«, fuhr ich fort, »damit er mich beauftragen konnte, den Kern zu erkunden.«
    »Damit hat er seine Kompetenzen überschritten«, hielt der Daenlo fest. Nach kurzem Schweigen erklärte er jedoch mit unverändert gelangweilter Stimme: »Ich habe mich geirrt. Der Kommandant einer unabhängigen Kampfeinheit darf Erkundungsmissionen durchführen und dafür Vertreter der Schwachen Rassen rekrutieren. Kommandant, du bist rehabilitiert. Du kannst den Kreis der Anklage verlassen.«
    Die schwarze Maus neben mir bewegte sich. »Starker Daenlo, als sein Vorgesetzter muss ich bei dem Verhör des Menschen Pjotr Chrumow anwesend sein.«
    »Du darfst bleiben. Dir wird Nahrung und Wasser gebracht.«
    Um mein leibliches Wohl war man nicht in dieser Weise besorgt. Allerdings hatte der vom Cualcua geschaffene Körper auch keinen Bedarf an Nahrung. Ich erzählte alles. Die Sonne versank schon wieder am Himmel. Der Torpp trieb über den Himmel, vielleicht langweilte es ihn, dem zähen Gespräch organischer Wesen zu folgen.
    »Ein Mann der Rasse der Geometer, Nik Rimer, hat seinen Planeten in den Schatten geführt …«
    »Heißt das, der Planet der Geometer ist von nun an geschützt?«
    Eine gute Frage. »Sie waren nie ungeschützt«, antwortete ich achselzuckend. »Aber jetzt … An Stelle der Starken Rassen würde ich die Geometer jetzt nicht angreifen.«
    »Ist das ein Rat – oder eine Drohung?«
    »Ein Rat.«
    »Gut. Fahr fort!«
    Als ich zum Ende kam, senkte sich die Nacht ein zweites Mal herab. Ich weiß nicht, ob die anderen Aliens zwischendurch einmal schliefen. Der Daenlo jedenfalls hatte mich keine Sekunde allein gelassen.
    »Sag uns, was die Rasse der Cualcua mit ihrem Samen für die Tore vorhat!«
    »Ich weiß es nicht …«
    »Frage den Cualcua!«
    Begriffsstutzig glotzte ich den Daenlo an, dessen Widerrist ja ein amorpher Sack zierte.
    »Sie sprechen nie mit uns. Seitdem ihre Welt zerstört und der Kosmos ihr Zuhause wurde. Sie dienen uns, aber sie antworten uns nicht. Frage ihn!«
    Ich erzitterte, als ich seine Worte begriff. Die Rasse der Cualcua hatte keinen Planeten mehr, zu dem sie den Samen hätte bringen können. Sie lebten überall … in jeder Welt des Konklaves. Wer kam schon ohne die

Weitere Kostenlose Bücher