Sternenschweif 02 - Sprung in die Nacht
Sternenschweif. „Und er würde gerne wissen, weshalb wir hier sind.“
Laura wollte keine Zeit verlieren. „Frag ihn bitte, warum er jedes Hindernis verweigert.“
„Er kann dich verstehen, ohne dass ich übersetze“, erklärte ihr Sternenschweif, als Silver schon antwortete. Er lauschte dem Apfelschimmel für eine Weile, dann erklärte er. „Er hat Angst. Er sagt, dass er als Fohlen zusammenmit anderen aus seiner Herde über einen Baumstamm gesprungen ist. Dabei ist er sehr schmerzhaft mit den Beinen angeschlagen. Seitdem hat er Angst vorm Springen. Er findet es furchtbar, dass Mel seinetwegen so unglücklich ist, aber er bringt einfach nicht den nötigen Mut auf.“
„Hast du keine magischen Kräfte, die ihm helfen könnten, sich nicht mehr so sehr zu fürchten?“, fragte Laura Sternenschweif.
„Ich weiß es nicht. Ich weiß zwar, dass ich magische Kräfte habe, aber ich habe keine Ahnung, was für welche. Es wäre gut möglich, dass ich ihm helfen kann, doch ich weiß nicht, wie.“
Laura war enttäuscht. Sie hatte so sehr gehofft, dass Sternenschweif seinen Einhornzauber einsetzen und alles in Ordnung bringen würde.
Sie dachte angestrengt nach. Wenn sie Sternenschweifs Zauberkräfte nicht nutzen konnten, um Silver zu helfen, fiel ihr vielleicht eine praktische Lösung des Problems ein. „Angenommen, ich lege die Hindernisstangen auf den Boden, würdest du dich trauen, darüber zu gehen?“
Silver schnaubte und Sternenschweif übersetzte. „Er sagt, er würde es zumindest versuchen.“
„Das wäre immerhin ein Anfang.“ Laura rutschte von Sternenschweifs Rücken, holte zwei Stangen und legte sie parallell zueinander ins Gras.
Was für ein Glück, dass man die Koppel vom Farmhaus aus nicht sehen kann, dachte sie dabei.
„Versuch darüber zu gehen. Das ist zumindest ein Schritt auf dem Weg zum Springen“, forderte sie Silver auf.
Das Pony sah schrecklich nervös aus.
„Das schaffst du bestimmt“, ermunterte Sternenschweif ihn. Zögernd ging Silver auf die erste Stange zu. Direkt davor blieb er stehen. Er schnaubte laut, als wolle er sich selbst Mut machen. Dann stieg er mit hoch angezogenen Hufen über die Stange.
„Gut gemacht!“, lobte ihn Laura. „Versuch es jetzt mal mit der zweiten Stange.“ Wieder ging Silver darüber. Diesmal schon etwas sicherer.
„Du hast es tatsächlich geschafft!“, rief Sternenschweif begeistert, als ein viel glücklicher aussehender Silver zu ihnen zurückkehrte.
„Ich werde jetzt ein ganz kleines Hindernis aufstellen“, sagte Laura. „Mal sehen, ob du das auch schaffst.“
Silver schreckte zurück. Er schnaubte abwehrend.
Sternenschweif seufzte. „Er möchte das nicht. Er hat einfach noch viel zu viel Angst davor, zu springen.“ Silver senkte beschämt seinen Kopf. „Aber wenn wir wiederkommen und ganz viel mit ihm üben, wird er vielleicht mutiger werden“, sagte er.
Damit musste Laura sich erst einmal zufrieden geben. „In Ordnung. Für den Anfang war das doch schon einmal toll. Wir kommen morgen wieder, Silver.“ Laura umarmte ihn zum Abschied, dann stieg sie wieder auf Sternenschweifs Rücken. „Wir werden dir helfen, Silver. Ganz egal, wie lange es dauert!“
4
„Beeil dich!“ Mrs Foster rief am nächsten Morgen ungeduldig nach Laura.
Laura begutachtete sich zum letzten Mal kritisch im Spiegel. Sie hatte ihre neuen Jeans und ein blaues T-Shirt an. Ihr frisch gewaschenes Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden. Sie schluckte nervös einen dicken Kloß in ihrem Hals hinunter. Ihr erster Tag in der neuen Schule. Was er wohl bringen würde?
Entschlossen holte sie tief Luft und lief die Treppe hinunter. Ihre Mutter wartete mit Max schon an der Tür.
„Bist du sehr aufgeregt?“
„Ein bisschen schon“, gestand Laura, konnte sich ein Gähnen jedoch nicht verkneifen.
Ihre Mutter runzelte die Stirn. „Hast du letzte Nacht nicht gut geschlafen?“
„Mir geht’s gut, Mum.“ Laura war froh, dass sie gestern bei ihrem Ausflug mit Sternenschweif von niemandem gesehen worden war, und sie wollte keinesfalls, dass ihre Mutter jetzt misstrauisch wurde. Scheinbar völlig ruhig ergriff sie ihre Schultasche. „Komm, lass uns gehen.“
Ihre neue Schule war nur zehn Minuten mit dem Auto von der Farm entfernt. Als Mrs Foster das Auto vor dem flachen Ziegelsteingebäude parkte, sah Laura Mel vor dem Eingang stehen. „Da ist Mel!“
Sie sprang aus dem Auto und lief zu ihrer Freundin hinüber. „Hallo!“
„Hallo! Ich dachte, ich
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