Sternenschweif 02 - Sprung in die Nacht
hatte ihr versprechen müssen, Sternenschweifs Geheimnis gut zu hüten. Sonst könnte er in große Gefahr geraten!
„Er wird mich als Einhorn erkennen. Aber das macht nichts“, beruhigte Sternenschweif sie. „Pferde und Ponys wissen, dass das Geheimnis eines Einhorns nicht verraten werden darf.“
„Wissen denn alle Tiere, dass es Einhörner gibt?“, fragte Laura.
Sternenschweif schüttelte den Kopf. „Nur Pferde und Ponys kennen das Geheimnis der Einhörner. Aber auch andere Tiere spüren manchmal, dass ich anders bin.“ Er flog tiefer, bis seine Hufe die Wipfel der Bäume streiften. „Wie sieht es aus? Bist du bereit für eine kleine Springrunde?“
„Darauf kannst du wetten!“, erwiderte Laura begeistert. „Los geht’s!“
Übermütig galoppierte Sternenschweif durch die Luft und trug sie zum Wipfel einer hohen Tanne. Sie sprangen von Baum zu Baum und Laura war fast schon schwindelig, so viel Spaß machte das. Am Ende des Waldes angekommen, stieg Sternenschweif höher und drehte einen wunderschönen Looping. Laura konnte nicht anders, ausgelassen stieß sie einen lauten Freudenschrei aus.
Doch leider schon viel zu schnell wurde es höchste Zeit, nach Hause zurückzukehren. „Wenn wir noch länger fortbleiben, werden Mum und Dad anfangen, sich Sorgen zu machen.“
Sternenschweif nickte zustimmend und sie flogen zurück zur Farm.
Nachdem Sternenschweif auf seiner Koppel gelandet war, stieg Laura ab und sagte einen zweiten Zauberspruch auf. Wieder durchzuckte ein violetter Blitz die Luft. Aber dieses Mal hatte sich Sternenschweif von einem Einhorn in ein kleines, graues Pony zurückverwandelt.
„Unsere Springrunde war toll. Vielen Dank und schlaf gut.“ Laura umarmte Sternenschweif noch rasch, bevor sie ins Haus zurückrannte.
Ihr Vater war in der Küche. Er schaute auf die Küchenuhr, als sie hereinkam. „Du warst aber ziemlich lange weg.“
„Ich konnte mich einfach nicht von Sternenschweif trennen.“ Lauras Herz schlug aufgeregt. Zu ihrer großen Erleichterung lächelte ihr Vater. „Es freut mich sehr, dass du mit deinem neuen Pony so glücklich bist. Findest du nicht auch, dass das Leben hier draußen viel besser ist als das Leben in der Stadt?“ „Absolut!“ Laura stimmte ihm von ganzem Herzen zu. Zwar war ihre Familie erst vor ein paar Tagen hierher aufs Land gezogen, damit ihr Vater seinen Traum wahr machen und Farmer werden konnte. Doch Laura fühlte sich schon ganz zu Hause.
Auf dem Weg nach oben hörte sie Gelächter aus dem Zimmer ihres Bruders. Neugierig stieß sie die Tür auf. Ihr kleiner Bruder Max lagschon im Bett. Buddy, der junge Berner Sennenhund, den sie erst vor einigen Wochen gekauft hatten, stand auf den Hinterbeinen und stützte sich mit seinen großen, weißen Vorderpfoten auf dem Bett ab. Seine rosa Zunge hing heraus, während er versuchte, jeden Zentimeter von Max’ Gesicht abzulecken.
„Also wirklich, Max, ich glaube, er würde auch noch zu dir ins Bett klettern, wenn ich ihn nur ließe.“ Mrs Foster schubste den kleinen, braun-schwarzen Hund auf den Boden zurück. „Buddy, du bist wirklich unmöglich“, schimpfte sie ihn, aber sie lächelte dabei.
Buddy sprang auf Laura zu. Wieder einmal schaffte er es nicht, rechtzeitig zu bremsen, und schlitterte mit vollem Schwung in sie hinein.
„Uff“, rief Laura aus. „Du wiegst mindestens schon eine Tonne, Buddy!“
„Warte erst mal ab, bis er voll ausgewachsen ist.“ Mrs Foster lachte. „Jetzt solltest du aber auch ins Bett gehen, Laura. Dad und du werdet morgen früh um halb zehn bei den Millers erwartet. Das heißt, du musst früh aufstehen, wenn du Sternenschweif rechtzeitig gefüttert und geputzt haben willst.“ Laura nickte.
„Ich hoffe, dass du dich mit Mel Miller gut verstehen wirst. Es wäre schön, wenn du eine Freundin hättest, mit der du zusammen reiten könntest.“
Da konnte Laura ihrer Mutter nur zustimmen! „Hoffentlich ist Mel nett.“
Als sie in ihr Zimmer ging, dachte sie über den nächsten Tag nach. Ob Mel überhaupt ihre Freundin werden wollte? Und ob sie Melmögen würde? Sie wünschte es sich jedenfalls.
Sie zog ihren Schlafanzug unter ihrem Kopfkissen hervor und ging zum Fenster. Sie konnte die Gipfel der Berge sehen, die hinter dem Haus aufragten. Und – das war das Beste – sie konnte Sternenschweifs Stall und die Koppel sehen.
„Gute Nacht, Sternenschweif“, flüsterte sie, als ihr Blick auf die schattenhafte Gestalt des kleinen grauen Ponys fiel, das in der
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