Sternenschweif 34 - Himmelsfreunde
Hitze des Tages über dem Wald und es war drückender als in allen Nächten zuvor.
„Hoffentlich finden wir die Kette schnell“, meinte Laura. „Dann können Grace und Nachtwind danach noch ein bisschen das Fliegen üben.“
Sternenschweif streckte seine Nase in die Luft. „Ja, das wäre gut. Ich glaube aber, heute Nacht haben wir nicht so viel Zeit. Es wird wohl ein Gewitter geben, so schwül wie es ist.“
Laura setzte sich auf einen Baumstamm und betrachtete versonnen die violetten Mondblumen. Wie schön ihre goldenen Spitzen im Mondlicht funkelten. Nach einer Weile wurde sie jedoch etwas unruhig.
„Wo bleiben nur Grace und Nachtwind? Langsam mache ich mir Sorgen.“
Sternenschweif nickte. „Ich auch. Komm, wir schauen in einem Rosenquarz nach, ob irgendetwas passiert ist.“ Laura stand auf und sie gingen zu einem der großen rosafarbenen Steine, die auf der Lichtung verstreut herumlagen. Sternenschweif senkte den Kopf undberührte mit seinem Horn die glänzende Oberfläche.
„Zeig uns Nachtwind und Grace“, sagte Laura und sogleich stieg heller Nebel auf und umhüllte den Stein. Als er sich lichtete, hatte sich die Oberfläche des Rosenquarzes verwandelt und zeigte nun Nachtwind in seinem Stall. Das Pony ließ den Kopf hängen und machte einen betrübten Eindruck.
„Sie sind anscheinend noch gar nicht losgeritten“, vermutete Sternenschweif, als das Bild wechselte und Grace sichtbar wurde. Sie galoppierte auf einem eleganten hellbraunen Pony durch den Wald.
„Das ist Stella, sie gehört auch zum Reiterhof Apfelhain!“, rief Laura verwundert aus. Stellas pechschwarze Mähne flatterte imWind und Grace ließ ihren Blick scheinbar suchend über den Waldboden schweifen. „Warum reitet Grace denn mitten in der Nacht mit einem anderen Pony aus?“, fragte Laura verwirrt.
„Das weiß ich nicht“, schnaubte Sternenschweif. „Aber anscheinend hat sie vergessen, dass wir hier auf der Lichtung verabredet sindund sucht jetzt auf eigene Faust den Wald nach ihrer Kette ab.“
Laura schüttelte verständnislos den Kopf. „Aber Grace hat noch nie eine Verabredung einfach so vergessen. Was für einen Grund sollte sie haben, alleine loszureiten?“
Sternenschweif sah sie mit einem Mal beunruhigt an. „Ich habe kein gutes Gefühl, Laura. Lass uns losfliegen und die beiden suchen. Vielleicht sehen wir dabei ja auch zufällig die Kette. Aber wichtiger ist im Moment, dass wir Grace und Stella finden.“ Aus der Ferne zog ein leises Donnergrollen zu ihnen heran. „Hörst du das? So ein Gewitter kann schneller über uns hereinbrechen, als uns lieb ist. Wir sollten keine Zeit verlieren. Stella ist ja kein Einhorn!“
Jetzt begriff Laura. „Du hast recht! Wenndie beiden in das Gewitter kommen, können sie sich ja nicht mit der Seifenblasenmagie schützen. Zum Glück hab ich dich!“ Sie umarmte Sternenschweif und schwang sich dann entschlossen auf seinen Rücken.
„Bestimmt ist Grace zum Bach geritten, wo wir gegrillt haben, und sucht dort noch einmal alles nach der Kette ab.“
„Das denke ich auch.“ Sternenschweif drückte sich mit seinen Hinterhufen vom Boden ab und flog kurz darauf über die dunklen Bäume hinweg. Hier oben war die Luft plötzlich deutlich kühler als auf dem Hinflug. Sie hatten jetzt Gegenwind und es donnerte in kürzeren Abständen. Das Gewitter kam immer näher. Der Mond versteckte sich hinter einer schwarzen Wolke und sie hatten Mühe,noch etwas zu erkennen. Aber zum Glück fand Sternenschweif auch im Dunkeln jeden Weg und bald hatten sie den Grillplatz am Bach erreicht. Von Grace und Nachtwind fehlte jedoch jede Spur.
„Vielleicht waren sie schon hier und suchen den Weg ab, den wir heute geritten sind“, rätselte Sternenschweif.
„Ja, so wird es bestimmt sein“, erwiderte Laura hoffnungsvoll. Erste dicke Regentropfen platschten in ihr Gesicht. Sternenschweif wollte gerade wieder in die Luft abheben, da flammte ein weißer Blitz am Nachthimmel auf, gefolgt von einem gewaltigen Donnerschlag.
„Vorsicht, Sternenschweif!“, rief Laura erschrocken. Der Wind wurde stärker und die Äste der Bäume schwankten bedenklich.
Sternenschweif hatte alles unter Kontrolle. „Wir fliegen in der Seifenblase weiter“, sagte er ruhig. „Dann kann uns nichts passieren.“
Die Seifenblasen-Magie hatten sie schon öfter bei Schneegestöber eingesetzt. Eine dünne, durchsichtige Haut, die wie eine Seifenblase schillerte, umhüllte sie und ließ nichts mehr von außen an sie heran. So
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