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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Ausscheidungsprodukte loswerden!«, teilte ich der Decke mit. »Bringt einen Topf!«
    Meinen Bedürfnissen schenkten sie eigentlich Aufmerksamkeit. Die letzten Male war umgehend ein grauer Alari aufgetaucht, ich hatte mal gerade bis zwanzig gezählt.
    Zehn … zwölf … achtzehn … zwanzig …
    Sie waren wirklich ausgesprochen pünktlich.
    Die Luke öffnete sich, ein Alari mit dem Nachttopf in den Pfoten betrat die Zelle. Unverzüglich schleuderte ich ihn zu Boden und schlang ihm die Schnur um den Hals. Der Topf fiel scheppernd auf den Boden.
    »Wer bewacht die Zelle?«, schrie ich und zog die Schnur kurz zusammen. Einen Fuß stemmte ich gegen die Luke, für alle Fälle, damit er nicht auf die Idee kam zu verschwinden.
    »Ich …«, antwortete der Alari mit normaler, keineswegs erstickter Stimme. Ob ich nicht fest genug gezogen hatte? Ich zerrte noch einmal – und das Wesen, das ich mit dem Knie zu Boden presste, keuchte auf. »Nein …«, brachte es in unverminderter Lautstärke hervor.
    Dieses ekelhafte Ding an seinem Hals, aus dem die Laute kamen, hing offenbar nicht von der Atmung ab.
    Ich lockerte den Druck ein wenig. »Wer noch?«, fragte ich.
    Schweigen. Gut, das ist auch eine Antwort. Und sie gefiel mir.
    »Wo ist mein Schiff?«
    »Du kommst hier nicht weg«, verkündete der Alari zwischen zwei Krämpfen. »Lass mich los und geh an deinen Platz zurück. Ich habe dir ein Gefäß gebracht.«
    Unwillkürlich musste ich lachen. Danach stand mir nun wirklich nicht der Sinn, mein Nicht-Freund.
    »Antworte!«
    »Nein …«
    Die unerschütterliche Stimme des Alari passte nicht zu den Krämpfen seines Körpers. Verzweifelt dachte ich nach. Noch einmal würde sich mir eine solche Gelegenheit nicht bieten, das stand fest. Dieser Alari würde mir nichts sagen. Folglich musste ich mich auf gut Glück durchschlagen …
    Plötzlich vernahm ich einen Schmatzlaut. Der Auswuchs am Hals des Alari zuckte, teilte sich in zwei Hälften, floss unter der Schnur durch und fiel zu Boden. Sein Inneres zeigte eine rosa-weiße Farbe, wie ausgeblutetes Fleisch. Die Stücke erzitterten und streckten sich zueinander hin.
    Was war das nun schon wieder für eine biologische Ausgeburt! Ein Dolmetscher, ein Translator! Oder noch schlimmer: ein Symbiont!
    Ich schnappte mir das Metallgefäß, schlug mehrmals auf die Brocken aus Protoplasma ein und verschmierte sie über dem Boden. Das Wesen stellte seine Fähigkeit, sich zu teilen, durchaus unter Beweis, doch jede Lebensform hat ihre Grenzen. Aber bitte sehr, du kannst ja mal versuchen, dich aus dem Matsch am Boden wieder zusammenzusetzen!
    Das rosa Gel wabbelte, veränderte nach und nach seine Farbe, verschmolz beinahe mit dem Boden, versuchte aber nicht länger, sich neu zu formen.
    Ich wandte mich dem Alari zu – gerade noch rechtzeitig. Er nutzte den Umstand, dass ich die Schnur nur noch mit einer Hand hielt und der Druck deshalb nachgelassen hatte, und schlug mit seiner Vorderpfote auf mich ein. Die scharfen Krallen rissen mir die Jacke auf, Schmerz versengte meine Schulter. Mich fröstelte bei dem Gedanken, was mit meinem Arm passiert wäre, wenn er nackt gewesen wäre.
    Ich fasste die Schnur wieder mit beiden Händen und zog sie fest zusammen. Der Alari stieß Laute aus, es klang wie ein Rascheln. Wir hatten keine Möglichkeit mehr, uns miteinander zu verständigen.
    Folglich hatte der Alari auch keine Möglichkeit mehr, mein Freund zu werden.
    Ich zog die Schnur mit aller Kraft zusammen. »Zieh an der Schnur …«, flüsterte ich.
    So werden Probleme gelöst.
    Der Körper des Alari erschlaffte.
    Ich zog die Schnur ab, nahm sie in die linke Hand und stieß den Körper mit dem Fuß weg. Das Wesen wirkte tot oder sterbend, genau wie sein widerlicher Symbiont. Mitleid mit dem Alari empfand ich keins, Hass übrigens ebenso wenig. Diejenigen, die an keinem Friedensprozess teilnehmen wollen, sterben halt manchmal. Aber vielleicht würde er ja auch wieder zu sich kommen, mein glückloser geschwänzelter Gefängniswächter.
    Ich nahm den Nachttopf in die rechte Hand. Das Metall, aus dem er gefertigt war, wog kaum etwas, war aber dennoch solide. Besser als nichts.
    Mit der Schnur in der einen und dem Topf in der anderen Hand brach ich aus meinem Gefängnis aus.
     
    Der Tunnel zog sich zehn Schritt in die Länge. Es wäre bequemer gewesen, ihn auf allen vieren zu durchkriechen, aber das hätte mich meine Kampfbereitschaft gekostet. Deshalb musste ich gekrümmt rennen.
    Irgendwann teilte sich

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