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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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mit dem Alter. Es gibt Männer, und es gibt Frauen.
    Begriffe wie Steine, die auf den Boden einer Schlucht fallen und die klaffende Spalte füllen. Doch wie viele waren nötig? Wie viele solcher Steine?
    Das spielte keine Rolle. Momentan freute mich allein die Tatsache, dass Wesen existierten, die mir ähnelten. An wie viel Neues würde ich mich jetzt erinnern!
    Männer und Frauen, Alte, Erwachsene und Kinder … In meinem Gedächtnis tauchten keine Gesichter auf, klangen keine Sätze oder Gefühle nach. Dennoch wusste ich jetzt, dass es sie gab.
    Der Alari redete immer noch mit den Neuankömmlingen. Sie antworteten einsilbig und schauten mich an. Ich lächelte ihnen zu, freute mich über die Begegnung. Sie alle wirkten nett. Der Alte – unwillkürlich keimte ein Gefühl des Respekts in mir auf. Der Mann – fraglos ein erfahrener Mensch, der schon viel erlebt hatte, ein guter Freund, professionell in seinem Beruf. Die Frau – sie war attraktiv, so schön wie die einzige Frau auf der Welt nur sein kann …
    »Verstehst du ihre Sprache?«, fragte mich der Alari plötzlich.
    »Nein.« Ich schluckte einen Kloß in meinem Hals hinunter. »Wissen sie, wer ich bin?«
    Das bepelzte Wesen ließ sich nicht zu einer Antwort herab.
    Dafür kam die Frau zu mir und strich mir mit der Hand über die Stirn. Mein ganzer Körper streckte sich dieser mitfühlenden Zärtlichkeit entgegen. Umgehend presste mich das verfluchte Band nach unten.
    Die Menschen bemerkten das anscheinend. Sofort redeten sie alle zugleich auf den Alari ein. Protestierend und aufgeregt. Der Alari knurrte nur finster. Aber am Ende war ihre Beschwerde wohl zu energisch – das kleine schwarze Wesen stieß ein paar Zischlaute aus, und das Band glitt von meinem Körper. Es verschwand, schlängelte sich irgendwo in die Unterseite des Betts hinein. Ich war frei!
    Ich setzte die Füße auf den Boden, genoss den Widerstand, den ich da spürte. Mir schwindelte leicht, trotzdem wollte ich mir diese wundervolle Gelegenheit nicht entgehen lassen und ein paar Schritte gehen.
    »Bleib beim Bett!«, befahl der Alari.
    Schon gut, wird gemacht …
    Ich ging an meinem Bett entlang. Es war in der Tat höckerig und ungleichmäßig. Nach einer Weile setzte ich mich wieder darauf.
    Die Menschen sahen mich irgendwie befremdet an. Vor allem die Frau. Unvermittelt blickte sie woanders an.
    Was hatte ich falsch gemacht?
    Der Mann zog seine Jacke aus und hielt sie mir wortlos hin. Da ging mir plötzlich auf, dass es sich nicht gehörte, nackt herumzuspazieren. Verdammt!
    Rasch warf ich mir die Jacke über den Schoß.
    »Keine Bewegung!«, befahl der Alari. Er kam zu mir, schnappte sich die Jacke und tastete mit den Vorderpfoten flink die Taschen ab. Obwohl sich nichts in ihnen befand, kontrollierte er noch das Futter und die Nähte. Erst danach gab er sie mir zurück. Ich bedeckte meine Blöße gleich wieder. »Gebt mir meine Sachen zurück«, verlangte ich.
    »Nein.«
    »Dann weigere ich mich, mit euch zu reden und auf eure Fragen zu antworten.«
    Nach einer kurzen Pause fragte der Alari die Menschen etwas. Offenbar rieten sie ihm, auf die Bitte einzugehen.
    Ein zweiter Alari tauchte auf, sehr schnell. Er brachte mir Shorts aus funkelndem silbrigen Stoff. Die Frau drehte sich um, ich zog schnell die Hosen an und wollte dem Mann schon seine Jacke zurückgeben, doch der schüttelte den Kopf. Das sollte bestimmt heißen, dass ich die Jacke behalten durfte. Ich zog sie an, knöpfte sie bis oben zu, genau wie es ihr früherer Besitzer getan hatte.
    »Wo sind meine anderen Sachen?«, fragte ich den Alari.
    »Was für andere Sachen?«
    Es kam wie eine Erleuchtung über mich. Mit einem Blick auf die Menschen begann ich meine Aufzählung: »Schuhe, Socken, lange Hosen, Hemd, Pullover, Unterhemd, Unterhosen, Rock und Brustband.«
    Die Spitze der schmalen Schnauze des Alari zitterte. »Ziehst du das alles auf einmal an?«
    »Ich weiß nicht.« Ich dachte nach. »Nein. Ein Brustband ist ein Teil der weiblichen Garderobe.«
    »Du hattest nur das an.« Der Alari deutete mit der Pfote auf meine Shorts. »Bist du jetzt zufrieden? Kooperierst du jetzt?«
    »Ja«, antwortete ich.
    »Du bist eines Verbrechens angeklagt. Du hast unsere Schiffe zerstört.«
    Schiffe!
    Sterne und Planeten!
    Das All.
    Ich war geflogen, wirklich geflogen. Aber nicht selbst, sondern in einem Schiff.
    »Ich erinnere mich nicht«, versicherte ich. »Ich erinnere mich nicht.«
    »Wie heißt dein Planet?«
    Ich kniff sogar die

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