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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Augen zusammen, als ich mich zu erinnern versuchte. Ich wollte den Namen unbedingt in meinem Gedächtnis ausfindig machen. Nicht für die Alari, sondern für mich selbst …
    »Ich weiß es nicht.«
    »Diese Wesen …« Der Alari nickte in Richtung der Menschen. »… sind das deine Artgenossen?«
    »Vielleicht …«
    »Ihr Planet heißt Erde. Sagt dir das etwas?«
    »Erde – das ist die weiche Schicht des Bodens.«
    »Antworte auf die Frage.«
    Erde, wiederholte ich in Gedanken, Erde.
    »Nein.«
    »Jetzt fängt die Ruhezeit an. Aber wir kommen wieder und setzen die Unterredung fort«, kündigte der Alari an. »In meiner Abwesenheit darfst du dich uneingeschränkt im Raum bewegen.«
    Wie großzügig!
    »Und wie heißt dieser Planet? Wo befinden wir uns?«
    »Das ist ein Schiff«, antwortete der Alari nach kurzem Zögern. »Schluss jetzt. Ich muss jetzt nachdenken.«
    Er teilte den Menschen etwas in einer mir fremden Sprache mit, daraufhin verließen sie den Raum, wobei sie offen ihr Bedauern bekundeten und mir mitleidige Blicke zuwarfen.
    Folglich hatten sie hier nicht viel zu sagen.
    Auch für sie war der Alari ein Nicht-Freund. Das bedrückte mich. Denn Nicht-Freunde mussten doch zu Freunden werden.
     
    Ich war mir sicher, beobachtet zu werden. Deshalb dauerte es ziemlich lange, den Raum auszukundschaften. Ich schlenderte hin und her, blieb immer wieder stehen, um mir die Beine zu massieren, und hockte mich ab und an hin. Sollten sie doch denken, ich wollte mich lockern. Nebenbei bemerkt, schadete die Bewegung ja tatsächlich nichts.
    Ich befand mich auf einem Schiff, einem großen Schiff offensichtlich. Mein Schiff war kleiner. Vielleicht lag es irgendwo in der Nähe.
    Meine Chancen standen natürlich schlecht. Trotzdem musste ich sie nutzen.
    Worüber verfügte ich, von meinem eigenen Körper abgesehen?
    Shorts und eine Jacke. Die Shorts nützten mir gar nichts, bestenfalls konnte ich sie in Streifen reißen, ein Seil knüpfen und mich aufhängen. Die Jacke … fester, dunkelblauer Stoff, ein weiches Futter, Embleme mit mir unbekannten Symbolen und Zeichen in einer fremden Sprache. Mit Knöpfen, außerdem mit winzigen Metallstücken, die sich an beiden Seiten unter den Knöpfen entlangzogen. Gehörten die auch zum Verschluss? Es sah so aus … Aber wie funktionierte er? Anscheinend handelte es sich um eine Uniform. Das half mir auch nicht weiter … Halt. Ich drehte das Ende der Schnur, die unten durch die Jacke gezogen war, zwischen den Fingern. Links und rechts saßen kleine Metallringe auf der Schnur. Aha, damit zog man sie in der Taille zusammen. Und das half mir weiter!
    Ich ging nach wie vor in der Zelle umher, wobei ich den kleinen Knoten an der Schnur lockerte. Schließlich gelang es mir, ihn aufzuknüpfen und die Schnur am anderen Ende der Jacke nach und nach herauszuziehen. Das dauerte rund zehn Minuten, die Jacke widersetzte sich meinen Bemühungen, ich musste sie wieder zurechtzupfen und dabei darauf achten, alles so zu bewerkstelligen, dass mein potenzieller Beobachter es nicht mitbekam. Irgendwann waren meine Bemühungen von Erfolg gekrönt. Ich hatte die Schnur ganz herausgezogen. Verborgen in meiner Faust lag fast ein Meter festen Seils.
    Bestens geeignet, um jemanden zu erwürgen.
    Ich zweifelte nicht daran, dass ich mit den Alari auch mit bloßen Händen fertig werden würde. Den Spuren an meinem Körper nach zu urteilen, hatte ich einen solchen Kampf schon einmal überstanden und den Zottelwesen keine geringen Verluste beigebracht. Sie dürften guten Grund haben, jetzt derart übervorsichtig aufzutreten.
    Es blieb die Luke.
    Ich selbst konnte sie nicht öffnen. Folglich musste ich die Alari um besagte Gefälligkeit bitten. Dieser Alari, der erste, der mit dem schwarzen Fell, hatte eine »Ruhezeit« erwähnt. Ob sie aus diesem Anlass vielleicht ein paar Wachen abgezogen hatten? Vielleicht passte jetzt nur noch ein Wesen auf mich auf?
    Als ich mich auf den glatten Boden der Hypothesen vorwagte, büßte ich meine Sicherheit sofort ein. Wenn sie mich wirklich für dermaßen gefährlich hielten, dann musste ich mehrere Bewacher haben. Aber hatte es nicht auch einen Kampf im All gegeben? Dieser »große Schaden«. Ein Teil der Wesen könnte also durchaus mit der Reparatur des Schiffs beschäftigt sein … Wie viele von ihnen sich wohl insgesamt an Bord befanden? Zwei? Sechs? Zehn? Hundert?
    Meine Entschlossenheit schmolz mit jeder Sekunde. Deshalb zögerte ich nicht länger.
    »Ich muss meine

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