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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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sprang sogar über einen Alari, der mir im Weg lag.
    Dann fingen sie an, sich zu rühren und sich in meine Richtung zu drehen. Drei Dutzend spitzer Gesichter glotzten mich an. Eins ließ sich vom andern nicht unterscheiden, nur ihre Farbe variierte, von Schwarz bis Weiß. Mich konnten sie bestimmt genauso wenig von dem Experten unterscheiden. Sie konnten es einfach nicht! Ich trug die Kleidung des Mannes. Ich ging langsam meinen Weg … Ich brachte den Nachttopf raus …
    Durch die Reihen der Alari rann ein Nuscheln. Es war leise – was mich nur umso mehr erschreckte.
    Vielleicht durfte der Experte gar nicht hier sein. Vielleicht wunderte sie die Pistole oder der Topf. Oder sie konnten unsere Gesichter bestens unterscheiden.
    Ein kleiner schwarzer Alari sprang auf mich zu. Ich hatte damit gerechnet und reagierte entsprechend – ich richtete die Hand mit der Pistole auf ihn und betätigte den Abzug.
    Ein feiner weißer Strahl flammte auf. Eine Laserwaffe … Der Alari, der im Sprung von der Lichtnadel aufgespießt wurde, kreischte los. Sein Brustfell fing Feuer, er krampfte sich zusammen, streifte kurz meine Hand und fiel zu Boden.
    Die Alari schrien und sprangen wild umher. Als ich den Abzug noch einmal drückte, vibrierte die Pistole nur, spuckte behäbig einen kleinen Keramikzylinder aus und drehte in ihrem Innern etwas herum.
    Was war das schon wieder? Eine Handfeuerwaffe, die ein paar Sekunden brauchte, um nachzuladen?!
    Ich schleuderte die Pistole zusammen mit der Hoffnung, die Reihen der Nicht-Freunde problemlos zu passieren, fort. Dann zog ich das Messer und stürmte vorwärts.
    Die Alari fielen geschlossen über mich her.
    Im Zweikampf waren sie mir natürlich weit unterlegen. Sie zeigten sich verzweifelt kühn und schnell, waren jedoch viel schwächer als ich. Ich rannte, teilte mit dem Nachttopf Schläge aus, bis deren dumpfes Echo zu einem gleichmäßigen Heulen verschmolz. Wenn das Metallgefäß schwerer gewesen wäre, wären die Alari nicht mit dem Leben davongekommen. Aber so flitzten die halb benommenen Wesen nur zur Seite, schüttelten die Köpfe, um wieder zu sich zu kommen, und warfen sich erneut auf mich.
    Ein großer, hellgrauer Alari sprang mich an, grub in Brusthöhe seine Zähne in meine Jacke und hämmerte mit seinen langen Vorderpfoten auf mein Gesicht ein. Meine Augen traf er zum Glück nicht, aus meinen Wangen strömte jedoch Blut. Ich stieß ihm mit dem Messer in die Seite, worauf der Alari von mir abfiel, unversehens seines Kampfeseifers beraubt. Die anderen spornte das nur an. Sie hingen schon zum dritten Mal an mir. Mich rettete, dass ihre Attacken immer gleich ausfielen – sich in Brusthöhe verbeißen und mit den Pfoten auf meinen Hals oder mein Gesicht einhämmern. Die Jacke schützte meinen Körper, aber mein Gesicht verwandelte sich in eine einzige Wunde, und Blut lief mir in die Augen.
    »Euch zeig ich’s!«, schrie ich, während ich mit dem Topf auf die zotteligen Köpfe eindrosch. Ich kannte ihre Schwachstelle bereits, nämlich die schwarze Nasenspitze. Nach einem Schlag darauf wichen sie viel schneller zurück und wagten sich anschließend nicht mehr an mich heran. »Auseinander!«
    Nein, sie verstanden mich nicht. Aber ihr Selbsterhaltungsinstinkt funktionierte, so dass sie mir den Weg freigaben. Zu viele Alari wimmerten schon vor Schmerz in den Ecken, zu viele krümmten sich bereits in Lachen dunklen Bluts auf dem Boden.
    Ich rannte aus dem Saal, eine Meute wütender und verletzter Alari zurücklassend. Sie wagten es nicht, mir nachzusetzen – obwohl der Korridor ihnen bei ihrer Körpergröße einen Vorteil gegeben hätte. Dennoch wagten sie nicht, die Verfolgung aufzunehmen. In dem schmalen Gang wäre alles auf Zweikämpfe hinausgelaufen – und da hätten sie nicht die geringste Chance gehabt.
    Andererseits hatte ich jetzt meinen Hauptvorteil eingebüßt, das Überraschungsmoment. Inzwischen war meine Flucht bekannt, nun konnten sie Maßnahmen ergreifen. Sie brauchten nur die Luken zu schließen, und ich säße in der Falle …
    Ich rannte weiter, so schnell ich konnte, stolperte immer wieder, hielt aber nicht an. Der Skizze zufolge führte dieser Gang zu einem großen Raum. Was ich dort vorfinden würde – darüber wollte ich jetzt lieber nicht nachdenken.
    Der Tunnel wurde wieder breiter. Ich gelangte in einen riesigen Saal, in dem es ebenfalls diese transparenten Glaskörper in den Wänden gab und die Decke nicht plan war. Nur war er noch größer als alle anderen

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