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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Fuhrleute? Was, wenn die Zweite Kraft nichts kennt, das mit dem Jump vergleichbar wäre? Dann wird der Jump sie erschrecken und sie zwingen, uns mit größerem Respekt zu begegnen. Oder nicht?«
    Der Reptiloid antwortete nicht.
    »In welchen Punkten habe ich unrecht?«, fragte mein Großvater scharf.
    »Sie haben ja recht«, zischelte Karel. »Ganz und gar recht … was diese rein hypothetische Situation angeht.
    Ja … Aber die menschliche Rasse verfügt über einen weiteren Trumpf, den Sie nicht aufgezählt haben. Übrigens mindert er den Wert einer anderen Rasse …«
    »Stopp«, unterbrach ihn mein Großvater. »Stopp.«
    Der Reptiloid reckte den Kopf in die Höhe.
    »Schweig. Ich … ich glaube, ich weiß, worauf du hinauswillst.«
    Mascha und ich sahen uns unwillkürlich an. Wahrscheinlich wollte jeder von uns beiden wissen, ob er der einzige Idiot in Gesellschaft dieser beiden Genies war.
    »Ich glaube, die weitere Diskussion sollten wir … nicht hier führen.« Mein Großvater erhob sich langsam. Er ging zu Karel und blieb wie erstarrt vor ihm stehen. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von dem des Reptiloiden entfernt. »Bist du sicher?«
    »Ja«, antwortete der Zähler leise.
    »Was schlägst du vor?«
    »Ist Ihr Organismus in der Lage, einen Raumflug zu verkraften?«
    »Ich bin zweiundsiebzig Jahre …«, flüsterte mein Großvater. »Ich habe lange daraufgewartet …«
    »Der Zeitpunkt wurde nicht von uns bestimmt. Als er eingetreten ist, haben wir unsere Aktion sofort eingeleitet. Wir haben uns sehr beeilt, Andrej Valentinowitsch. Wir haben nur fünfundzwanzig bis vierzig Erdtage. Nach Ablauf dieser Frist erhalten die Starken Rassen die Informationen ebenfalls … dann wird die Rasse der Menschen vernichtet werden. Unverzüglich. Egal, wie verdient sie sich gemacht hat.«
    »Pjotr!« Mein Großvater drehte sich zu mir um. »Du hast genug getrunken! Was ist? Bin ich in der Lage, einen Jump zu verkraften?«
    Ich verschluckte mich am Wein.
    »Großpapa!«
    »Sag’s mir!«
    »Ich weiß es nicht … Es geht ja nicht allein um den Jump. Beim Start erreicht die Beschleunigung drei g …«
    »Werde ich verrecken?«
    Am liebsten hätte ich geantwortet, das sei Wahnsinn. Aber ich war daran gewöhnt, meinem Großvater gegenüber ehrlich zu sein.
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Aber es wird dich niemand von der Erde starten lassen!«
    »Wir müssen sowieso eine Fähre kapern«, sagte mein Großvater.
    Karel nickte.
    Ich breitete nur die Arme aus. Wenn man die Sache so anging, entfielen ohnehin sämtliche gesundheitlichen Bedenken.
    Es ist unmöglich, eine Fähre zu kapern! Das ist ja nicht einmal ein Flugzeug! Bei jedem Start sind Hunderte von Menschen beteiligt! An den Startrampen gibt es Sicherheitspersonal – das Einzige, was seit Gagarins Zeiten nur noch strenger geworden ist!
    »Mir sind die Schwierigkeiten klar«, räumte mein Großvater ein. »Absolut. Trotzdem müssen wir ein Schiff kapern. Noch dazu ein besseres als deine Spiral. Hast du nicht gesagt, Danilow wolle dich in seine Besatzung aufnehmen?«
    Die Nacht verbrachte der Zähler in meinem Zimmer. Mir war unklar, ob mein Großvater wirklich vorbehaltlos von Karels Friedfertigkeit überzeugt war oder ob das auch zu seinen Plänen gehörte.
    Mich selbst schreckte die Aussicht, in einem Raum mit dem Alien zu schlafen, nicht besonders. Schließlich hatten wir schon gemeinsam im winzigen Cockpit des Schiffs gesessen. Wir hatten gemeinsam einen Jump überstanden, der für mich ein süßes Vergnügen, für den Reptiloiden Folter bedeutete.
    Vielleicht klingt das komisch, aber eine gemeinsame Reise ist recht gut geeignet, Phobien abzubauen.
    »Wirst du schlafen?«, fragte ich den Zähler, während ich mich hinlegte. Karel hatte sich wie ein Hund auf dem Sessel eingerollt.
    »Ich schalte mein externes Bewusstsein ab«, antwortete er. »Ich vermindere seine Funktion auf das Alarmminimum.«
    »Ganz schön praktisch.« Ich konnte mir eine ironische Bemerkung nicht verkneifen: »Ich wünschte, ich würde über eine solche Möglichkeit verfügen. Damit ich im Schlaf nicht irgendwas vergesse … rein zufällig.«
    Der Zähler suchte eine bequemere Position.
    »Warum hast du mein Gedächtnis nach der Landung gelöscht?«, fragte ich ihn dann ganz direkt.
    »Ich habe es nicht gelöscht. Ich habe es nur vorübergehend blockiert«, klärte mich der Zähler nach kurzem Schweigen auf.
    »Hättest du es auch löschen können?«
    »Ja.«
    »Du könntest hier auf der

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