Sternenspiel
glauben, er sei gar nicht im Raum. Doch sobald ich in seine Richtung linste, machte ich die schwach leuchtenden Augen aus. Sie leuchteten wirklich, glänzten nicht nur wie die einer Katze.
»Deine Augen leuchten«, teilte ich ihm mit.
»Entschuldige«, erwiderte der Zähler. »Ich bin zu angespannt. Ist es so besser?«
Wahrscheinlich hatte er die Lider gesenkt, denn die kleinen Feuer erloschen.
»Ja, so ist es besser«, sagte ich. »Danke.«
Vielleicht lag es an der Anspannung, vielleicht auch am Wein, den ich abends getrunken hatte – jedenfalls wachte ich um halb vier auf. Im Bett liegend, versuchte ich den Atem des Zählers zu hören.
Aber im Zimmer herrschte absolute Stille. Als ob der Reptiloid auch die Atmung nur imitiert hatte. Die Ziffern der Uhr schimmerten, draußen wogten die Bäume. Der Regen hatte aufgehört … endlich.
Als mir nach zehn Minuten klar wurde, dass ich nicht wieder einschlafen würde, tastete ich nach der Fernbedienung auf dem Nachttisch und schaltete den Fernseher an. Nachdem ich mich im blassen Licht des Bildschirms davon überzeugt hatte, dass der Zähler immer noch da war, zappte ich mich durch die Kanäle.
Im Nationalen Fernsehen moderierte Darja Narjalowa eine Sendung über das Leben und die Kultur von Außerirdischen. Für die breite Masse mochte das interessant sein.
Mir fiel jedoch auf, dass die Sendung aus einzelnen Fetzen zusammengeschnitten war, aus Aufnahmen von Touristen und Piloten, aber auch aus Propagandafilmen der Außerirdischen und einigen Mitschnitten von Sendungen der Hyxoiden, eine der wenigen Rassen, die etwas besaß, das sich mit unserem Fernseher vergleichen ließ. Weiter. Der erste Kanal brachte eine Seifenoper für Erwachsene. Ich schaute kurz der freizügigen Bettszene zu. Und weiter. Das Russische Fernsehen wiederholte den Bücherwurm, der TV-Prozessor wertete die kodierte Information aus und teilte mir mit, es blieben nur noch sieben Minuten bis zum Ende der Sendung, eine Wiederholung gäbe es morgen Mittag. Ich blieb bei dem Kanal und ließ mich auf die schlichte Inszenierung ein. Auf einer nackten Bühne stand eine Frau in prachtvollem Kleid, die Hände vor der Brust verschränkt, und deklamierte in den Raum: »Wie ich deinen Namen hasse! Nimm einen andren an, und ich gehöre dir! Bedeute ich dir denn weniger als dieses leere, verhasste Wort!«
Von der Seite her trat ein leicht kahlköpfiger Mann auf, ebenfalls altmodisch gekleidet, mit einem Degen an der Hüfte. Er streckte der Frau die Hände entgegen. »Ich habe dich nie gezwungen, mir das zu sagen«, trompetete er. »Schenk mir deine Liebe – und ich ändere meinen Namen!«
Mich beschlich das idiotische Gefühl zu kennen, was da lief … Inzwischen umarmten der Mann und die Frau sich, der Bildschirm wurde dunkel, ein Buch in reißerischem Einband wurde gezeigt. Ein blutüberströmter Jüngling mit einem Dolch in der Brust vor einem Sarg, dem eine bleiche, an einen Vampir erinnernde Frau entstieg.
»In der Serie ›Klassische Frauenromane‹«, sprach eine weiche Stimme ein, »stellen wir Ihnen den Roman Romeo und Julia von William Shakespeare vor, der nun endlich in einer adäquaten modernen Übersetzung vorliegt! Nun können auch Sie dieses anerkannte Meisterwerk der Weltliteratur lesen und eintauchen in flammende Leidenschaften, in ein Feuerwerk an Gefühlen, eine schöne Landschaft und ein Labyrinth an Intrigen! Und sorgen Sie sich nicht wegen des traurigen Endes – eigens für diese Ausgabe hat der talentierte Literaturwissenschaftler Viktor Busdugan eine Fortsetzung geschrieben, Julia Montague, die ganz dazu angetan ist …«
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Vermutlich eher lachen. Mit dem Kopfkissen vorm Mund erstickte ich mein Gelächter. Nachdem mein Lachkrampf vorbei war, schaltete ich auf den Petersburger Kanal um. Dort lief der alte SF-Film Alien. Ganz schön mutig, das musste ich zugeben. Die Programmmacher könnten durchaus wegen Verbreitung von Xenophobie belangt werden … Ich ließ mir die Informationen zur Ausstrahlung anzeigen: Er war recht bescheiden als »Klassiker« angekündigt, ohne Titel. Nach dem Film würde der bekannte Schriftsteller und Kritiker Andrej Nikolajew einen Auftritt haben. Vermutlich, um die eingeschränkte Sichtweise des Regisseurs zu entlarven.
Im Moskauer 24-Stunden-Kanal wurde der neue Beschluss Poljankins diskutiert, enorme Zuschüsse für alle zu zahlen, die nach Moskau zogen und hier arbeiteten.
Die Kommentatoren stimmten
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