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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Extreme erfassen. Vier und mehr – das sind bereits zu viele Möglichkeiten für unser Bewusstsein. Drei passt dagegen genau. Fragst du dich, ob Menschen Informationen unberücksichtigt lassen, sofern sie sich nicht in dieses Dreiersystem fügen?«
    »Ja.«
    »Das glaube ich nicht. Wir führen lediglich die unterschiedlichsten Situationen auf drei Hauptkonstellationen zurück. Das ist ausgesprochen effektiv und bequem für uns.«
    »Vielen Dank. Fahren Sie bitte fort.«
    »Wie gesagt, ich sehe drei Möglichkeiten.« Mein Großvater lachte unsicher. »Also … Im ersten Fall entwickelt die Menschheit unvermutet neues Wissen, das für die ganze Galaxis von existenzieller Bedeutung ist. Etwas wie der Jump … Nennen wir diese Variante den Apfel Newtons. Dieses Wissen erhöht den Status der Menschheit sprunghaft. Denkbar wäre auch eine Situation, in der eine andere Rasse über dieses neue Wissen verfügt, die Menschheit aber aktiven Anteil an seiner Ausarbeitung hatte.«
    »Nun ja …«, sagte der Zähler interessiert.
    »Diese Variante halte ich jedoch für unwahrscheinlich«, schloss mein Großvater seufzend. »Die Entwicklung einer Zivilisation vollzieht sich in einem ausgesprochen komplexen Prozess. Überlegenheit allein in einem einzigen Bereich reicht bei weitem nicht aus … schließlich hat uns der Jump ja auch nicht zu unserem Glück verholfen. Selbst wenn wir eine Waffe entwickeln, mit der wir Sterne auslöschen können und die in eine Streichholzschachtel passt, macht diese Erfindung uns Menschen nicht zu den Herrschern in der Galaxis.«
    »Einige Rassen versuchen durchaus, ihren Status zu verbessern, indem sie neues Wissen, das anderen nicht zugänglich ist, akkumulieren …«, bemerkte der Zähler. »Was sie dabei nicht begreifen, ist, dass sie auf diesem Weg allenfalls eine Veränderung ihrer Funktion im Konklave erreichen können. Entsprechende Präzedenzfälle hat es bereits gegeben. Zum Beispiel die Stäubler. Früher sind sie Kumpel gewesen. Bergleute. Heute beschäftigen sie sich mit der Metamorphose der Planeten nach den Bedürfnissen der Starken Rassen.«
    »Die Geschichte kenne ich«, sagte mein Großvater.
    »Interessant sind auch die Forschungen derjenigen, die die Menschen die Unaussprechlichen nennen«, fuhr der Zähler fort. »Sie versuchen eine Allgemeine Moral auszuarbeiten … oder eine Allgemeine Philosophie … Es gibt dafür keine exakte Übersetzung. Es ist eine Moral, die den Bedürfnissen aller Rassen Rechnung tragen muss.«
    »Zweifelhaft«, kommentierte mein Großvater kopfschüttelnd.
    »Ich teile diese Sicht. Trotzdem versuchen sie es. Mit einer Allgemeinen Moral würden sämtliche Forderungen, die die Rassen aneinander stellen, ad absurdum geführt und der Ausbeutung der Schwachen durch die Starken ein Ende bereitet.«
    »Eher würde eine solche Allgemeine Moral den Status quo festigen«, brummte mein Großvater. »Vielleicht würde sie gewisse psychologische Probleme lösen, mehr aber auch nicht. Oder sie würde in der Galaxis die Herrschaft der Unaussprechlichen etablieren.«
    »Wie angenehm, wenn man einander versteht!«, rief der Zähler begeistert.
    »Jetzt die zweite Möglichkeit.« Mein Großvater hustete. »Petja, gieß mir etwas Mineralwasser ein … Den zweiten Weg halte ich für etwas realistischer. Bei dieser Variante hätte die Menschheit Zugang zu einem Komplex von Kenntnissen … genauer nicht nur Kenntnissen, sondern auch Kräften. Zum Beispiel zum Wissen einer anderen, dem Konklave unbekannten Zivilisation. Diese Situation wurde in der Literatur hier auf der Erde ausgiebig diskutiert … also … äh … in der Unterhaltungsliteratur. Denkbar sind die Bibliothek einer längst untergegangenen Rasse, eine riesige kosmische Flotte oder ein mächtiges Hyperwesen, das dennoch bereit ist, dem Erstbesten, dem es begegnet, zu dienen. Diese Variante wollen wir Deus ex machina nennen.«
    »Wie sehr doch alle nach leichten Wegen streben …«, merkte der Reptiloid traurig an.
    »Du machst dir kein Bild! Als ob bloß eines dieser erbärmlichen terrestrischen Raumschiffe in unbekannte Bereiche des Kosmos vorzudringen brauchte und dort würden prompt drei …« Mein Großvater lachte. »Nein, vier Millionen! Vier Millionen Raumschiffe von der Größe eines Planeten herumfliegen! Und jedes dieser Raumschiffe würde mit Menschenstimme sagen: ›Guten Tag, neuer Herr! Wir sind bereit, deinen Willen zu erfüllen!‹«
    Kichernd goss ich mir das dritte Glas Wein ein. Ich konnte

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