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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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hätte dem ganzen Planeten über Jahre gereicht. Der Metallverarbeitung, dem Bergbau, dem Bauwesen … und leider auch der Waffenindustrie. Es kamen wahnwitzige Projekte für Orbitallifts auf …
    Wie sich dann jedoch herausstellte, setzten die Stäubler diesen monomolekularen Faden nur in jenem Lebensprozess ein, der sich noch am ehesten mit unserer Geburt vergleichen lässt. Wir sollten den Faden ausschließlich zum gleichen Zweck benutzen dürfen.
    Es gab Proteste, Rücktritte, Gesuche an die Starken Rassen … Schließlich wurden die Magnetcontainer mit den Fäden in einen bewachten Speicher gebracht. Wo sie auf bessere Zeiten warten. Interstellare Handelsakademien wurden gegründet, in denen die Menschen lernten, solche Klippen zu umschiffen. Manchmal klappt das, zum Beispiel mit dem Kortrison, das Danilows Wolchw »schmückt«. Meist geht die Rechnung jedoch nicht auf.
    Die dritte Startrampe, von der aus die Prorok in den Kosmos aufstieg, lag fast zehn Kilometer vom Hotel entfernt. Trotzdem war ein gewaltiges Dröhnen zu hören. Die Fensterscheiben in den Duralrahmen vibrierten, der Flammenstrahl, auf dem das Schiff balancierte, kroch nach oben. Behäbig und kräftig. Ein beeindruckender Anblick.
    Nur würde ich einen ruhigen und leisen Start in einem Gravitationsstrahl bevorzugen.
    »Viel Glück, Jungs«, wünschte ich dem aufsteigenden Schiff.
    Wollen wir hoffen, dass uns diesmal niemand beschummelt. Und wir das der Erde gelieferte Plutonium oder Beryllium oder Platin nicht einzig und allein zu gastronomischen Zwecken verwenden dürfen.
    Die Tür klappte, und ich drehte mich um. Danilow trat ins Zimmer.
    »Ich habe angeklopft«, beteuerte er, als er auf mich zukam. Er schaute zum Fenster hinaus, kniff die Augen zusammen und beobachtete das am Himmel verschwindende Schiff. »Viel Glück, Wassja …«
    Ich schwieg.
    »Sei mir nicht böse, Pjotr.« Danilow legte mir die Hand auf die Schulter. »Jetzt hast du lange genug geschmollt. Ich bin kein Teufel, du kein Heiliger. In Ordnung?«
    Sobald ich nickte, entspannte Danilow sich.
    »Hervorragend. Dein Großvater ist übrigens angekommen, mit irgendeiner Frau.« Er zwinkerte mir kaum merklich zu. »Und mit einem Haufen Koffern. Er reist wohl nicht gern mit leichtem Gepäck?«
    »Keine Ahnung. Wir sind noch nie zusammen verreist.«
    »Andrej Valentinowitsch ist gerade bei Kisseljow. Die beiden trinken Kaffee. Wir müssen jetzt zu den Dienern des Äskulap. Bist du fertig?«
    Wir mussten in der Tat zur letzten medizinischen Durchsicht vor dem Start aufbrechen.
    Noch vor dreißig Jahren hätte man uns vor einem Start nicht so viel Freiheit gewährt, da durften wir nicht einfach draußen herumspazieren. Da wären wir in Quarantäne gekommen, um uns vor dem Start nicht mit irgendeiner Krankheit anzustecken. Es hätte eine strenge Kontrolle durch die Ärzte gegeben, rund um die Uhr Ein-Weisungen und Trainingseinheiten. Aber alles ändert sich. Inzwischen gehörte das All zum täglichen Leben. Heute flogen wir am Tag des Starts zum Kosmodrom, Reservemannschaften gab es überhaupt nicht mehr. Pro Tag erfolgten fünfzehn bis zwanzig bemannte Starts allein von den russischen Weltraumbahnhöfen! Die Amis brachten es noch auf ein paar mehr, das europäische Weltraumkonsortium lag knapp darunter. Dann gab es noch die japanischen, chinesischen, südamerikanischen und afrikanischen Gesellschaften. Zwanzig Raumhäfen, und immer noch wurden neue gebaut. Hunderte von Schiffen. Weitere lagen auf Stapel. Sämtliche alten Schiffe vom Typ Spiral und Hermes waren vollständig überholt, neue, hyperschwere Trägerraketen und Schiffe konstruiert worden. Ständig mangelte es an Kosmonauten, Flieger wurden für Raumschiffe umgeschult, in sechs bis acht Monaten – wie am Fließband!
    Aber gab es denn eine andere Möglichkeit? Schließlich war der natürliche Schwund enorm … Schiffe kamen im Weltraum abhanden, krepierten bei der Landung, explodierten beim Start. Und in ihnen meine Kollegen. Bekannte und Unbekannte.
    Insofern war unsere ganze Freiheit wie das letzte Gläschen oder die letzte Zigarette für einen zum Tode Verurteilten …
    Die Untersuchung ging schnell über die Bühne, sogar ein wenig lax. Mich hatte man in den letzten zwei Tagen dermaßen oft untersucht, dass die Ärzte nun eine gewisse Nachlässigkeit an den Tag legten. Dafür erwischte es Danilow. Er saß ewig im Sprechzimmer des Gastroenterologen. Als er herauskam, war er wütend, hatte aber immerhin den grünen Stempel

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