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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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auf seiner Gesundheitskarte ergattert.
    Was sie bei ihm gefunden hatten – Anzeichen für eine Gastritis oder leichte Hämorrhoiden – bekam ich nicht mit. Auf alle Fälle rief ihm der Arzt hinterher: »Halten Sie sich an alle Vorschriften!«
    »Mit Sicherheit!«, warf der Oberst über die Schulter zurück.
    Bis zum Start blieben noch zwei Stunden.
    Während wir uns anzogen und den Ärztekomplex verließen, fragte ich Danilow: »Wann willst du …«
    Der Oberst starrte mich an, die Frage blieb in der Luft hängen.
    »Gehen wir zu Kisseljow.«
    Fünf Minuten später erreichten wir das Verwaltungsgebäude. Die Sekretärin saß nicht im Vorzimmer, dafür waren die Bodyguards wieder aufgetaucht. War das hier Tradition? Dass die Bewachung nachts verschärft wurde?
    Sobald die Sergeanten Danilow erblickten, traten sie wortlos von der Tür weg. Danilow riss die erste Tür auf, und erst im Vorraum minderte er die Heftigkeit seiner Bewegungen, bevor er die zweite öffnete.
    »Genosse Generalleutnant …«
    »Oh, Sascha!«, vernahm ich eine bekannte Stimme.
    Ich atmete tief durch und folgte Danilow in Kisseljows Büro.
     
    Andrej Chrumow trug einen Anzug mit Bügelfalten, diesmal einen teuren und modernen Anzug aus »Wollbaumwolle«. Seine Krawatte war aus dem halbtransparenten, aromatisierten Stoff der Daenlo gefertigt. Ich hatte dieses Material einmal transportiert. Die Fracht war unter der Aufsicht von zwei Dutzend Soldaten und Agenten des FSB gelöscht worden. Was versprach er sich bloß von dieser schreienden Aufmachung?
    »Wie sieht’s aus, nimmst du Petja zum Partner?«, fragte Andrej Chrumow, während er Danilow umarmte. Anschließend streckte er mir die Hand hin. »Hallo, Enkel!«
    »Guten Tag. Wie war der Flug?«, erkundigte ich mich.
    Unmerklich änderte sich in den Augen des Alten etwas. »Einwandfrei, Petja, einwandfrei …«
    Mascha saß etwas abseits. In dem weißen Hosenanzug und mit dem sorgfältig frisierten Haar wirkte sie sogar recht attraktiv. Wir nickten einander freundlich zu. Kisseljow schenkte ihr gerade lächelnd Kaffee ein. Der alte, ungeschickt-galante Recke … Er tat mir wirklich leid. In ein paar Stunden würde er der ehemalige Leiter des Kosmodroms in Swobodny sein.
    »Was hast du mit deinem Magen angestellt, Sascha?«, fragte Kisseljow tadelnd. »Sobald du wieder zurück bist, begibst du dich zu einer umfassenden Untersuchung ins Krankenhaus …«
    »Sie wissen bereits Bescheid, Genosse General?«
    »Mein Posten verlangt es, alles zu wissen.« Kisseljow lachte gutmütig. Ich wandte den Blick ab. »Für euch wird’s Zeit …«
    »Stimmt«, sagte Danilow und machte sogar eine Bewegung Richtung Tür. Dann blieb er stehen. »Andrej Valentinowitsch, von wo wollen Sie den Start denn beobachten?«, fragte er.
    »Von hier«, antwortete der Alte, der den Blick fest auf mich gerichtet hielt.
    »Genosse General, vielleicht könnten wir Andrej Valentinowitsch in Halle 3 bringen? Dann könnte er alles vom Feld aus beobachten?«
    »Was ist, Andrej? Oder hast du Angst zu ertauben?«, fragte Kisseljow.
    »Hä?«, fragte Chrumow zurück.
    Der General lachte. »Gut, mir soll’s recht sein … Was ist mit dir, Maschenka?«
    »Ich begleite Andrej Valentinowitsch«, sagte die Frau verlegen. Plötzlich hatte ich den Eindruck, sie führten für Kisseljow das kleine Theaterstück »Je oller, je doller« auf. Das heißt: Falls es ein Spektakel war …
    »Soll ich mich darum kümmern?«, fragte Danilow.
    Vielleicht spürte Kisseljow selbst auch etwas. Er antwortete nämlich nicht gleich – stimmte dann aber doch zu. »Gut, Sascha. Begleite unsere Gäste. Und dann seht zu, dass ihr in den Bus kommt.«
     
    Den Weg zum Fuhrpark legten wir in gedämpfter Stimmung zurück. Schweigend. Andrej Valentinowitsch schickte immer wieder einen Blick in meine Richtung, als wolle er verstehen, was in den noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden in seinen Enkel gefahren sein mochte. Danilow, dem die Spannung nicht entging, sagte keinen Ton. Nur Mascha achtete auf all das nicht. Sie schleppte zwei pralle Taschen und lehnte unsere Hilfe entschieden ab. Ich hätte um alle Raumschiffe der Galaxis wetten können, dass ich den Inhalt einer der beiden Taschen nur zu gut kannte. Und auch was die andere enthielt, war nicht schwer zu erraten.
    Die Halle des Fuhrparks für den Personaltransport innerhalb des Kosmodroms war riesig, nicht kleiner als das Kontrollzentrum oder die Verwaltungsgebäude. Dort standen die Schlepper, die die

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