Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
mehrrädrige Schlepper, größer als eine Lok, verstärkten diesen Eindruck. Eines dieser Monster fuhr gerade rumpelnd auf das Gelände des Kosmodroms hinaus. Es stank nach Abgasen, dagegen kamen keine Ventilatoren an.
    Hier stand eine weitere Wache, doch diesmal kamen wir ohne die Fähigkeiten des Zählers aus. Danilow drückte dem Chef der Sicherheitsleute einfach die Hand, sie alberten kurz herum, dann ließ man uns durch. Den kleinen Autobus, der uns zur Startrampe bringen sollte, entdeckte ich sofort. Danilow winkte den paar Leuten neben dem Bus jedoch nur zu und führte uns in eine andere Richtung, hin zu einem alten Wolga, auf dessen Türen der Schriftzug Sonderfahrt prangte. Neben dem Auto stand ein mir unbekannter Mann in Zivil.
    »Alles wie abgemacht«, teilte Danilow ihm zur Begrüßung mit.
    »Ich bitte um eine schriftliche Anordnung, Genosse Oberst.«
    Bei dem Mann handelte es sich fraglos um jemanden vom Geheimdienst. Er musste Danilows Befehle befolgen, zeigte sich momentan jedoch nicht sonderlich begeistert angesichts dieser Tatsache.
    »Selbstverständlich.«
    Danilow holte ein Blatt Papier heraus und reichte es ihm. Ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf den fettgedruckten Kopf: »Zum internen Gebrauch. Streng geheim.«
    Der Fahrer las den Befehl aufmerksam durch.
    »Ausführung«, sagte Danilow.
    »Zu Befehl, Genosse Oberst«, erwiderte der Fahrer ohne jeden Enthusiasmus.
    Ich ging Mascha zur Hand, als sie die Taschen auf den Rücksitz bugsierte, und war ihr anschließend beim Einsteigen behilflich. Mein Ex-Opa nahm neben dem Fahrer Platz. Er zögerte kurz, bevor er die Tür zuzog. »Was ist denn mit dir, Pjotr?«, fragte er.
    Ich antwortete nicht. Das war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
    Der Wolga fuhr sofort los, Andrej Chrumow betrachtete mich durch die Scheibe, aber ich winkte ihm nicht mal. Mein Arm hob sich einfach nicht in die Höhe.
    »Beeilt euch!«, rief uns jemand vom Bus aus zu. »Wir hätten schon vor fünf Minuten abfahren sollen!«
     
    Da es bereits dämmerte, schaltete der Fahrer die Scheinwerfer ein. Wir fuhren durch von Laternen erhellte Abschnitte, tauchten aber auch immer wieder in die Dunkelheit ab.
    Auf dem Gelände waren recht viele Autos unterwegs. Die meisten fuhren zur dritten Startrampe, von der aus die Prorok gestartet war. Dort war es zwar immer noch heiß und verraucht, die Techniker hatten jedoch nur einen Tag, um die Anlagen zu überprüfen und für den nächsten Start vorzubereiten.
    Wir machten einen Bogen um die dritte Startrampe, fuhren an der zweiten vorbei, wo bereits die Russki Metsch aufragte, die morgen starten würde. Vor uns lag jetzt nur noch die erste Rampe mit der zum Start vorbereiteten Wolchw. Die gigantische Energija, die einzige Trägerrakete, die ein Schiff dieser Klasse in den Orbit zu bringen vermag, wartete in einer Nebelwolke. An den Hilfsraketen schimmerte im Licht der Scheinwerfer eine Eiskruste.
    »Ist sie nicht schön?«, fragte Danilow.
    Da er keine Antwort erwartete, nickte ich bloß.
    Dennoch haftete dieser Schönheit etwas Falsches an. Fürs 20. Jahrhundert ging sie problemlos durch. Damals sollten Schiffe dieser Art der Menschheit helfen, das Sonnensystem zu bezwingen. Basen auf dem Mond und Siedlungen auf dem Mars zu errichten, Venus und Merkur zu erreichen. Später hätten Ionen- und Atomtriebwerke aufkommen müssen, allerlei exotischer Kram wie Laserbeschleuniger, Sonnensegel und Photonenraumschiffe … Und erst danach, wenn die Menschheit in ihrem eigenen System gut zurechtgekommen wäre, hätten wir den Jump erfinden sollen.
    Aber trugen wirklich jene jungen Wissenschaftler der Moskauer Uni die Schuld daran, dass sie mit den paar Kopeken, die ihnen der arme Staat zugebilligt hatte, das Modell eines Jumpers konstruierten? Heutzutage gehört es zum guten Ton, sich über die »russischen Erstentdeckungen« lustig zu machen. Aber der Jumper war nun mal in Russland erfunden worden! Freilich, später ist das gesamte Konstruktionsteam in die Staaten ausgewandert. Sie wurden gekauft, einfach und ohne viel Drumherum. Amerika war es gewohnt, zu kaufen, was es nicht selbst herstellen konnte. Insofern war das erste Schiff mit Jumper die amerikanische Enterprise gewesen. Trotzdem war mein Land der Zeit voraus gewesen, um Jahrzehnte, wenn nicht gar um Jahrhunderte.
    Unmöglich, undenkbar. Die Cro-Magnon-Menschen hatten gelernt, einen Rolls-Royce zu bauen und mit ihm auf Mammutjagd zu gehen.
    Wenn es doch bloß einen Funken

Weitere Kostenlose Bücher