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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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muskulösen Figuren und die kurzen Haare wiesen sie als Mitglieder einer Frauencrew aus. Vielleicht von uns, vielleicht von den Franzosen, die häufig von hier aus starteten.
    »Rinat … er hat es fertiggebracht, beim Laufen zu stürzen … und sich das Bein zu brechen.«
    Ob man das beim FSB lernte oder ob Danilow einfach eine vielseitige Persönlichkeit war? Einem Menschen das Bein zu brechen, noch dazu so, dass dieser gar nicht begriff, wer eigentlich schuld daran war, ist nicht gerade eine der leichtesten Übungen.
    »Das ist ja schrecklich«, sagte ich. »Einfach nicht zu glauben. Wie geht es ihm?«
    »Wir sind gerade im Krankenhaus. Die Ärzte untersuchen ihn noch … Sie sagen, es ist ein Stauchungsbruch …«
    Danilow fluchte. Dann fuhr er fort, allerdings nicht ins Telefon: »Was soll das, Rinat …«
    Eine der beiden Frauen schlug ein Ass. Wütend schleuderte die andere ihren Schläger hin. Sie tat mir leid, bisher hatte sie ein gutes Spiel geliefert.
    »Wird der Flug abgesagt?«, wollte ich wissen.
    »Keine Ahnung. Die Fracht muss schnellstens abgeliefert werden.« Danilow seufzte. »Alle Mannschaften sind ausgebucht, wir kriegen keinen Jump-Navigator … Petja, komm jetzt gleich zum Leiter des Kosmodroms. Wir müssen eine Entscheidung treffen.«
    Als es im Hörer piepte, legte ich auf.
    Du hast Glück gehabt, Jump-Navigator. Ein Bruch, selbst ein Stauchungsbruch, ist ein weitaus geringeres Übel als ein Platz unter den Düsen der startenden Energija.
    Wachen standen momentan keine vor dem Büro von Kisseljow. Die Sekretärin, eine Frau in mittleren Jahren, presste das Telefon mit der Schulter gegens Ohr und nickte schweigend Richtung Tür. Ich klopfte an und ging hinein.
    Danilow saß mit gesenktem Kopf vor dem General. Der stand, die Hände auf den Tisch gestützt, vor dem Oberst, dräuend wie eine männliche Ausgabe der Nemesis. Verärgert schaute er zu mir herüber, deutete mit einer Kopfbewegung auf den Stuhl und setzte die Schelte fort: »Hast du den Verstand verloren? Was sind das für Albernheiten? Bis zum Start sind es noch fünfzehn Stunden und ihr lauft … irgendeinen Slalom!«
    Die Bezeichnung der absolut unschuldigen Sportart klang aus Kisseljows Mund wie ein grober Fluch. Dergleichen brachte nicht jeder fertig, alle Achtung.
    »Du weißt Bescheid, Pjotr?«, wandte sich der General an mich und gewährte Danilow damit eine kurze Verschnaufpause.
    »Es geht um den Jump-Navigator, Genosse General?«
    »Ja. Die beiden haben ein Hindernisrennen veranstaltet. Diese gottverdammten … Marathonisten!«
    Kisseljow stand mit aufgeknöpfter Uniformjacke da und malträtierte seine Generalsmütze mit beiden Händen. Kaum zu glauben, dass dieser Diener des Zaren und Vater der Soldaten vor zwei Tagen heiter und ausgelassen durch einen Bankettsaal gehüpft war und den Amerikanern gezeigt hatte, was echter russischer Tanz ist, indem er eine Lesginka hingelegt hatte, dass er Brüderschaft getrunken und unanständige Witze erzählt hatte. Nein, das musste jemand anders gewesen sein …
    »Wo kriege ich jetzt einen Navigator für euch her?«, polterte der General weiter. »Soll ich einen aus Moskau anfordern? Weil es ein Spezialauftrag ist, jemanden aus dem Urlaub zurückbeordern und denen da oben alles erklären? Und wenn die niemanden finden? Schließlich steht euer Startfenster nur eine halbe Stunde! Das Oxidationsmittel ist schon eingefüllt! Die Weltraumsicherheit ist über den Zeitpunkt eures Starts informiert!«
    »Genosse General … hat die Wolchw einen Standard-Jumper?«
    »Einen Standard-Jumper? Danilow!«
    »Ja …«, antwortete der Oberst, ohne aufzusehen. »Die dritte Serie …«
    »Ich habe eine Doppelqualifikation, Genosse General«, teilte ich ihm mit. »Ich bin Pilot und Jump-Navigator. Ich bin befugt, die Berechnungen für die Sprünge bei Schiffen von mittlerer und großer Tonnage zu machen.«
    Der General hüllte sich in Schweigen. Danilow und ich warteten.
    »Stehen uns noch Piloten zur Verfügung?«, wollte Kisseljow schließlich wissen und beugte sich zur Telefonanlage vor.
    Mein Herz hämmerte. Wir hatten vorab festgestellt, dass man uns keinen anderen Navigator aufs Auge drücken konnte. Aber was war mit einem anderen Piloten?
    »Nein«, sagte Danilow leise. »Sonst ist nur noch die Mannschaft von Wladimirski hier. Aber sie starten in drei Stunden.«
    »Immer dasselbe!«, presste der General heraus. »Was machen wir jetzt? Danilow? Du hast uns die Suppe eingebrockt, jetzt sieh zu, wie

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