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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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in der Sonne liegen gelassen. Sie war geschmolzen, und das schwarze Plastik hatte sich am Rand genauso verformt wie bei dem Schiff.
    Aber da vor uns, da auf dem Bildschirm, das war keine Vinylplatte!
    »Welche Kraft ist nötig, um einen solchen Schaden anzurichten?«, fragte mein Großvater.
    »Es kommt nicht auf die Kraft an, das sollte die Rasse, die den Jumper ersonnen hat, wissen«, belehrte ihn der Zähler. »Allerdings hat hier tatsächlich eine gewaltige Energie gewirkt. Ich vermute, selbst die Torpp hätten sie nicht verkraftet.«
    Das wurde ja immer schöner. Bisher hatte ich angenommen, diese Rasse der Starken, die in der Photosphäre der Sterne lebte, sei absolut unverletzbar.
    »Weiter!«, befahl mein Großvater. Seine Augen blitzten. Endlich lag ihm der Beweis vor, dass es im Kosmos eine Kraft gab, die dem Konklave Entsetzen einzuflößen vermochte!
    »Und hier haben wir den Gegner der Alari«, sagte der Zähler. Auf dem Bildschirm erschien ein weiteres Schiff, ebenfalls scheibenförmig und anscheinend aus Metall. Aber weitaus anspruchsvoller in der Form, mit einer Reihe von Vorsprüngen am Rand, die eine eigenwillige Zierkante bildeten, und einer deutlichen Verdickung in der Mitte. Damit erinnerte das Schiff eher an eine Linse als an eine Scheibe.
    Und es war sehr klein. Neben dem Schiff tauchte jetzt die winzige schematisierte Figur eines Menschen auf. Die Linse schien kleiner als unsere Wolchw zu sein. Vielleicht so groß wie eine Spiral.
    »Wie viele Schiffe waren es?«, wollte Danilow wissen.
    »Habe ich mich derart unpräzise ausgedrückt?«, fragte Karel bestürzt. »Nur dieses eine.«
    Als ich zu meinem Großvater hinübersah, bemerkte ich, wie er, das Kinn in die Hände gestützt, aufmerksam das unbekannte Schiff studierte. Im Unterschied zu mir jagte ihm das Ding keine Angst ein.
    »Karel«, sagte ich, »ihr müsst euch geirrt haben. Das kann nicht jene Zweite Kraft sein, die wir brauchen, um uns auf ein diplomatisches Spiel einzulassen. Das ist einfach bloß eine Kraft. Sie fegt die Starken Rassen weg und zermalmt die Schwachen. Ohne es selbst zu merken.«
    Danilow nickte. In dieser Frage vertraten wir haargenau dieselbe Auffassung.
    »Es gibt da noch ein kleines Detail.« Der Zähler linste zu mir herüber. »Es gibt etwas, das über der Kraft steht.«
    Jetzt lief über den Bildschirm offensichtlich eine Videoaufzeichnung. Oder etwas, das den Alari als Entsprechung diente und minutiös vom Zähler in unser Darstellungssystem übertragen worden war.
    Ein riesiger Hangar – und überall Mäuse. Der Albtraum einer Katze aus einem Zeichentrickfilm. Kräftige, hundsgroße Nager. Einige nackt, andere in ungewöhnlichen, abstoßenden Raumanzügen aus metallischen Schuppen. Die Mäuse wuselten überall herum, rannten über den unebenen, schartigen Boden, der aus Steinplatten gelegt schien. Die Vorderpfoten der Mäuse waren länger als ihre Hinterbeine und mündeten in kräftige Finger. Als Folge davon ragten der Brustkasten und der Kopf auf, was sie extrem aggressiv aussehen ließ.
    Inmitten der wuselnden Alari blitzten hier und da unbewegliche, verrenkte und mitleiderregende Leichen auf. Eigentlich war der ganze Boden mit ihnen übersät …
    Die Kamera fuhr heran, die Mäuse wichen auseinander, und im Hintergrund ließ sich das Schiff erkennen, jene kleine Linse, die das Flaggschiff demoliert hatte. Es lag da, krängte ein wenig und schien von Mäusen belagert. Aber das war noch nicht mal das Entscheidende …
    Das Entscheidende, das kam erst noch. Das nahm erst jetzt den ganzen Monitor ein.
    Ein Körper.
    Ein menschlicher Körper!
    Ein junger blondhaariger Mann. Am Hals klaffte eine Wunde. Hatten die Alari im Zweikampf etwa ihre Zähne eingesetzt?
    Lange Haare und braungebrannte Haut mit Blut, das aus den zahllosen Bisswunden und Kratzern lief. Da der Mann nur kurze Shorts aus silbrigem Stoff trug, war auf dem muskulösen Körper jede Wunde zu sehen. Obwohl das Blut schon fast an allen Stellen eingetrocknet war, glaubte ich, es handelte sich um frische Wunden. Komisch. Er tat mir leid, dieser Mann, der da in einer absolut unfairen Auseinandersetzung gestorben war. Außerdem kam mir sein Gesicht vage bekannt vor …
    Mein Bewusstsein hakte sich weiter an verschiedenen Details fest, an jedem Punkt der unerbittlich scharfen Darstellung … Irgendwann gelang es mir endlich, meine Bestürzung abzuschütteln.
    Das Wichtigste war nicht, dass das winzige Schiff dieses Mannes vierzig Schiffe der Alari

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