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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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    »Haben die Alari versucht, das Pult auseinanderzunehmen?«, wollte Danilow wissen. Man konnte in der Tat annehmen, an den vier Stellen hätten die Alari versucht, das Armaturenbrett anzubohren.
    »Nein. Die Dinger waren schon vorher da.«
    »In meiner Kindheit habe ich gern Filme über verrückte Professoren und blutrünstige Aliens gesehen«, bemerkte mein Großvater unvermittelt. »Da wurde … so was auch gezeigt.«
    Ich weiß nicht, wie es dem Zähler erging, aber wir verstanden sofort, worauf mein Großvater anspielte.
    Das Schiff war in übertriebener Weise modern. Das Pult zu schön. Auf Effekt bedacht.
    »Karel, das Schiff sieht viel zu sehr nach einer Filmkulisse aus«, erklärte mein Großvater dem Zähler. »Ein Mensch nähme sich in ihm recht natürlich aus. Selbst die Geschichte über die vierzig vernichteten Schiffe der Alari passt dazu … Aber könntet ihr nicht einfach ein Schiff auf der Grundlage eurer Technologie und des Jumpers der Menschen gebaut haben? Und jetzt wollt ihr einen von uns auf den Pilotensitz platzieren und ihn dann den Starken Rassen vorführen? Die würden daraufhin völlig zu Recht in Panik geraten. Ein Geschwader solcher Schiffe, ausgestattet mit dem Jumper und hocheffizienten Angriffs- und Verteidigungswaffen, könnte die ganze Galaxis auf den Kopf stellen.«
    »Genau deshalb würden wir dergleichen nie versuchen«, konterte der Zähler. »Wir haben nämlich nicht die Absicht, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Oder die Daenlo mit den Menschen.«
    »Wie können wir da sicher sein?«, flüsterte mein Großvater. »Du behauptest also, das sei ein fremdes Schiff? Ein Schiff von einer bisher unbekannten Rasse? Die den Erdbewohnern in allem gleicht, inklusive dem Genom? Ihr technisch dabei aber weit überlegen ist?«
    »Ja. Und genau das bedeutet euren Tod. Wenn die Starken Rassen von einer Rasse erfahren, die mit den Erdbewohnern identisch, dabei aber mehr oder weniger allmächtig ist, werden sie euch vernichten. Denn es wäre unvermeidlich, dass ihr mit der neuen Rasse ein Bündnis eingeht – und das würden die Starken Rassen niemals zulassen.«
    »Aber zu diesem Bündnis würde es doch nur kommen, wenn diese Rasse« – mein Großvater nickte in Richtung Schirm – »aggressiv wäre.«
    »Das ist sie. Fragen Sie die Alari, sie werden es Ihnen bestätigen.«
    »Der Junge hat sich verteidigt«, ergriff ich plötzlich für den ermordeten Piloten Partei.
    »Das hat er. Aber zunächst hat er versucht, einen der Zerstörer der Alari in seine Gewalt zu bekommen.«
    »Du musst schon entschuldigen«, sagte ich, »aber ich empfinde deswegen keinen gerechten Zorn. Zumindest nicht, wenn ich an die Hyxoiden und das Shuttle Explorer denke.«
    »Wir alle können genug anführen, was wir den anderen vorwerfen«, bekräftigte der Zähler. »Und wir alle sind auf Stärke erpicht. Vielleicht der Freiheit wegen … vielleicht der Liebe wegen. Aber dies ist nicht die Zeit, an Rache zu denken. Dies ist die Zeit zu handeln.«
    »Was habt ihr über diese Rasse in Erfahrung gebracht?«, fragte mein Großvater.
    »Sie ist biologisch mit den Menschen identisch. Sie beschreitet einen vergleichbaren Weg der Entwicklung, nämlich einen überwiegend technischen. Vielleicht würdet ihr in ein paar hundert Jahren sein wie sie. Und sie ist von außerhalb gekommen.«
    »Aus einer anderen Galaxis?«, hakte mein Großvater nach.
    »Ich weiß es nicht. Jedenfalls von außerhalb …«
    Auf dem Bildschirm erschien abermals ein neues Bild. Der Zähler hatte in seinem Gedächtnis eine unglaubliche Menge von Informationen gespeichert.
    Der Kosmos. Sehr weit weg. Dafür brauchte ich mir die Sternbilder noch nicht einmal genauer anzusehen, das spürte ich einfach. Der Kosmos glitt weiter, als schwenke jemand die Kamera zur Seite.
    »Das ist eine der Aufzeichnungen, die in dem eroberten Schiff gespeichert sind«, erläuterte der Zähler. »Wir haben es geschafft, mit dem Computer des Schiffs in Dialog zu treten. Das ist zwar wesentlich schwieriger, als eure Elektronik zu knacken, aber wir haben es trotzdem gemeistert.«
    Der Schwenk endete. Als habe derjenige, der die Aufnahmen gemacht hatte, genug gesehen.
    Oder hatte er nicht genug von dem, was er gesehen hatte – sondern von der Leere um ihn herum?
    Mit einem Mal schien die Bewegung wieder einzusetzen. Dafür erloschen nun die Sterne.
    Aus dem Nichts tauchten Schiffe auf.
    Erst jede Menge Linsen. Sie flogen alle in verschiedene Richtungen auseinander und

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