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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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vernichtet hatte. Und auch nicht, dass er im Zweikampf mindestens ein Dutzend Mäusekommandos erledigt hatte.
    Das Wichtigste war, dass es sich um einen Menschen handelte. Oder zumindest um ein Wesen, das sich nicht von einem echten Menschen unterscheiden ließ.
    »Er war allein«, zischelte der Zähler. »Die Alari hatten Glück, dass er allein war.«
    Danilow riss plötzlich den Kopf herum und starrte mich ungläubig an. Dann blickte er abermals auf den Bildschirm.
    »Verflucht, Pjotr, ihr seht euch ähnlich!«
    Das stimmte tatsächlich. Nein, der Unbekannte war keine genaue Kopie von mir. Sein Gesicht war etwas breiter, und die halb geöffneten Augen waren anscheinend schwarz. Die Ohrläppchen sahen auch anders aus …
    Trotzdem waren wir einander extrem ähnlich. Wie Brüder.
    »Ist das ein Mensch?«, fragte ich.
    »Was ist denn das, ein Mensch?« Der Reptiloid lachte leise.
    »Spar dir deine Sophistereien«, bat ich nur. »Ist er tot?«
    »Ja. Leider ja.«
    »Haben die Alari seinen Körper untersucht?«
    »Selbstverständlich. So ist sein Organismus aufgebaut …«
    Die Darstellung auf dem Bildschirm veränderte sich. Das wirkte wie ein Horrorfilm oder wie ein Dokumentarfilm für Medizinstudenten. Zunächst verschwand die Haut. Dann die Muskeln. Schließlich die inneren Organe. Ein paar Sekunden starrten wir blöd auf das Skelett, dann flackerte der Bildschirm, und der tote Körper lag wieder da, umgeben von aufgeregten Alari.
    Mascha schrie leise auf. Mir behagte der Anblick ebenfalls nicht.
    »Ich sollte hinzufügen, dass zu den Untersuchungsmethoden der Alari keine Obduktion gehört«, erklärte der Zähler. »Das eben war eine Inszenierung. Wenn auch auf der Grundlage genauer Daten.«
    »Zeig mir noch mal das Skelett«, bat mein Großvater, den nichts aus der Ruhe brachte. »Ich konnte die Wirbel nicht zählen.«
    »Sein Körperbau entspricht völlig dem der Erdbewohner.«
    »Und die Zellen?«
    »Ebenfalls.«
    »Das Genom?«
    »Nach ersten Angaben auch.«
    »Aber er kann kein Mensch sein«, murmelte mein Großvater vor sich hin. »Nein, das ist unmöglich … Wenn allerdings …« Er streckte die zitternde Hand nach dem Zähler aus. »Wann? Wann ist das passiert?«
    »Glauben Sie etwa, der Mann käme aus der Zukunft, Andrej Valentinowitsch?«, wollte der Zähler wissen.
    »Ich schließe es zumindest nicht aus.«
    »Daran hege ich größte Zweifel …« Der Zähler stieß einen Seufzer aus. »Freilich kann ich diese Möglichkeit nicht kategorisch zurückweisen. Aber ich habe meine Zweifel.«
    Schade. Ich hatte mir schon ausgemalt, wie schön das wäre. Vielleicht ein wenig wie in einem Kinderbuch, aber trotzdem, schön wäre es. Unsere fernen Nachfahren, stark und frei, die Hilfe in die Vergangenheit schicken …
    »Und hier seht ihr das Cockpit seines Schiffs«, fuhr der Zähler fort.
    Auf dem Bildschirm erschien die Metalllinse. Sie öffnete sich, entfaltete sich wie eine Blume, indem die zarten Blütenblätter in der Mitte sich anhoben, nach unten senkten und eine Art runde Gangway oder Landefüße bildeten.
    »Das Schiff hat sich automatisch’ geöffnet, als der Körper des Piloten zu ihm gebracht wurde«, berichtete der Zähler.
    Genau wie ich vermutet hatte, befand sich das Cockpit im Zentrum der Linse. Wir blickten von oben in die Kabine hinein.
    Zwei Sitze. Ein Pult in Form eines M, das sich um die Sitze zog. Ansonsten nur sehr wenig Platz.
    »Er konnte nicht von weit her gekommen sein«, vermutete mein Großvater.
    »Kommt drauf an, was für Triebwerke er hat …«, zischelte der Zähler. »Die Alari sind tapfer. Sie haben Opfer in Kauf genommen. Den Tod ihrer Brüder. Aber sie haben nicht zu den Waffen gegriffen, und sie haben das Schiff des Fremden gestürmt, ohne es zu beschädigen.«
    Jetzt sahen wir das Pult in Großaufnahme. Ein gegossenes weißes Armaturenbrett voller Lämpchen …
    Danilow seufzte enttäuscht. Mein Großvater krächzte ebenfalls, allerdings irgendwie zufrieden.
    Nein, das war nicht das Pult von Menschen.
    Ich suchte nach Tastaturen, Schaltern, Sensoren, nach irgendwas, das an die normalen Steuervorrichtungen bei uns auf der Erde erinnerte. Nichts. Betriebslämpchen, nach einer ungewöhnlichen Logik angeordnet, blinkten. Zwei ovale Bildschirme, die für Menschen unbequem gewesen wären. Dann noch vier kleinere Trichter, die sich vor dem gleichmäßig leuchtenden Pult ganz seltsam ausnahmen. In ihnen pulsierte, schäumte und blubberte eine dicke, ölige Flüssigkeit

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