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0687 - Der Spinnenreiter

0687 - Der Spinnenreiter

Titel: 0687 - Der Spinnenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Martin Barkawitz
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Schweißgebadet fuhr Professor Zamorra aus dem Traum hoch.
    Aber was heißt schon Traum, sagte sich der Parapsychologe, während er sich mit beiden Handflächen das Gesicht rieb und langsam in die Tagesrealität überwechselte.
    Von einem Traum konnte wohl keine Rede sein. Eher war das Bild, das er eben vor Augen gehabt hatte, eine Vision gewesen. Eine PSI-Botschaft, eine Vorausdeutung oder wie immer man das auch nennen wollte.
    Der Dämonenjäger kramte in seinem Gedächtnis. Aber einer Kreatur namens Kurg war er noch nie zuvor begegnet!
    Zamorra blinzelte. Draußen dämmerte es gerade.
    Zamorra lag in einem Krankenhausbett in der amerikanischen Stadt Billings im Bundesstaat Montana. In seinem letzten Abenteuer mit den Unsterblichen hatte er bis zur Erschöpfungsgrenze und darüber hinaus kämpfen müssen. Und obwohl der Parapsychologe hart im Nehmen war, merkte er doch, wie gut ihm die momentane Bettruhe tat.
    Träume oder Visionen wie die gerade erlebte waren allerdings nicht gerade dafür geeignet, ihn die Ruhe unbeschwert genießen zu lassen.
    Diesmal wenigstens keine Krähe, dachte er, und unwillkürlich glitt sein Blick zum Fenster, an dem er vor seinem letzten Einschlafen einen jener schwarzen Vögel gesehen zu haben glaubte. Der Krähengott - die geflügelten Wesen, die sich gegenseitig getötet hatten und die eigentlich nur das Beste gewollt hatten, damit aber zugleich das Schlechte schufen… die kleine Stadt unter dem magischen Kraftfeld, in der die Zeit einfach hundert Jahre lang stehen geblieben war…
    Aus dem Projekt, das ihn nach Montana geführt hatte, würde wohl nichts mehr werden.
    Das Flugzeug der Filmleute war abgestürzt… er selbst und Smith wohl die einzigen Überlebenden, und das auch nur, weil sie in jene zeitlose, vergessene Stadt gelangt waren. Smith, der Kotzbrocken, der ein Buch des verstorbenen Historikers Bill Fleming hatte verfilmen wollen und Zamorra um Unterstützung gebeten hatte, weil der einst Flemings Freund gewesen war… ein Buch über Indianer-Mythen, die von geflügelten Menschen handelten… das alles war erledigt, das Flugzeug abgestürzt, Ende, aus. [1]
    Er fragte sich, was aus den Menschen der kleinen Stadt geworden war, aus diesen Unsterblichen, die mit Sicherheit wieder sterblich geworden waren, als die Geflügelten aufhörten zu existieren. Was aus Smith, der auf der »anderen Seite« gestanden hatte, als es zum Konflikt der Wesen kam, die so aussahen, wie christlich erzogene Menschen sich Engel vorstellten, und die doch alles andere als Engel gewesen waren…
    So wie auch Lamyron kein Engel war, der Prophet, den der Dunkle Lord ermordet hatte. Aber diese Indianergottheiten, oder was auch immer sie gewesen sein mochten, ähnelten Lamyron so sehr, dass Zamorra anfangs geglaubt hatte, sie entstammten dem gleichen Volk…
    Aber das schien nicht der Fall zu sein.
    Und hundert Jahre lang hatten die Menschen der Pionierstadt sich darauf verlassen, von den Geflügelten beschirmt zu werden. Gefangen in einer Art Zeit-Falle, aber sicher vor Indianerangriffen, vor Kriegen, vor allem Bösen…
    Was würde nun aus ihnen werden?
    Auch später dachte Zamorra noch oft an sie, aber er erfuhr nie, was aus ihnen oder aus Smith wurde. Der Filmemacher und die ehemals Unsterblichen waren spurlos verschwunden, um niemals wieder aufzutauchen…
    Der Patient wurde aus seinen Gedanken aufgeschreckt. Nach einem kurzen Klopfen wurde die Zimmertür geöffnet.
    »Einen wunderschönen guten Morgen!«, trompetete eine üppige Blondine in Schwesternkluft.
    Zamorra schaffte es, ihr breites Grinsen mit einem freundlichen Lächeln zu erwidern. Er war etwas enttäuscht. Eigentlich hatte er gehofft, Nicole Duval eintreten zu sehen, seine Lebensgefährtin und Sekretärin. Sie war sofort an sein Krankenlager geeilt, nachdem die Sache mit Katherine Dunbar, Hanhepi und dem Krähengott geschehen war. Im Château Montagne in Frankreich hatte sie alles liegen und stehen gelassen, woran sie arbeitete, und war mittels der Regenbogenblumen nach Baton Rouge, Louisiana, und von dort per Flieger nach Billings, Montana, geeilt.
    Dabei hatte sie eigentlich jede Menge in letzter Zeit liegen gebliebene Arbeit aufholen wollen - den leidigen Papierkrieg, das Sichten von neuen Unterlagen und Daten, und was es dergleichen mehr gab es bot sich an, weil ihr Smith so zuwider war, dass sie die Filmcrew unter keinen Umständen hatte begleiten wollen.
    Was sich jetzt vielleicht als Glücksfall erwies, weil sie möglicherweise

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