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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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Mausetot. Und das für alle Zeiten. Im Hinblick auf das was passierte eine durchaus begrüßenswerte Perspektive, denn da Cardamine eine ziemlich dunkle Spruchwirkerin war, entwickelte sich ihre Zeit nach dem Tod etwas komplizierter.
    Sie war nun ein Dämon, gefangen in der Verdammnis und gut bewacht durch einen besonders weißen Drachengeist. Eigentlich hatte sie die Essenz der Ewigkeit nutzen wollen, um genau diesen selbstgerechten Arsch von seinem Thron zu treten. Zu ihrem Leidwesen war der Plan misslungen, was sie auf ewig in die Gefangenschaft dieser beflügelten und äußer st durchsichtigen Schuppenkröte brachte. Der weiße Drachengeist war zudem ziemlich humorlos und trug jeden Abend Gedichte vor. Sie sollte sich stets ihre Taten vor Augen halten und der vielen unschuldigen Opfer gedenken. Von wegen Läuterung erfahren, der Humbug konnte ihr gestohlen bleiben. Von diesen ganzen Idioten auf Erden war ohnehin niemand ohne Schuld, so Cardamines unbeirrbare Haltung. Die hätten mit ihren sterblichen Überresten besser die Felder düngen sollen, das Leben als Sonnenblume wäre angenehmer gewesen, was sie, wenn darauf angesprochen, dem stets gerne hinzufügte.
     
    »Das hört sich aber traurig an«, stellte seine Enkeltochter mitfühlend fest.
    » Stimmt«, bemerkte ihr Großvater und erzählte weiter.
     
    Das war Cardamines Taten verdienter Lohn. Deshalb blieb ihr nicht mehr, als sich schmollend in die hinterste Ecke ihres Dämonengrabes zu verziehen und seitdem eine Existenz in Finsternis, Kälte und erbärmlicher Gesellschaft zu verbringen. Und dabei wäre es auch eine Weile geblieben, wenn das Schicksal nicht andere Pläne für sie gehabt hätte.
     
    ***

Warmer Kirschkuchen
    »Wann kommt eigentlich dieser Musa Rübenkerbel ins Spiel? Und überhaupt, so heißt doch niemand«, bemerkte seine Enkeltochter kritisch.
    »Er schon.«
    »Und die Hexe klebt doch auch schon stückweise in der Botanik«, ergänzte ihr Bruder abfällig.
    »Habe ich euch eigentlich schon über das legendäre Königreich Begonien berichtet?«
     
    In Begonien herrschte seit zweiunddreißig Jahren, siebzehn Tagen und etwas weniger als drei Stunden der gütige Großherzog Helm-Ranunkel von Lerchensporn, bis just an diesem Tag der morgendliche Gang zum Abort seinem herrschaftlichen Leben jäh ein Ende setzte. Seine Leidenschaft für scharf gewürzte Nachtmahle wurde ihm zum Verhängnis. Ein Schicksal, vor dem ihn seine Quacksalber oft und seit diesem grauenvollen Morgenschiss auch erfolglos gewarnt hatten.
    Sein letzter Furz dröhnte Ehrfurcht gebietend durch die Hallen, mahnend und erlösend, als verkünde die Flatulenz seinen grandiosen Einzug ins Himmelreich. Seine Diener fanden ihn, wie man ihn auch ansonsten aus der Zeit seiner Regentschaft kannte, würdig aufrecht sitzend, schweigend und mit einem entspannten Lächeln. Er war nie ein Mann großer Worte gewesen. An diesem Morgen umgab ihn zudem eine passende Note aus Ingwer, schwarzem Pfeffer und kleinen, fiesen roten Chilischoten. Die unbeabsichtigte Henkersmahlzeit hatten ihm seine Getreuen am Abend zuvor beim Bankett zu Ehren der angedachten Verlobung seiner Tochter zubereitet, was, nebenbei bemerkt, die abendländische Küche am Hofe zu Lerchensporn über Dekaden in ihren Grundfesten erschüttern sollte.
     
    Die Kunde über das unerwartete Ableben ihres Landesvaters erreichte die Menschen von Rosenheide bereits kurze Zeit später, was das beschauliche Dorfleben vor den Toren der Fürstenstadt vollständig zum Erliegen brachte. Am Dorfbrunnen bemühten sich zahlreiche Rosenheider Bürger aufgelöst, den Worten des Reiters auf seinem schnaufenden Kaltblut zu folgen. Der Tod des Monarchen war eine nahezu unglaubliche Neuigkeit. Und das noch vor der Mittagszeit.
    »Unser geliebter Großherzog ist tot!«, rief der Meldereiter mehrfach lautstark über alle Köpfe hinweg, so dass es wirklich niemand em gelingen sollte, ihn zu überhören. »Der Großherzog ist tot!«
    Bis auf den jungen Musa Rübenkerbel, der in der frühlingshaften Morgensonne die Hiobsbotschaft unter einem Kirschbaum nahe dem Dorfweiher schlichtweg verschlief, was die, die ihn näher kannten , kaum überrascht hätte. Musa zeichneten zwei Wesenszüge aus, er liebte diesen Kirschbaum und war vermutlich der minderbegabteste Spruchwirker, der jemals zur Lehre zugelassen worden war. Dass er dennoch die Möglichkeit bekam, diesen achtbaren Beruf zu erlernen, lag weniger an seinen sonstigen Talenten, als vielmehr an seiner

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