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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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Wasser reichen zu können, was aber durch seine hellblonden Haare kaum jemand wahrnahm.
    Er sprang auf und hastete atemlos zum Haus seines Meisters, blieb aber auf halbem Weg stehen, um sich von den Beschwerlichkeiten des Marsches zu erholen. Zu seinem Leidwesen hatte er aus seinen Hosentaschen bereits zahlreiche Kirschen verloren, die er noch am Morgen selbstlos aus dem Korb einer Kirschenpflückerin an sich genommen hatte. Die Gute sollte nicht so schwer tragen, Frauen bei harter Arbeit zuzusehen, fügte ihm großes Leid zu. Er war halt ein Ehrenmann.
    »Los ... ich kann dich noch sehen! Lauf schneller!« Die Stimme von Tante Lobelie hatte auch auf die Entfernung nichts von ihrer Bedrohlichkeit eingebüßt. Immer diese Rennerei, sein Bauch störte ihn zusehends, er gelobte , ab morgen weniger zu essen. Oder nicht mehr so schnell zu laufen - die bessere Idee.
    Endlich erreichte er die Stube von Frangipani Tulpenmohn, seinem Lehrherrn, Spruchwirkermeister und ehrwürdiges Ratsmitglied der begonischen Innung seiner Zunft. Musa war sich sicher, dass auch er Angst vor seiner Tante hatte, denn niemand wollte sich mit ihr anlegen.
    »Meister Tulpenmohn?« Musa konnte keine Antwort hören, weswegen er sich erst einmal setzte und sich von der Hektik erholte. Tante Lobelie stand noch am Kirschbaum und winkte zornerbost zu ihm herüber.
    Zu dieser Tageszeit war sein Meister üblicherweise immer daheim anzutreffen. Doch wo war er hin? Ob er wieder nackt in seinem Erdloch saß und den Stimmen der Erde lauschte? Es gab Dinge, die Musa auch nach sieben Lehrjahren nicht verstehen wollte. Um hier alleine herumzustehen, hätte er sich nicht so beeilen müssen. Sollte doch die fette Sau selbst hierher laufen, wenn sie sich das Ferkeln nicht mehr verkneifen konnte.
    Aber Schweine rochen anders als Kirschkuchen, schnupperte er da etwa Kirschkuchen? Warmen Kirschkuchen? Seine Sinne fühlten sich in himmlische Sphären versetzt. Alle Pein dieses Tages verflog im Nu. Auf der Fensterbank stand doch tatsächlich ein warmer, duftender und garantiert wohlschmeckender Kirschkuchen. Und zudem völlig herrenlos! Er war sich sicher, dass ihn jemand dort vergessen hatte. Es wäre doch eine Schande, wenn sich eines dieser dreisten Eichhörnchen, die immer heimtückisch die nahen Bäume belagerten, daran laben würde. Nein, so wahr er Musa Rübenkerbel hieß, zukünftiger Spruchwirkermeister von Rosenheide, allseits respektiert und von den Frauen verehrt, er würde den Kirschkuchen retten, und wenn es das Letzte wäre, was er in seinem Leben tat.
    Respektiert und von den Frauen verehrt, wobei, eigentlich wollte er nur, dass ein Mädchen ihn verehrte, Vicia von Lerchensporn, die schönste Maid in Begonien und die einzige Tochter des Großherzogs, seine zukünftige Frau . Zumindest in seinen Träumen. Sie musste ihn nur noch kennenlernen, was aber bloß eine Frage der Zeit war, wie sollte sie ihm auch widerstehen. Musa hatte sie vor einem Jahr vor dem Palast in Lerchensporn gesehen, ihre roten langen Haare, die Sommersprossen, sie war einfach perfekt. Sie hatte goldene Bänder im Haar getragen und ein weißes Kleid schmeichelte ihrer grazilen Figur. Nur ihre Möpse hätten ruhig etwas größer sein dürfen, aber man konnte ja nicht alles haben. Musa befand, dass sie beide ein schönes Paar abgeben würden.
    Genüsslich verspeiste er den Kirschkuchen und träumte von ihr und seiner Herrschaft, er, der mächtigste Spruchwirker , der jemals in Begonien das Licht der Welt erblickt hatte. Den Thron würden sie ihm zu Füßen legen und Prinzessin Vicia würde sich an seine muskulösen Oberarme schmiegen. Und der weiße Drachengeist sollte ihm dienen und seine Nachfahren Musas Heldenlied noch Hunderte Jahre an ihre Kinder voller Ehrfurcht weitergeben.
     
    »Aber Musa hat die Prinzessin doch später geheiratet, oder?« Seine Enkeltochter hatte früher Geschichten mit Märchenhochzeiten geliebt.
    »Ähm ... das mit der Hochzeit war eine ganz besondere Sache. Dazu komme ich später noch.«
    »Und wie ist er dann berühmt geworden?«
    »Wartet es ab .«
     
    »Musa, du Einfaltspinsel, wo ist der Kirschkuchen? Hast du etwa wieder ... oh ... na warte!« Meister Tulpenmohn ließ ihm noch nicht einmal die Möglichkeit, eine passende Entschuldigung vorzutragen. Er konnte nicht verstehen, warum ihm stets solche Anschuldigungen angedichtet wurden. Schließlich gab es keine Beweise. Zudem war sein Meister nackt und voll Erde, mit einer Hand kratzte er sich an seinem

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