Sternenstaub im Kirschbaum
ein Pferd geschenkt, groß, dunkel, ein wahrlich fürstlicher Hengst. Ein schöner Nachmittag. Zudem schmunzelte er über sich selbst, mit vollem Haar und zwei Augen sah er eindeutig besser aus. Damals war die Welt noch in Ordnung.
In seinem Traum befand sich der Reiter an derselben Stelle, an der er eben noch mit den Wölfen gekämpft hatte, nur der Winter schien unendlich weit weg. Seine Heimat lag also nicht weit von ihm entfernt. Unglaublich. Die Wölfe hatten ihm den Weg gezeigt und er hatte es nicht bemerkt. Heimat, er lachte innerlich, dieses Wort glich einer süßen Lüge, einer Illusion, mit der er sich vor vielen Jahren zu diesem verfluchten Kreuzzug aufgemacht hatte. Wie viele andere auch, glaubte er damals, das Richtige zu tun. In jungen Jahren kannte seine Dummheit keine Grenzen, schließlich galt sein Wort, er herrschte über dieses Land. Warum nur hatte ihn niemand aufgehalten? Wie einen räudigen Köter hätten sie ihn erschlagen sollen! Doch niemand gebot ihm Einhalt und dabei hatte er Menschen schon für den Diebstahl eines Apfels die Hand abschlagen lassen. Doch die Narren verbeugten sich stumm und folgten ihm in blinder Ehrfurcht. Die Befreiung des Heiligen La ndes war schließlich nur eine grausame Mär. Für das, was er dort angerichtet hatte, wäre bestimmt keine Strafe zu hart gewesen. Keine!
Schmerzlich sinnierte er über seine Vergangenheit. Ja, er war z urück in seiner Heimat, er würde bald seinen Sohn wiedersehen und das böseste Wesen mitbringen, das er kannte. Die Sonne verblasste binnen eines Atemzuges, die eiskalte Realität holte ihn zurück. Sein Bein brannte wie Feuer und sein linker Arm hing schlaff an seinem Körper hinab.
„Ich lebe... ”, stöhnte er befreit. Er spuckte hustend Blut auf se ine Beine. Der Schnee reflektierte das Mondlicht, vier der Wölfe waren tot. Er hatte sie zerfleischt, ihr Blut klebte noch an seinen Wangen. Salzig und kalt, es schmeckte widerlich. Mühsam raffte er sich auf und blickte sich um. Nur der Schwarze und er, mehr hatten nicht überlebt. Der Wolf hatte ihn nicht angegriffen, er stand zwanzig Fuß vor ihm und schaute ihn ohne Groll an. Bis zu diesem Tag hatte er immer gedacht, Wölfe zu kennen. Nun erkannte er, dass er sich geirrt hatte. Obwohl er sein Rudel getötet hatte, drehte sich das Tier ohne weitere Gesten herum und trottete davon.
„Wie kann das sein?” Er konnte das Verhalten des Wolfes nicht verstehen, wie leicht hätte sein Gegner ihn angreifen können. Bei allen Kämpfen, die er bisher bestritten hatte – der Feind wehrlos am Boden - er hatte sich solche Gelegenheiten niemals entgehen lassen. Verständnislos schüttelte er den Kopf.
Er musste trotzdem weiter, sein Blick schweifte über den Schnee, Cuareen lag nicht weit von ihm. Das blaue Glühen war erloschen. Er nahm die Klinge auf und humpelte weiter. Es war seine Bürde, nur er konnte sie ertragen. Es hätte keinen Sinn gemacht das Schwert liegen zu lassen, es würde ihn niemals freigeben.
Qualvoll zog er sein Bein nach, den linken Arm konnte er nicht mehr bewegen. Wenn er nicht bald einen Unterschlupf fände, würde er im Morgengrauen steif wie ein Stück Holz sein. Einige seiner Körperteile wähnte er bereits im Jenseits. Aber sein eig enes Wohlergehen machte ihm keine Sorgen, er hatte schon schlimmere Kämpfe überlebt.
„Wenn du mir nicht beim Erfrieren zusehen möchtest – hilf mir - jetzt!”
„Wir hatten einen Pakt, Ihr steht nicht zu Eurem Wort. Ihr seid kein Ehrenmann!”
„Die Ehrenmänner liegen bereits alle unter der Erde! Ich bin der Herzog! Und du mein Diener! Also trage Sorge dafür, dass ich überlebe!”
„Das ist unverschämt von Euch!”, lamentierte Cuareen störrisch, half ihm aber durch den Schnee zu gehen.
Auch wenn er dieses Gefecht gewonnen hatte, wusste er nicht, wie er das Schwert endgültig besiegen sollte. Noch nicht einmal ein Tropfen Blut hatte die Klinge oder das Futteral getroffen, was würde nur passieren, wenn er jemals wieder diese Waffe unter Menschen zöge?
***
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Cuareen – Die Blutspur
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N I N I S - Die Wiege der Bäume
I. Buch Jabari
Nur ein kleiner Stoß, der wie eine sanfte Woge ihre Glieder beruhigte. Entspannt und wehrlos, gleich einem schlafenden Kind, lag sie vor ihm. Stille kehrte ein, ein Hauch würde genügen, ihr Leben zu nehmen.
„Nur noch dieses eine Mal”, flüsterte er beinahe fürsorglich und löste sich auf. Er schenkte
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