Sternenstürme
eingesetzt, falls wir uns für den Rykand-Plan entscheiden sollten – oder für Defensiv-Operationen hier im Sonnensystem, falls wir uns für den Vasloff-Plan entscheiden sollten.
Außerdem betrifft diese Sache nicht nur die Regierung, denn jeder von uns muss das Risiko tragen. In den kommenden Monaten werden wir Bürgerversammlungen auf der ganzen Welt sponsern, auf denen Sie Ihre Anregungen und Meinungen äußern können. Sprechen Sie mit Ihren Nachbarn. Versuchen Sie im Dialog mit Ihren Mitmenschen einen Konsens zu finden. Und wenn Sie glauben, Sie hätten eine bessere Lösung für das Broa-Problem, lassen Sie uns das wissen. Morgen früh werden zwei separate Hypernet-Seiten freigeschaltet, die Ihnen als Forum dienen sollen.
Ich komme nun zum Schluss und möchte mit einer optimistischen Note enden. Dass die Broa eine große Bedrohung für unser Leben und unsere Freiheit darstellen, ist unbestritten. Aber sie sind nicht die erste derartige Bedrohung. Im Mittelalter hat der Schwarze Tod fast die gesamte Bevölkerung Europas ausgelöscht. Im Kalten Krieg des zwanzigsten Jahrhunderts wurden die Kinder jeden Abend ins Bett gebracht, ohne zu wissen, ob sie am darauf folgenden Morgen noch am Leben sein würden. Aber unsere Spezies hat diese und andere Krisen bewältigt. Wir sind in unserer Geschichte schon tausendmal … ach was, millionenmal … bedroht worden, und wir haben es bisher noch immer geschafft.
Diesmal wird es genauso sein. Was auch immer wir tun, wir werden Erfolg haben. Falls wir uns dafür entscheiden, gegen die Broa anzutreten, werden wir besser vorbereitet in den Kampf ziehen als je zuvor. Und falls wir uns dafür entscheiden, uns vor ihnen zu verstecken, dann werden wir uns so gut verstecken, dass sie uns niemals finden werden.
Ich möchte Sie alle bitten, darüber nachzudenken, was ich Ihnen heute Abend gesagt habe. Setzen Sie sich mit der Krise auseinander. Versuchen Sie, zur Krise Stellung zu beziehen. Wägen Sie die Vor- und Nachteile der zwei empfohlenen Pläne ab und fragen Sie sich, ob es vielleicht noch einen besseren Weg gibt. Und nach reiflicher Überlegung werden wir über Ihre gewählten Vertreter dann eine Entscheidung treffen.
Es handelt sich hier nicht um eine der üblichen politischen Auseinandersetzungen, die vielleicht wegen einer Gesetzesvorlage über die Bewilligung von Haushaltsmitteln stattfinden, wobei eine Partei versucht, sich gegenüber allen anderen durchzusetzen. Diese Sache betrifft jeden Menschen, ob hier auf der Erde oder in unseren neuesten Kolonien draußen zwischen den Sternen. Welche Entscheidung auch immer wir treffen, sie muss die Belange der gesamten Menschheit berücksichtigen.
Wenn Sie sich also in den folgenden Tagen mit diesem Problem beschäftigen, bedenken Sie immer Folgendes: Fragen Sie sich nicht, was gut für Sie, sondern was gut für uns alle ist.
Das wäre alles für heute Abend, meine Mitbürger. Bitte bedenken Sie, wir haben zuvor schon Krisen durchgestanden, und wir werden auch diese mit Gottes Hilfe bewältigen.«
»Ich hätte mir mehr davon versprochen«, sagte Mikhail Vasloff, als das Bild der Koordinatorin im Holowürfel verblasste, »aber es war auch nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte.«
Er saß in seinem Büro im Hauptquartier von Terra Nostra in der Altstadt von Amsterdam. Die Ansprache der Koordinatorin hatte er vor einem Erkerfenster verfolgt, das auf den Keisersgracht-Kanal hinausging.
»Ich stimme Ihnen zu«, sagte Claris Beaufort, seine Verwaltungsassistenten. »Obwohl ich den Eindruck hatte, dass sie zum Schluss doch etwas parteiisch wurde. Die Koordinatorin skizzierte Rykands Plan als ›gegen die Broa antreten‹ und Ihren Plan als ›sich vor ihnen verstecken‹.«
»Ja«, erwiderte Vasloff. »Unsere Position ist zwar technisch exakt, aber wir werden sie trotzdem noch besser kommunizieren müssen. Es wird uns schwerfallen, Unterstützung dafür zu gewinnen, wenn wir uns ›verstecken‹ wollen. Niemand lässt sich gern als Feigling bezeichnen, nicht einmal ich. Manchmal ist Zurückhaltung jedoch klüger als Tapferkeit.«
»Einverstanden«, entgegnete Claris und nickte heftig.
»In welchem Zustand ist Terra Nostra ?«, fragte er.
»Wir sind in einem erstaunlich guten Zustand, Mikhail. Nach den Aufständen vor drei Jahren hatten wir einen enormen Mitgliederzuwachs zu verzeichnen. Und die Ansprache von heute Abend müsste zu einem erneuten Zuwachs führen. Wann wollen wir die Kampagne denn starten?«
»Ich
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