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Sternenstürme

Sternenstürme

Titel: Sternenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Kolonisten hierher zurückgekehrt und alle Spuren verwischt wurden, werden wir auch unsere Sternenschiffe aufgeben müssen. Es wäre aber nicht damit getan, sie nur einzumotten; wir müssen sie vielmehr restlos zerstören.«
    »Und weshalb?«
    »Um das zu verhindern, was im Neu-Eden-System bereits geschehen ist. Wenn wir zulassen, dass Sternenschiffe diesen Teil des Weltraums durchstreifen, besteht eine viel höhere Wahrscheinlichkeit einer Begegnung mit einem broanischen Schiff, als wenn unsere Schiffe nicht unterwegs wären.«
    »Ihre Vorschläge«, sagte Vorsitzender Hulsey, »laufen jedoch auf die Art von totalitärem Staat hinaus, den wir eigentlich überwunden glaubten.«
    »Das wäre auch nicht totalitärer als der Militarismus, den Herr Rykand propagiert, aber auch nicht weniger. Mir gefällt diese Vorstellung genauso wenig wie Ihnen, aber die Sicherheit der Menschheit ist wichtiger als meine persönliche Meinung.«
    Vasloff setzte seinen Vortrag noch für eine Stunde fort, und dann durften die Wissenschaftler ihre Stellungnahme abgeben. Viele unterstützten Mark Rykands Gibraltar-Erde-Plan, aber nicht alle. Die Sonne war längst untergegangen,
und den Anwesenden knurrte schon der Magen, als die Anhörung schließlich ein Ende fand.
    Schließlich beendete der ehrenwerte Tony Hulsey die Anhörung mit einem Hammerschlag. Es war eine verwirrte Gruppe von Parlamentariern, die den Sitzungssaal durch eine Tür verließ, und eine niedergeschlagene Gruppe von Zeugen, die ihn durch eine andere Tür verließ.
    »Niemand hat gesagt, dass es leicht werden würde«, sagte Mark zu Lisa, als sie den schwarzen Turm verließen und auf die Straße hinaustraten.

6
    Nadine Halstrøm stand vor der gläsernen Wand ihres Büros im hundertsten Stock des Gebäudes des Weltsekretariats und schaute auf die Skyline von Toronto hinaus. Die Sonne ging bereits unter – wie so oft, wenn sie hier stand und ein Problem wälzte. Aber sie schien es immer öfter zu tun, seit dieser verdammte Sar-Say in ihr Leben getreten war.
    »Nun«, sagte sie zu ihrem Besucher. »Was halten Sie davon?«
    Anthony Hulsey, Abgeordneter aus New South Wales und Nadine Halstrøms inoffizieller Problemlöser im Parlament, streckte sich auf dem elektrisch verstellbaren Stuhl und balancierte ein Glas mit Bourbon und Wasser auf seiner dicken Wampe. Diese lässige Körperhaltung stand freilich im Kontrast zu der inneren Spannung, die die Frage der Koordinatorin bei ihm ausgelöst hatte. Nachdem er sich mit der Antwort eine Minute Zeit gelassen hatte, erwiderte er schließlich: »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Madame Koordinatorin.«

    »Was ist das denn für eine Antwort, Tony.«
    »Es ist die Wahrheit, Nadine. Bei diesem Problem vermag man sich anscheinend nur für das kleinste Übel zu entscheiden.«
    »Wieso?«
    »Das ist doch offenkundig. Der emotional befriedigende Kurs ist der, den der junge Rykand propagiert. Wir kämpfen mit List und Tücke, bis aufs Messer. Vielleicht werden wir am Ende sogar gewinnen, obwohl das eher unwahrscheinlich ist – also werden wir wohl verlieren. Und wenn wir verlieren, werden die Broa uns wahrscheinlich auslöschen.
    Dem steht Mikhail Vasloffs Plan gegenüber. Wir graben ein Loch, klettern rein und tun über uns den Deckel drauf. Feigheit ist zwar keine Zier, aber in diesem Fall wäre es vielleicht doch das Klügste. Schließlich haben wir in den vielen tausend Jahren, die wir von der Existenz der Broa gnädigerweise nichts wussten, noch keinen Besuch von ihnen bekommen. Wäre doch gut möglich, dass wir noch ein paar Jahrtausende in Frieden leben können. Wir müssen nur damit aufhören, im ganzen Universum Präsenz zu demonstrieren.«
    »Mir gefällt Vasloffs Plan auch nicht«, erwiderte die Koordinatorin. »Für Defätismus habe ich noch nie Verständnis gehabt. Wir würden den ganzen Fortschritt der Menschheit, den wir im letzten Jahrhundert erzielt haben, einer trügerischen Sicherheit opfern.«
    »Für Defätismus habe ich auch kein Verständnis«, sagte Hulsey. »Das heißt aber nicht, dass es unter diesen Umständen nicht doch eine sinnvolle Option wäre.«
    »Wie sollen wir dann zu einer Entscheidung gelangen? Die Sache zur Abstimmung stellen?«
    Hulsey stieß ein animalisches Grunzen aus. »Die Leute werden sich für die Seite entscheiden, die sie am schönsten
einlullt. Es hätte gerade noch gefehlt, wenn wir diese Sache in eine der üblichen Propagandaschlachten verwandeln würden. Vasloff wird schon von

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