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Sternenstürme

Sternenstürme

Titel: Sternenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Neuankömmling musste eine Unterkunft, ein Büroraum und ein Arbeitsplatz in einem von einem Dutzend Studiengruppen zugewiesen werden. Sie mussten darüber hinaus über die Expedition zur Sonne der Voldar’ik und den Kenntnisstand der Menschheit in Bezug auf die Broa informiert werden.
    Diese letzteren Aufgaben oblagen Mark und Lisa. Einmal wöchentlich gaben sie für die Neuankömmlinge einen vierstündigen Orientierungskurs, wobei sie den öden
Stoff durch Anekdoten auflockerten. Die restliche Zeit standen sie für ›Konsultationen‹ zur Verfügung, was bedeutete, eine Flut von Fragen von jeder Studiengruppe zu beantworten. Viele dieser Fragen wurden mehrmals gestellt, aber es hatte auch wenig Zweck, den Fragesteller auf die bereits veröffentlichten Antworten zu verweisen. Jeder wollte die Informationen aus erster Hand von jemandem hören, der die Souveränität mit eigenen Augen gesehen hatte.
    Die wöchentliche Vorlesung war eine Einführung in die Geschichte der Souveränität , der broanischen Physiologie und Psychologie – eigentlich Sar-Says Physiologie und Psychologie – sowie über die bekannten physikalischen Grundlagen des broanischen Raums. Die Antwort auf die Frage ›Was wissen wir über den broanischen Raum?‹ lautete leider: ›nicht viel‹.
    Mark erklärte den Fragestellern, das Problem bestünde darin, dass jemand, der über Sternentore reiste, sich kaum für die physikalische Position der Sterne im Universum interessierte. Ihn interessierte nur die Folge der Tore, die für einen Sprung von System A nach System B benutzt werden mussten. Ihre Karten hatten deshalb Ähnlichkeit mit U-Bahn-Netzplänen. Sie vernachlässigten die astronomischen Aspekte und zeigten stattdessen die Abfolge von Sprung-Punkten, wobei auf eine Korrelation mit den tatsächlichen Positionen der Sterne am Himmel verzichtet wurde.
    Und es dauerte auch nicht lange, bis die Arbeitsgruppe Astronomie dieses Defizit an Astrogationsdaten zum dringendsten Problem des Instituts erklärte. Doch die anderen Arbeitsgruppen hatten auch ihre ›dringendsten Probleme‹, und alle hofften sie, dass entweder Mark oder Lisa für Durchblick sorgen würden, wenn sie ihnen nur genügend Löcher in den Bauch fragten.

    Dieses ›Sperrfeuer‹ von Fragen warf bei Mark wiederum die Frage auf, ob es denn klug gewesen war, Klys’kra’t so schnell zu verlassen, nachdem sie die Wahrheit über Sar-Say herausgefunden hatten. Wenn sie nämlich vor ihrer Flucht den Daten-Handel abgeschlossen hätten, wären sie nun im Besitz einer vollständigen astronomischen Datenbank.

    »Heute hat schon wieder eine Demonstration stattgefunden«, sagte Lisa zu Mark, nachdem er den wöchentlichen Orientierungskurs beendet hatte. Die beiden hatten sich nebeneinander in die winzige Küche gequetscht und bereiteten das Abendessen zu.
    »Wo denn?«
    »In Toronto, wo sonst? Dem Vernehmen nach soll eine Million Menschen für ›Frieden‹ demonstriert haben, aber anhand der Bilder, die ich gesehen habe, scheinen es nur 200 000 gewesen zu sein.«
    »Vasloff scheint ein Händchen dafür zu haben, die Leute auf seine Seite zu bringen, was?«
    »Kein Wunder. Er ist in jeder Nachrichtensendung und Talkshow im Internet präsent. Mit der Verbreitung von Angst und Schrecken kann man anscheinend Quote machen.«
    Mark drehte sich um, nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann hielt er sie nur fest. »Es gibt etwas, das wir bedenken sollten, mein Schatz.«
    »Was denn?«
    »Dass er höchstwahrscheinlich recht hat. Vielleicht schicken wir die Menschheit wirklich auf ein Himmelfahrtskommando.«
    »Sag doch nicht so was«, sagte sie unwirsch und gab den Kuss zurück, diesmal auf den Mund.
    »Und wieso nicht?«

    »Weil das nur die Illusion von Sicherheit vermittelt. Unser Ansatz führt zu tatsächlicher Sicherheit.«
    »Oder zu unserem Untergang.«
    Sie nickte. »Oder zu unserem Untergang. Beides ist aber besser als das Schicksal, das Sar-Say uns zugedacht hat.«
    Mark lief es eiskalt den Rücken hinunter. Als man ihn an Bord der Ruptured Whale mit seinen Plänen für die Erde konfrontiert hatte, hatte Sar-Say ganz unverblümt gesagt, was Dienerschaft für die Broa bedeutete. Vielleicht hatte er sie derart einschüchtern wollen, dass sie freiwillig kapitulierten. Dann hatte er sich aber verrechnet! Seine Beschreibung des Lebens unter den Oberherren hatte sie in ihrer Entschlossenheit eher noch bestärkt, anstatt sie zur Aufgabe zu bewegen. Und doch – obwohl der

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