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Sternenzauber

Sternenzauber

Titel: Sternenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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der das alles durchaus bekannt war, hörte nicht wirklich zu. Einzeln waren es alles nur geringfügige Fälle von Fehlverhalten infolge ihrer Außenseiterposition,
aber zusammengenommen klang es doch weitaus schlimmer. Lieber gar nicht hinhören. Und während sie Pams Stimme in den Hintergrund blendete, ließ Clemmie die Gedanken schweifen.
    Sie hatte nie vorgehabt, Arzthelferin zu werden. Wie meistens in ihrem Leben seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr war sie da irgendwie so hineingerutscht. Als sie fünfzehn war, war die Firma, bei der ihr Vater arbeitete, vom ländlichen Berkshire nach Thurso am nördlichsten Ende von Schottland verlegt worden. Damals hatte man einvernehmlich beschlossen, dass Clemmie, um nicht die Schule wechseln zu müssen, in Bagley-cum-Russett bleiben und bei ihrer Tante und ihrem Onkel wohnen sollte.
    Clemmie, entgegen dem Trend der Zeit total begeistert von Chemie, ein Ass in Naturwissenschaften und durchschnittlich gut in allen anderen Fächern, war fröhlich in die Wohnung über dem Postladen eingezogen und hatte ihr Leben im Dorf so weitergeführt wie zuvor. Vage hatte sie sich vorgenommen, nach dem Abitur (alle Prüfungen in Naturwissenschaften, alle mit Eins), oder vielleicht nach der Universität (Cambridge), in den Norden umzuziehen, um wieder näher bei ihren Eltern zu sein. Aber irgendwie hatte es sich nicht ergeben. Es war sehr viel naheliegender gewesen, nach ihrem Universitätsabschluss einfach wieder an den Ort zurückzukehren, der schon immer ihre Heimat gewesen war, um wieder mit ihren alten Freunden aus Kindertagen zusammen zu sein. Natürlich hätte es nun eigentlich angestanden, aus ihrer beeindruckenden Ausbildung das Beste herauszuholen; aber weil Clemmie mit ihrem Leben eigentlich nichts anderes anfangen wollte, als dekorative Sprengkörper zu basteln, waren die Möglichkeiten ziemlich begrenzt.
    Da der Großteil globaler Feuerwerkskörper heutzutage in China hergestellt und in vorgefertigten Gebinden weltweit an
pyrotechnische Firmen verschickt wird, waren ihr Diplom und ihre lebenslange Erfahrung im Zusammenbrauen chemischer Cocktails nirgendwo sonderlich dringend gefragt.
    So kam es, dass sie nach der Universität und vor der Stelle bei Dovecote vorübergehend bei verschiedenen Arbeitgebern als Kellnerin, Bardame, Sachbearbeiterin, Taxifahrerin, Datentypistin, Schülerlotsin, Putzfrau, Küchenhilfe, Immobilienmaklerassistentin, Zahnarzthelferin, Labortechnikerin und natürlich auch als Verkäuferin im Postladen von Bagley-cum-Russett gearbeitet hatte.
    Mit ihrem erstklassigen Abschluss in Chemie hätte sie sich im besten Falle zielstrebig anschicken sollen, ein Forschungsprojekt an Land zu ziehen oder im schlimmsten Fall gelangweilte Teenager in Naturwissenschaften zu unterrichten. Wenn sie nach der Universität nur nicht nach Bagley-cum-Russett zu ihrer Tante und ihrem Onkel zurückgekehrt wäre und dadurch den Anschluss verpasst hätte … Wenn sie nur irgendetwas anderes wirklich gerne täte, außer Feuerwerke herzustellen … Wenn sie nur nicht schon immer in Bagley-cum-Russett gelebt hätte … Wenn Sukie und Chelsea und Phoebe und Amber sie nur nicht überredet hätten, zu Ferns und Timmys Hochzeitsfeier zu gehen … Wenn sie sich nur nicht in Guy Devlin verliebt hätte …
    »… und deshalb, so leid es mir tut …« Pam machte ein Gesicht wie jemand, der dir gleich sagen will, dass du bei der Führerscheinprüfung durchgefallen bist, dein HIV-Test positiv ist, du ein halbes Vermögen an Einkommenssteuer nachzahlen musst und dein Ehemann mit deiner besten Freundin abgehauen ist, und zwar alles am selben Tag. »Bedauerlicherweise, Clemmie, bleibt mir nichts anderes übrig, als dir eine schriftliche Abmahnung zu erteilen. Möchtest du dich dazu äußern?«

    »Durchaus.« Clemmie lächelte bekümmert. »Du warst immer sehr nett zu mir, Pam. Und ich bin dir wirklich dankbar, dass du mir diesen Job besorgt hast, aber …«
    »Du warst nie mit dem Herzen dabei?«
    Mit dem Herzen? Clemmie schüttelte den Kopf. Nein, die Dovecote -Praxis hatte ihr nie am Herzen gelegen. Ihr Herz weilte derzeit irgendwo in Winterbrook, der nächstgrößeren Stadt nach Hazy Hassocks – bei The Gunpowder Plot und dem wunderbar verrückten, herrlich unkonventionellen und eindeutig brandgefährlichen Guy Devlin – und widmete sich dem Austüfteln der wildesten und sensationellsten Feuerwerke aller Zeiten.
    »So könnte man sagen«, antwortete Clemmie. »Und mal ehrlich, Pam, Bunty und ich

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