Sternstunden des Universums
zunächst Treibhausgase wie Kohlendioxid, Wasserdampf und Methan, bevor sie einen wesentlichen Anteil der absorbierten Energie (dunkelrot) wieder abgeben und damit die Erde aufheizen.
Messungen an Eisbohrkernen haben ergeben, dass das Kohlendioxid in den letzten 800000 Jahren nie mehr als 0,029 Prozent der Atmosphäre ausgemacht hat. Seit Beginn der Industrialisierung ist jedoch dieser Anteil vor allem durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe, durch die Aktivitäten der Zementindustrie sowie durch die großflächige Entwaldung auf 0,0385 Prozent angestiegen. Im schlimmsten Fall, ohne die Einleitung entsprechender Gegenmaßnahmen, könnte es bereits 2030 zu einer Verdopplung der vorindustriellen Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre kommen. Der damit einhergehende prognostizierte Temperaturanstieg würde die größte Klimaveränderung seit 10000 Jahren bedeuten und die Fähigkeit vieler Ökosysteme, sich an diese Klimaveränderungen anzupassen, überschreiten. Nach Einschätzung von Klimaforschern bestünde jedoch eine Chance, das Schlimmste abzuwenden, vorausgesetzt, die Staatenlenker verständigten sich rechtzeitig über gemeinsame Maßnahmen zur Reduzierung des anthropogenen Treibhausgasausstoßes.
Diese Prognosen werden jedoch nicht von allen gleichermaßen als zutreffend erachtet. Manche Skeptiker sind trotz der Fülle wissenschaftlich fundierter Fakten von Zweifeln geplagt. Niemand kann ausschließen, sagen sie, dass sich die Wissenschaft irrt. Es könnte doch sein, dass andere – bisher unbekannte – Ursachen als die vom Menschen verantwortete Zunahme der atmosphärischen Treibhausgaskonzentration den sich andeutenden Klimawandel einleiten. Abrupte Klimaschwankungen von plus/minus 10 Grad innerhalb weniger Jahrzehnte, so wird argumentiert, habe es immer wieder gegeben. Verursacht würden diese Extreme vermutlich durch eine Veränderung der Meeresströme. Außerdem sei eine gegenwärtige signifikante Erwärmung der Erde nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Schuld an der Erwärmung könnten ja auch periodische Änderungen der Erdbahnparameter sein, beispielsweise der Neigung der Erdachse oder der Elliptizität der Erdbahn. Über einen längeren Zeitraum betrachtet, könnte sich auch die Präzession der Erdachse negativ auf das Klima auswirken. Bekannt sind diese Veränderungen unter dem Stichwort »Milankovi´c-Zyklen«. Und nicht zuletzt: Welchen Einfluss hat die Sonne? Das IPCC schätzt, dass die Sonne seit Beginn der Industrialisierung um 1850 mit einer Steigerung von etwa 0,12 Watt pro Quadratmeter zur Erderwärmung beigetragen hat. Parallel mit dem zyklischen Auftreten von Sonnenflecken erhöhte sich ihr Energieausstoß um 0,1 Prozent. Schließlich dürfe man auch das aus den Meeren freigesetzte Kohlendioxid nicht unterschätzen. Mengenmäßig soll es den vom Menschen verursachten Eintrag um ein Vielfaches übertreffen.
Wie sich das Klima langfristig entwickelt, wird sich vermutlich erst in einigen Jahrzehnten zweifelsfrei beurteilen lassen. Vielleicht kommt es noch schlimmer als prognostiziert. Über sehr lange Zeit wächst sich der Klimawandel vielleicht sogar zu einer Katastrophe aus. Wohlgemerkt, zu einer Katastrophe aus anthropozentrischer Sicht, zu einer selbst verschuldeten Katastrophe für die Menschheit, nicht für die Natur. Die Natur kennt keine Katastrophen. Doch wie auch immer sich das Klima verändert, es wird nicht nur Verlierer, es wird auch Gewinner geben. Andere Lebewesen, die gegenwärtig ihr Dasein in ökologischen Nischen fristen, werden aufblühen und die Erde in Harmonie mit ihrer Umwelt bewohnen, nicht beherrschen. So war es immer im Laufe der Erdgeschichte. Wenn der Mensch für sich in Anspruch nehmen will, ein mit Vernunft begabtes Wesen zu sein, dann sollte er die drohende Gefahr der Klimaveränderung ernst nehmen und versuchen abzuwenden, was noch abzuwenden ist. Gelingt das nicht, könnte sich auch die Spezies Mensch, wie schon so viele andere Arten, dereinst als ein Irrweg der Natur erweisen, als eine, wenn auch tragische Episode in der Geschichte des Planeten Erde.
Verglichen mit den Zuständen auf anderen Planeten sind jedoch die klimatischen Bedingungen auf der Erde, alle prognostizierten Veränderungen eingerechnet, geradezu paradiesisch. Fiktive Außerirdische würden uns vielleicht vorwerfen, auf sehr hohem Niveau zu jammern. Schauen wir uns doch mal um. Man muss sich nicht allzu weit von der Erde entfernen, um auf unerträgliche Verhältnisse zu stoßen. Denken
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