Sternstunden des Universums
Klima.
Abb. 20: Der Planet CoRoT-7b im Größenvergleich zur Erde und zum Planeten Neptun. Wie es auf CoRoT-7b aussehen könnte, zeigt das Bild unter der weißen Scheibe.
Ziehen wir Bilanz: Dass ein Wesen wie der Mensch auf derartigen Planeten fehl am Platze ist, steht außer Diskussion. Das muss aber nicht heißen, dass Leben unter extremen klimatischen Bedingungen prinzipiell unmöglich ist. Für Leben, wie wir es kennen, trifft das sicher zu. Aber wer sagt denn, dass es nicht auch andere Lebensformen gibt? Formen, die nicht auf Kohlenstoff aufbauen, sondern auf anderen Elementen? Unsere Sicht auf das Leben ist bis dato sehr einseitig. Oberstes Credo in der Biologie ist noch immer: Leben kann nur in Anwesenheit von Wasser in flüssiger Form bestehen. Setzen wir uns mit diesem Dogma nicht unnötig Scheuklappen auf, die die Suche nach außerirdischem Leben einengen? Dieser Meinung ist auch eine Wissenschaftsgruppe um Maria Firneis vom Institut für Astronomie an der Universität Wien. Hier versucht man den Geozentrismus in Astronomie und Biologie ein wenig aufzubrechen. Es könnte doch auch Lebensformen geben, die sich nicht in Wasser, sondern in alternativen Lösungsmitteln wie Ammoniak, Ethan, Formamid, Methan, Schwefelsäure oder auch Wasser-Ammoniak-Gemischen entwickelt haben. Da diese Substanzen in anderen Temperaturbereichen als Wasser in flüssigem Zustand vorkommen, würde sich der Begriff »Habitable Zone« – man versteht darunter den Bereich um einen Stern, in dem ein umlaufender Planet von seinem Stern gerade so viel Strahlungsenergie empfängt, dass das jeweilige Lösungsmittel weder gefriert noch verdampft, sondern flüssig ist – deutlich erweitern. Nach Ansicht der Forscher müssen sich primitive Systeme, beispielsweise in Form belebter Makromoleküle, die sich in diesen Lösungsmitteln entwickeln können, nicht zwingend auf Kohlenstoff aufbauen. Damit rücken insbesondere der Saturntrabant Titan und der Jupitertrabant Europa in den Fokus der Suche nach andersartigem, extraterrestrischem Leben. Bei zukünftigen Weltraummissionen sollte man daher gezielt auch nach »Alien-Molekülen« Ausschau halten. Doch auch wenn man dereinst uns fremde Strukturen finden sollte: Unterhalten kann man sich mit denen nicht.
Kapitel 5
Spring, Neptun, spring!
»Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten.« Bis September 2006 war dies ein wunderbarer Merksatz, um sich anhand des Anfangsbuchstabens jedes Worts die Reihenfolge der Planeten unseres Sonnensystems – Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto – ins Gedächtnis zu rufen. Wie gesagt: Das galt bis September 2006. Seitdem zählt Pluto nicht mehr zu den Planeten, denn die Internationale Astronomische Vereinigung hat ihm mit einer umstrittenen Entscheidung den Planetenstatus aberkannt und ihn zu einem Zwergplaneten degradiert. Damit hat unser Sonnensystem nur noch acht Planeten, und der schöne Merksatz ist auch nichts mehr wert.
Nach neuesten Forschungsergebnissen hat dieser Satz nicht nur ab 2006 seine Gültigkeit verloren, er hat auch den Zustand in der Frühzeit unseres Sonnensystems falsch wiedergegeben. Denn sehr wahrscheinlich waren die vier äußeren Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun anfänglich anders aufgestellt. Ihre heutigen Bahnen dürften sie nicht schon bei der Entstehung des Sonnensystems, sondern erst rund 700 Millionen Jahre später eingenommen haben. Da das Sonnensystem rund 4,5 Milliarden Jahre alt ist, ziehen diese Riesen ihre vertrauten »Kreise« vermutlich erst seit rund 3,8 Milliarden Jahren.
Wie die Planetologen zu dieser Ansicht gelangten, ist eine interessante Geschichte. Sie beginnt mit der Theorie zur Entstehung eines Planetensystems, der Geburt des zentralen Sterns und der Frage, wie sich Planeten bilden.
Ein Stern entsteht, indem eine ausgedehnte interstellare Gas- und Staubwolke unter ihrer eigenen Schwerkraft kollabiert. Ist schließlich die Materie im Zentrum der Wolke so weit komprimiert, dass dort eine Temperatur von rund 10 Millionen Grad herrscht, beginnt Wasserstoff zu Helium zu verschmelzen. Aus diesen Fusionsprozessen gewinnt der Stern fortan seine Energie. Das restliche, nicht zur Sternentstehung verbrauchte Wolkengas sammelt sich scheibenförmig um den Stern und bildet die sogenannte protoplanetare Gasscheibe, auch »solarer Nebel« genannt. Dieses Scheibengas ist der Baustoff, aus dem sich die Planeten entwickeln. Das beginnt damit, dass etwa 1
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