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Sternstunden des Universums

Sternstunden des Universums

Titel: Sternstunden des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Lesch
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Wasserstoffgas zu ionisieren. Vermutlich haben sie weniger Sterne und sind daher zu leuchtschwach, um mit den gegenwärtigen Teleskopen entdeckt zu werden. Vielleicht gelingt das mit dem James-Webb-Weltraumteleskop, das 2013 als Nachfolger des Hubble-Weltraumteleskops in eine Erdumlaufbahn gebracht werden soll. Angeblich wird es so lichtstark sein, dass damit sogar Galaxien »fotografiert« werden können, die vor 13,4 Milliarden Jahren zu leuchten begannen, also nur 300 Millionen Jahre nach dem Urknall.
    Nachschlag:
    Wie zu Beginn des Kapitels bereits beklagt: Nichts ist von Dauer. Und so informierte das ESO (European Southern Observatory) am 21. Juli 2010 über einen soeben entdeckten Stern, der gleich in mehrfacher Hinsicht alle bisherigen Rekorde bricht. Entdeckt wurde er mit mehreren Teleskopen des Very Large Telescope (VLT) der ESO in Chile. Der Stern, um den es geht, hat den schönen Namen R136a1 und befindet sich in 165000 Lichtjahren Entfernung im Tarantel-Nebel in der Großen Magellanschen Wolke (Abb. 49). Beobachtungen haben ergeben, dass R136a1 rund eine Million Jahre alt ist und vermutlich mit einer Masse von rund 320 Sonnenmassen »geboren« wurde. Da derart massereiche Sterne gewaltige Sternwinde entwickeln, das heißt, Materie in Form von geladenen Teilchen von ihrer Oberfläche abblasen, hat R136a1 mittlerweile bereits etwa 55 Sonnenmassen an Substanz verloren, so dass er gegenwärtig »nur« noch die 265-fache Masse unserer Sonne besitzt. Könnte man R136a1 an die Stelle unserer Sonne setzen, so würde er die Erde so stark anziehen, dass sie für einen Umlauf nur rund drei Wochen benötigen würde. Natürlich dürfte der Stern nicht so groß sein, dass er über die Erdbahn hinausreicht. Aufgrund seiner Oberflächentemperatur von mehr als 40000 Grad emittiert der Stern auch enorme Mengen an UV-Strahlung, die alles Leben auf der Erde abtöten würde. Was die Leuchtkraft von R136a1 anbelangt, so glauben seine Entdecker, dass er mit seinen fast 10 Millionen Sonnenleuchtkräften nicht nur der massereichste, sondern auch der hellste bisher entdeckte Stern ist. Dem widersprechen – siehe oben – die Angaben zum Stern LBV 1806-20. Vielleicht haben die Astronomen ja auch R136a1 mit LBV 1806-20 verglichen, als sich dieser gerade in der Phase seines Helligkeitsminimums befand (Abb. 50).

    Abb. 49: Der Tarantel-Nebel in der Großen Magellanschen Wolke, einer 165000 Lichtjahre entfernten Nachbargalaxie unserer Milchstraße. In dem zum Nebel gehörenden Sternhaufen R136 leuchtet der gegenwärtig massereichste Stern R136a1.

    Abb. 50: Aufgrund seiner enormen Masse von rund 265 Sonnenmassen übertrifft der Stern R136a1 hinsichtlich Größe und Leuchtkraft die meisten bekannten Sterne.
    Wie ein Stern solcher Größe entstehen konnte, darüber rätseln die Astronomen ebenfalls. Vielleicht wurde R136a1 ja auch gar nicht als Einzelstern geboren, sondern es haben sich mehrere kleinere Sterne zu diesem Riesen zusammengefunden. Wie auch immer diese Frage beantwortet werden wird: Die Geschichte der Sternentstehung ist damit noch lange nicht zu Ende geschrieben.

Kapitel 11
    Quasi ein Stern
    Ein Fremdwörterlexikon ist eine feine Sache. Man erfährt beispielsweise, dass das Wort »quasi« seinen Ursprung im Lateinischen hat und so viel bedeutet wie: sozusagen, gewissermaßen, gleichsam. Das »quasi« bringt zum Ausdruck, dass zwischen zwei Dingen eine scheinbare Ähnlichkeit besteht, obwohl sie in Wirklichkeit grundlegend verschieden sind. Auch in der Astronomie begegnet man diesem »quasi«. Es versteckt sich in dem Begriff »Quasar« (quasistellare Radioquelle) und im Kürzel »QSO« (quasistellares Objekt). Obwohl sich diese Strahlungsquellen in der Intensität ihrer Emission im Radiobereich deutlich unterscheiden, beiden aber der gleiche Mechanismus zugrunde liegt, hat es sich eingebürgert, auch die QSOs unter dem Überbegriff »Quasar« zu versammeln. Im Folgenden wird daher nur noch von Quasaren die Rede sein.
    Was aber sind Quasare, und was ist das für ein Mechanismus, der sie befeuert? Aufgefallen sind diese Objekte in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgrund ihrer starken Emission von Radiostrahlung. Als man jedoch diese Radioquellen im Bereich des sichtbaren Lichts unter die Lupe nahm, sahen sie aus wie Sterne. Winzige Lichtpunkte, deren Struktur auch mit den besten Teleskopen nicht aufzulösen war. Der Quasar 3C-273 in der Konstellation Jungfrau war eines der ersten dieser mysteriösen Objekte,

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