Zutritt verboten
1.
Torp Lowinski hatte darin wohl seine allerletzte Chance gesehen. Wenn er das risikoreiche Unternehmen überstand, hatte er alle Aussichten, mit einem milden Urteilsspruch davonzukommen. Er hatte sein Schicksal in unsere Hände gelegt. Nur wir hatten noch die Möglichkeit, ihn vor der Gaskammer im Zuchthaus von Trefton zu bewahren.
Schon vor vierundzwanzig Stunden war der Video-Tonstreifen auf meinen Schreibtisch geflattert.
»Zur Kenntnisnahme Chef GWA-Raumkorps« hatte auf dem Umschlag gestanden.
Ich hatte den Streifen sofort durch den Kleinbetrachter laufen lassen. Nun – die Jagd nach einem fünffachen Mörder und seine Überführung war ausschließlich Angelegenheit des FBI. Noch niemals hatten wir uns von der GWA um normal-kriminalistische Delikte innerhalb der Bundesstaaten gekümmert.
Diesmal lag der Fall jedoch anders, auch wenn die Bundeskriminalpolizei auf Grund ihrer Kompetenzen das Todesurteil beantragen konnte.
Torp Lowinski war ein schmächtiger Mann mit schwer zu analysierenden Komplexen. Niemals war er von einem Mädchen geliebt worden; niemals hatte man ihn zu einer Party eingeladen. Durch dieses ständige Zurückstoßen war er auf den Gedanken gekommen, seinen erfolglos Angebeteten anonyme Drohbriefe zu schicken und hohe Summen zu fordern, andernfalls die Eltern »dran glauben müßten«.
Schließlich steigerte sich die Verwirrung seines Geistes derart, daß er die Väter von fünf Mädchen aus dem Hinterhalt erschoß. Er benutzte bei den Morden eine im freien Handel erwerbbare Luftpistole, deren Stahlbolzen er vorher vergiftet hatte.
Die Bundeskriminalpolizei hatte den Fall als Bundesdelikt aufgegriffen und den Mörder nach einem kurzen Feuergefecht gestellt.
Bei der Verhandlung war das Gericht dem Antrag des Staatsanwaltes gefolgt und hatte Torp Lowinski zum Tod in der Gaskammer verurteilt. Das Gesetz ließ bei den Verbrechen keinen anderen Richterspruch zu.
Nachdem ich mir alle Einzelheiten eingeprägt hatte, war der Video-Tonstreifen von mir an den Chef der GWA, Vier-Sterne-General Arnold G. Reling, zurückgesandt worden. Gleichzeitig hatte ich damit die Anfrage verbunden, warum einem GWA-Schatten diese Mitteilungen gemacht wurden und was er mit dem Wissen anfangen sollte.
Zehn Minuten später war der Anruf des Alten erfolgt. In seiner typischen, ungemein erfrischenden Art hatte er mir mitgeteilt, ich sollte mich gefälligst nicht um Dinge kümmern, die mein Säuglingsverstand doch nicht verarbeiten könnte.
Vor drei Stunden hatte ich dann den Befehl erhalten, sofort im geheimen Zentrum des GWA-Hauptquartiers zu erscheinen. Die Bio-Dienstmaske sei selbstverständlich anzulegen.
Ich hatte also die Prozedur auf mich genommen, etwa dreitausend Meter unter die Erdoberfläche zu fahren und meinen Körper einem Roboter-Test zu unterwerfen.
Nachdem Gehirnfrequenzen, Nervenreflexe, Gaumen- und Handabdrücke gemessen und ausgewertet worden waren, hatte die Maschine vor mir das meterstarke Panzertor geöffnet und die Rohrbahn alarmiert.
Im Vakuum der Röhre war ich mit Schallgeschwindigkeit nach Nordost befördert worden. Nun stand ich im neuen Zentrum der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr tief unter den Felsmassen des Allegheny-Gebirges.
Die Erbauer dieser gigantischen Anlage behaupteten zuversichtlich, das mit atomaren Felsfräsern erschaffene Labyrinth aus riesigen Hallen, kleineren Labors und unzähligen Gängen wäre absolut sicher gegen jede Art von Atomangriffen.
Als wir aber vor etwa neun Monaten mit den Kollegen aus Großasien und Rußland in
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